Die Frühstücksfreundin
die spart. Weißt du, was das kostet?«
»Das will ich gerade feststellen. Wir setzen uns in dein Frühstückscafé, und du holst inzwischen die Akten.« Der Schreck, den Robert nicht zeigen durfte, fiel milde aus. Was immer Franziska zu der Idee bewogen haben mochte, eine bessere wäre ihm selbst nicht eingefallen.
Sie fuhren also hin. Er zeigte seinen neuen Parkplatz, sie gingen die Straße hinunter am Hotel vorbei zum Café. Robert hielt die schwere Tür auf. Franziska wollte an seinem Tisch sitzen, und er zeigte ihn ihr. Mit dem kleinen Sebastian an der Hand ging sie voraus. Gäste drehten sich nach ihr um. Robert war stolz. Nur ihr Mantel. Was sollte der Knopf da zwischen den Schulterblättern? Er würde Sidonie noch einmal fragen, wo sie den ihren gekauft hat.
»Hier sitzt unser Pappi morgens und frühstückt. Damit er nicht in den Autostau reinkommt.«
Die Kinder hatten andere Interessen: Erdbeereis, Nußtorte, Käsesahne, Punschtorte.
»Heute ist die ganze Familie da. Sie kennen ja meinen Mann.«
Franziskas Einleitung lockte den Kellner nicht aus seiner Berufsmuffigkeit heraus, und was sich die Kinder erträumten, gab es nicht. Ersatzweise bestellte Franziska Limonade und Teekuchen, vertröstete auf spätere Genüsse, und Robert ging, die Akten zu holen.
Im Hotel stand der Portier über die Zeitung gebeugt. Erst auf dem Rückweg. Jetzt schauen sie mir nach. Wenn niemand in der Firma ist, muß ich heute abend nochmal her. Oder es fällt mir etwas anderes ein.
In der Firma war niemand. Dicht an der Hauswand entlang kam er zurück, sah Franziska sitzen, sie sah ihn nicht. Er verschwand ins Hotel.
»Guten Tag, der Herr.«
»Guten Tag.«
Das ist nicht derselbe. Nicht der Portier, mit dem Sidonie gesprochen hat.
Noch bevor Robert das Stichwort »Konferenzdolmetscherin« anbringen kann, unterbricht ihn der Mann. Tageszimmer gebe es grundsätzlich nicht. Auch nicht bei seinem Kollegen. Das müsse ein Mißverständnis sein, dazu habe man gar nicht das Personal. Alle Zimmer seien mit Dusche und Frühstück und müßten bis 14 Uhr geräumt werden, es sei denn, die Dame oder der Herr blieben länger.
Nach dieser Eröffnung versucht er es nicht weiter, denkt nur an die Personalien, die er dann vielleicht angeben müßte, auch von der Dame, oder an möglichen Rückruf, dankt und geht. Vielleicht soll es nicht sein. Noch nicht. Oder nicht hier.
»Na, schmeckt’s? «
An den Gesichtern fiel ihm auf, wie überflüssig die Frage war. Franziska schob die Tasse von sich.
»Ich muß mich schon sehr wundern, daß du diesen Laden meinem Frühstück vorziehst.«
Martin kam seiner Antwort zuvor.
»Pappi, was hast du im Hotel gemacht?«
»Im Hotel?« Robert fragte, um Zeit zu gewinnen. Diese Scheißkinder!
»Du bist eben aus dem Hotel gekommen, ich hab’s genau gesehen.«
»Ganz recht, Martin. Weißt du, ich mußte mal, und dort ist das Klo moderner. Hier klemmt der Handtuchautomat, und es gibt keine Seife.«
»Gibt doch Seife! Und Handtuch«, widersprach Martin.
»So? Dann haben sie’s endlich richten lassen. Wurde auch Zeit.«
Unter Franziskas Blick berichtete er von seinem Pech und bezahlte beim Ober für die allgemeine Unzufriedenheit. Franziska schüttelte den Kopf.
»Ein teurer Laden! Und hier schwingst du dich jeden Morgen ein? Das versteh’ ich nicht.«
»Morgens gibt es Brötchen und die sind frisch.«
Das hatte Franziskas Haushalt nicht zu bieten, sie reagierte entsprechend.
»Und deine Frühstücksfreundin nicht zu vergessen, die dir dabei Gesellschaft leistet.«
Sie sahen einander an, und Jennifer sah ihn an.
»Pappi, hast du auch eine Freundin? So wie Onkel Karl?«
»Guten Morgen.«
Selbstsicher geht Sidonie auf den Portier zu. Robert folgt ihr mit der zierlichen Reiseschreibmaschine, die sie heute mitgebracht hat.
»Hat’s geklappt?« war ihre erste Frage, vor einer Viertelstunde im Café. Kein Wort hat sie gesagt, als er ihr von den widrigen Umständen erzählte, kein Wort der Kritik. An zwei getrennten Tischen haben sie gefrühstückt. Jetzt stehen sie vor der Empfangsbarriere des Hotels, heute wieder mit ihrem Portier besetzt. Robert bemüht sich um Sicherheit, erklärt, daß er am Samstag da war, bei dem Kollegen, leider vergeblich. Ungehalten sagt er das. Doch der Portier gibt seinem Kollegen recht: Tageszimmer werden nicht vergeben.
Sidonie stellt ihre Handtasche auf die Barriere, behutsam, wie eine Zeitbombe, ihre Stimme ist weich. »Dafür sind wir nicht so früh
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