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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Tageszimmer im Elite.
    Da fahren sie. Sollen sie fahren.
    Wie ein Schimpansenmädchen sprang Jennifer ihren Pappi an, als er mit der schweren Aktentasche zur Tür hereinkam.
    »Hm! Du riechst aber gut.«
    In Millimeterabstand strich die kleine Nase über seine Revers.
    Hat man das nötig?
    Eine Schrecksekunde lang überlegte er, was er tun solle. Ob er einen Grund erfinden müsse? Und in solche Situationen begab sich Karl ständig.
    »Ist ja gut«, sagte er und schob Jennifer weg. Da kam Martin geschlichen, mit Kopfschmuck und Kriegsbemalung. Er entdeckte nichts an seinem Pappi, nicht einmal ein Haar, und das, obwohl er sich auf dem Kriegspfad befand.
    Robert stellte die Aktentasche auf die kleine Empirekommode — eine Geldanlage nach Franziskas Auffassung, nach seiner eine Freude fürs Auge. Im Gästeklo erfrischte er Hände und Gesicht mit Eau de Cologne und fuhr dabei auch über die Revers.
    An all das denken müssen. Nein, nein, nein!
    Auf seine Frage, wo denn die Mami steckte, die sonst auch zur Begrüßung kam, deutete Jennifer auf die Wohnzimmertür, und der Indianer sprach:
    »Tante Karin ist da. Schwer sauer.«
    Süß oder sauer, Karin war ihm recht als Filter zur Ehefrau nach diesem Tag. Verhalten neigte er sich zum Gattenkuß. Franziska trug das gelbe Kleid, das ihr nicht stand und das er nicht mochte. Sie wußte das. Warum zog sie es trotzdem an? Gerade heute.
    Uneins mit der Welt saß Karin in seinem Ledersessel, was ihm auch nicht paßte.
    »Bist du so lang im Stau gesteckt, du Armer?« Franziska stellte die Frage, um ihrerseits etwas Negatives vorzuweisen, bevor sie ihn über den traurigen Stand der K&K-Ehe unterrichtete. Schockierendes mußte sich begeben haben, für Karin Schockierendes, das sie zwang, sich ihrer Freundin in dieser Angelegenheit zu öffnen. Denn darüber sprach man an sich nicht. Daher war es auch Franziska, die ihn einweihte; die Betroffene sonderte indes Haltung ab. Sie saß aufrecht, ohne Blickkontakt, ohne bestätigendes Nicken.
    Karin hatte ihrem Mann aus Prinzip nie nachgespürt. Sie fand das unwürdig. So war sie auf den Zufall angewiesen, und der hieß, zu Roberts Überraschung, Robert.
    Hier unterbrach Karin ihre Haltung.
    »Als ich dich aus dem Haus kommen sah, mit dem Schuh, und dein verlegenes Stottern hörte, war ich alarmiert.«
    Ihr Verdacht hatte endlich eine Adresse. Jetzt konnte sie dem Zufall nachhelfen. Der ließ auch nicht länger auf sich warten. Sie sah ihren Karl mit dem Mädchen und richtete es auf damenhafte Weise ein, ihnen zu begegnen. Karl habe sofort reagiert und versucht, die Spannung mit heiterem Parlando zu entschärfen, dabei jedoch den Fehler begangen, seine Frau auf Kosten seiner Freundin übermäßig zu loben, was diese veranlaßt habe, Klartext zu reden, bis es nichts mehr zu bemänteln gab. Nicht einmal das Zimmer, das Karl ihr bezahlte.
    Robert verströmte Mitgefühl — die eigenen Erlebnisse befähigten ihn dazu — und schritt, von Karins Tränen bestätigt, alsbald zur Urteilsverkündung:
    »Das mit dem Zimmer finde ich ausgesprochen mies.«
    Hierzu reichte er Obstler aus dem Bauernschrank. Erstaunt sah Franziska zu ihrem Sittenrichter auf. »Wieso? Ist doch besser als im Auto.«
    »Wie kommst du ausgerechnet auf Auto?« Er trank hastig. Franziska verfolgte ihre eigene Logik.
    »Ist doch naheliegend. Er hat eines.«
    »Aber er ist schließlich nicht mehr zwanzig!«
    »Deswegen finde ich ja das Zimmer besser. Entschuldige, Karin.«
    »Was mich dabei stört, ist das Vorsätzliche«, sagte er. »Das haben Seitensprünge so an sich«, sagte sie. »Aber wenn schon, dann am neutralen Ort, nicht in der Wohnung, wo Eltern oder Ehemann... Ist das Mädchen eigentlich verheiratet?«
    Sie wisse es nicht, tat Karin kund, und ihre Miene besagte, daß sie es auch nicht zu wissen wünsche. Franziska meinte, sie würde das an Karins Stelle sehr interessieren. Schon wegen möglicher Folgen. Ihre Umsicht brachte Robert auf. Er fand, sie gehe zu weit, worauf Franziska ihn spießig nannte. Das ärgerte Karin, weil man von ihrem Problem abgekommen war, und sie wollte doch von Robert etwas über das Mädchen hören.
    »Du warst schließlich bei ihr. Was ich nicht sehr fair fand, mir gegenüber«, sagte sie. Robert setzte einen verantwortungsbewußten Blick auf:
    »Ich habe mich nicht danach gedrängt, Karin. Aber nimm’s nicht so schwer. Jeder Mann kann mal einen Koller kriegen.«
    »Du kriegst doch auch keinen!«
    Als handle es sich um ein Kompliment, legte

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