Die Frühstücksfreundin
spielst wie ein Junger!«
»Weil ich sauer auf dich bin.«
»Gefällt dir meine Kleine?«
»Mir mißfällt dein Charakter.«
Was sein Privatleben angeht, ist Karl souverän. Kommentarlos hat er Robert das Geld zurückbezahlt und alle Vorwürfe wegen Belastung der Freundschaft als zu gründlich ergrübelt abgetan. Roberts Zusammentreffen mit Karin, sein stümperhaftes Lügen amüsieren ihn ungemein.
»Ich seh’ euch stehen und dich stammeln!« Er lacht. »Aber sei beruhigt: Karin ahnt immer was, auch ohne dein Zutun. Franziskas Toleranz — das wär’s. Bei dir muß diese daseinserleichternde Eigenschaft leider verkümmern.«
Robert hat es sich nicht verkneifen können, mit bedeutungsvollem Blick zu sagen:
»Ich bin zuverlässig. Aber nicht harmlos.«
Doch Karl hat ihn einfach stehen lassen und ist ins Clubhaus gegangen. In zwei Wagen sind sie zu Franziska gefahren. Karin hatte schon den Tisch gedeckt, zuerst aber beschlagnahmten Jennifer und Martin ihren Pappi.
»Hast du alle Schuhe an? Zeig her.«
»Alle drei Schuhe?«
Beide kicherten und plapperten; Karin kam aus dem Wohnzimmer und hörte zu. Das Thema Schuhe interessierte sie ungemein.
Jennifer und Martin erkannten ihre Wichtigkeit und berichteten weitschweifig von der seltsamen Begebenheit in der Stadtbahn.
Diese Scheißkinder! dachte Robert, doch er ließ sie weiterreden. Es durfte nicht so aussehen, als sei ihm das Thema peinlich. Karl stand bei Franziska in der Küche und naschte Beilagen. Als den Kindern der Stoff ausging, wußte Karin, daß es sich nicht um eine Reparatur, sondern um einen Kauf gehandelt hatte, und sie tischte das Thema beim Essen wieder auf. In scheinbar heiterem Plauderton fragte sie, wieso Robert überhaupt mit der Stadtbahn fahre.
Darüber zeigte sich auch Karl amüsiert.
»Damit er seine Parklücke nicht verliert.«
»Richtig, die Parklücke. Für die er so früh aufsteht.« K&K schüttelten sich vor Lachen, und als Robert sie fragte, was daran so komisch sei, lachten sie noch lauter. Robert lobte das Essen, und sie schlossen sich überschwenglich an. Doch die Unterbrechung hielt nicht lange vor. Karin gab Franziska den fraulichen Rat, sich das nicht tatenlos mitanzusehen, daß ihr Mann sich in der Mittagspause in die Stadt stehle.
Auch bei der herrschenden Ausgelassenheit kam Robert das Thema besonders albern vor. Diese Verdächtigungsneckerei stiftete nur Unfrieden. Es wäre besser gewesen, er hätte mitgelacht. Doch er fühlte sich nicht frei, und Befangenheit ist ein Ratgeber ohne Humor. Karin hatte sich bereits bis in das Haus der Bäckerei vorgestichelt, und Karl schwenkte schelmisch den Drohfinger:
»Robert, Robert! Wohnt da vielleicht deine Frühstücksfreundin?«
Wieder lachte er laut über seinen großartigen Witz, dieser Kerl, und wußte ganz genau, daß Robert darauf nichts erwidern konnte. Sein Mund, der offenstand, war ihm verschlossen. Franziska sah ihn leiden und half. Sie erwähnte den Schuhmacher. Da trumpfte Karin auf. Sie war in dem Haus gewesen und hatte sich erkundigt. Einen Schuhmacher gebe es nicht, das Haus werde vor allem von jungen Damen bewohnt. Wegen der zentralen Lage. Tapfer log Franziska für ihn weiter und mit erstaunlichem Geschick. Es gelang Karin nicht, sie in die Enge zu treiben; immer wieder fiel ihr etwas ein: der Schuster arbeite schwarz, um nicht der einzige Steuerzahler im Haus zu sein.
Karl lachte und trank und trank und lachte. Plötzlich stand Jennifer an der Tür. Sie konnte nicht einschlafen. Robert und Franziska sahen einander an und dachten dasselbe. Die Kinder — das war der Hebel, um die Freunde vorzeitig auf den Weg zu bringen.
»Hast dich aber prima gehalten«, lobte Karl unter vier Augen an der Tür. »Bist ein richtig zuverlässiger Freund.«
Karin bekam noch einen Kuß, dann schloß Robert die Tür. Franziska lehnte an der Wand und atmete tief. »Du weißt, wie ich unsere Freßabende mag. Aber heute waren sie unausstehlich.«
»Hast dich prima gehalten«, sagte Robert und ärgerte sich, daß er denselben Text redete wie Karl. Wie kamen sie eigentlich dazu, sich das bieten zu lassen, und auch noch mitzuspielen? Nur weil Robert schon der Gedanke peinlich war, es könnte peinlich werden für Karl. »Idioten sind wir«, sagte Franziska beim Aufräumen. »Dabei lügst du fließend, als ob du den Dolmetscher hättest im Lügen.«
Mit diesem Lob war Franziska nicht einverstanden. Daß er den Wahrheitsapostel spielte, ärgerte sie, und sie trumpfte mit der
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