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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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strahlt sie.
    »Ich habe es mir gewünscht, daß Sie auch so denken. Und in meiner Ungeduld hab ich schon einmal prophylaktisch vorgefühlt. Im Elite. Es ist gewiß nicht die Elite der Hotellerie, aber die Lage...«
    »Sie haben nachgefragt? Wann?«
    »Gestern. In der Mittagspause.« Klar sehen ihn die grauen Augen an. »Ich gebe zu, es war mir etwas peinlich. Aber man muß nur alles begründen können und sich dessen sicher sein, was man will.«
    Mit ihm allein sein — das ist es, was sie will. Und er? Wie hat er sich verhalten? Er ist ein Schwein. Ein mieser Lauscher. Sie so zu verdächtigen. Ein Wort der Erklärung würde genügen. Doch er läßt sie weitererzählen, was er schon weiß: Daß eigentlich keine Tageszimmer abgegeben werden, bei ihr jedoch eine Ausnahme möglich wäre. Die grauen Augen sehen ihn an:
    »Wenn Sie meinen, wir sollten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, dann tun Sie es. Sie brauchen nur für die Konferenzdolmetscherin zu bestellen. Dann weiß der Portier Bescheid. Vielleicht für Montag?«

    »Pappi, schau, was ich gemacht hab!«
    »Pappi, schau, das hab ich gemacht!«
    Am Samstagnachmittag gehörte Robert ganz seinen Kindern. Das war so und war ihm recht so. Später trank die Familie Tee und sah fern. Morgen würden sie aufs Land hinausfahren, falls das Wetter sich besserte, die Kinder auf Ponies setzen und erst zum Abendessen wieder zurückkommen.
    »Das hast du gemalt, Jennifer? Ganz allein?«
    »Klar.«
    Martin zeigte das Haus, das er mit dem Steckbaukasten gebaut hatte.
    »Fabelhaft. Aber wo ist der Kamin?«
    »Elektroheizung. Ätsch. Da ist der Gartenkamin.«
    »Ja richtig. Da ist er.«
    Daß sein Sohn in einer höheren Einkommenskategorie spielte, merkte der Pappi nicht. Er war nicht wie sonst bei der Sache. Die Zimmerbestellung beschäftigte ihn. Telefonisch wollte er sie auf keinen Fall machen. Wollte er überhaupt? Also, wenn er wollte, wäre es am besten, hinzufahren. Wie aber wegkommen, bei dem wohlgeordneten Familienleben?
    Als das Telefon klingelte, zuckte er zusammen. Erst nach Franziskas Begrüßungssatz entspannten sich seine Gesäßmuskeln. Karin war’s.
    »Ob wir Sebastian für ein paar Stunden nehmen können? Sie wollen sich aussprechen, und das Mädchen hat frei.«
    »Natürlich. Hauptsache, sie reden. Wir holen ihn. Aber ohne Geige!«
    Karin fand das sehr freundschaftlich. Sie wußte, wie Robert es haßte, am Wochenende autofahren zu müssen.
    »Gehst du weg, Pappi?«
    »Sebastian kommt zu uns. Ich hol’ ihn.«
    »Ach Mensch, der! Der ist so langweilig.«
    Martin maulte, Jennifer wollte mitfahren. Bei ihr konnte Robert nicht nein sagen. Irgendwie würde er das schon hinkriegen, was den kleinen Umweg betraf. Als der Wagen die Betonrampe hochkroch, standen Jennifer, Martin und Franziska da.
    »Wir kommen alle mit. Ich muß noch Kuchen kaufen.«
    Die ganze Familie — das paßte nicht in sein Konzept. Nach einem Kilometer schweigenden Chauffierens gab Robert einen Laut des Unwillens von sich und beklagte, auf Anfrage, seine Vergeßlichkeit. Habe er doch tatsächlich wichtige Akten im Büro liegen lassen. Franziska wußte Rat.
    »Macht nichts, wo wir schon unterwegs sind. Wir holen den Kuchen, du deine Akten.«
    Franziskas Verständnis bestätigte seine Regie. Vor der K&K-Villa blieben sie im Wagen sitzen und ließen Jennifer klingeln. Franziska mußte Martin beruhigen, dem der kleine Geiger überhaupt nicht in den Nachmittag paßte. Ihren erzieherischen Hinweis, man müsse auch etwas tun können, was einem nicht so gefalle, blockte er mit eigener Logik ab.
    »Aber nicht am Samstag.«
    Robert trommelte auf das Lenkrad, und Franziska fragte:
    »Was bist du denn so nervös?«
    »Ich überlege gerade, ob heute überhaupt jemand da ist, in der Firma. Sonst müßte ich’s am Abend nochmal versuchen, wenn der Nachtwächter kommt.« Jennifer brachte den verstörten Sebastian; an der Haustür stand Karin und winkte. Jennifer nahm Sebastians Hand und winkte zurück. Sie genoß es, sich erwachsen zu gebärden. Aber Sebastian kamen die Tränen. Das fand nun Martin besonders blöd, worauf der Kleine erst recht losheulte. Dieser Situation waren Jennifers Bemutterungsetüden nicht mehr gewachsen — die Mutter mußte ein Trostwort sprechen.
    »Wir gehen jetzt in ein Café und essen Eis und Torte. Und wenn wir alle satt sind, bringen wir Sebastian wieder nach Hause.«
    Die Kinder quietschten vergnügt. Robert fuhr schlecht. »Ich dachte immer, du bist diejenige in der Familie,

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