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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Frühstücksfreundin auf. Vielleicht habe Karin ihr einen Wink geben wollen, habe Robert in der Stadt gesehen, in Begleitung?
    »Das ist ein Scheißspiel!«
    Vor Wut verfärbt, marschierte er im Trotzschritt ins Bad und schloß die Tür hinter sich zu.
    Beim Mann gilt Kurzschluß als Zeichen der Kraft.
    Ein Blick in den Spiegel und die Frage:
    Was ist denn schon? Eine Frau imponiert ihm, eine gescheite Frau. Sie regt ihn an; er unterhält sich gern mit ihr. Ja und? Was hat er denn getan bis jetzt? Nicht einmal entschuldigt hat er sich für sein Verhalten vor dem Fundbüro.
    Dazu bietet sich auch am nächsten Morgen keine Gelegenheit. Tiedemann sitzt schon da und zwei weitere Herren. Das ist gut so. Sie können nicht jeden Morgen zusammenglucken, wenn die anderen kommen. Sidonie verhält sich völlig neutral. Sie spricht kaum mit ihm. Erst beim allgemeinen Aufbruch ergibt sich eine kurze Verständigungsmöglichkeit.
    »Ich bin Ihnen noch eine Erklärung schuldig.«
    »Bitte nicht anrufen. Lieber morgen wieder früher.« Wie ein heimliches Liebespaar müssen sie tuscheln; Robert kommt sich ziemlich albern vor. So kann das nicht weitergehen. Das zerrt nur an den Nerven.
    Überhaupt war das ein dummer Tag. Nichts ging voran. Zwei längst abgeschlossen geglaubte Fälle kamen auf seinen Schreibtisch zurück; die Sekretärin versuchte vergeblich mit dem Vorzimmer des Chefs einen Termin auszumachen, weil Robert in dem schwierigen Fall noch auf eine Unklarheit hinweisen wollte, bevor einer der Doktores im Hause dahinterkam und seine eigene Entdeckung daraus machte. Der Chef war nach einer Sitzung weggefahren und würde heute nicht wiederkommen, hieß es. Aber Roberts Intimfeind, der alte Syndikus, sei wieder genesen.
    Gegen Mittag rief Franziska an, wie immer. Sie hatten sich sofort wieder versöhnt gestern abend, sich Hand in Hand entspannt und mit tiefen Atemzügen den Schlaf herbeigelockt.
    Warum rief Sidonie eigentlich nicht an, wenn sie schon nicht angerufen werden wollte? Vielleicht konnte sie nicht frei reden, dort, wo sie saß. Und überhaupt, warum sollte sie? Was erwartete er sich? Möglicherweise schätzte er die Situation völlig falsch ein. Dann lag das aber nur an ihrer Bemerkung, sie habe das Gefühl, ihn schon lange zu kennen. Das war ehrlich. Und ihm ging es genauso. Mit Franziska hatte das nichts zu tun. Überhaupt nichts.
    Franziska ist eine großartige Person. Ja, das ist sie. Auf keinen Fall durfte sich da etwas dazwischendrängen. Obwohl es das geben soll. Den Mann zwischen zwei Frauen, die Frau zwischen zwei Männern. Bände gibt es über dieses Thema, Tausende von Bänden. In seinem Fall aber hieße das, die Lage wirklich falsch einschätzen.

3. Möglichst offiziell

    Die ganze Nacht hat es geregnet, regnet noch immer. Wie verabredet, sind sie früher gekommen, haben sich weit auseinander gesetzt und gefrühstückt. Mit dem Hinweis, der Rauch vom Tisch der Skatspieler sei bei dem herrschenden Tiefdruck besonders penetrant, haben sie sich erhoben, das Café unter den gesammelten Blicken verlassen und sind draußen, deutlich zu sehen, in verschiedene Richtungen gegangen. Erst an Roberts Wagen haben sie sich wiedergetroffen. Mit einem Kumpanenlächeln.
    Heute, ohne das ablenkende Fahren, ist es anders, nebeneinander zu sitzen. Die sofort beschlagenden Scheiben machen den Wagen zum Versteck. Zu einem Versteck, das keinen Schutz bietet. Man ist einander ausgeliefert. Und sich selbst.
    Robert bringt die versprochene Erklärung, viel zu ausführlich, wie er an den grauen Augen abliest. Das ist vorbei, interessiert nicht mehr, bedarf keiner Rechtfertigung. Wenn er sich mit Selbstironie entschuldigt, genügt das vollkommen.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum ich Sie mit meiner Frau nicht bekannt gemacht habe. Es war unmöglich von mir.«
    Sidonie hat den Oberarm auf der Rücklehne aufgestützt und sieht ihn an.
    »Das ist doch nebensächlich. Das sind Dinge, mit denen muß man rechnen. Aber mit uns hat das nichts zu tun.« Genau die Antwort, auf die er nie gekommen wäre, die er aber von ihr erwartet hat.
    »Ich habe mich benommen wie ein dummer Junge.« Sie sieht ihn an, nah und ausschließlich. Eine Faszination geht von ihr aus, vor der er sich drücken möchte. Noch bevor er recht begreift, was geschieht, nimmt sie seinen Kopf und gibt ihm einen Kuß. Was macht man da? Daß diese Frau ihn küßt — das ist doch... Warum macht er nichts? Karl hat recht.
    »Verzeihen Sie, ich bin sehr ungewandt.« Und als

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