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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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sagt sie und kommt sofort zur Sache: ihr Gespräch mit Sidonie nach Abzug der Frühparker. Vorsichtshalber gibt er gleich zu, daß es sich um die Frau gehandelt hat, die in das Appartement kam. Christine lacht.
    »Sie hat mir alles erzählt. Sie ist ja reizend. Wir haben uns sehr gut unterhalten.«
    »Alles erzählt?«
    Sein Pulsschlag zieht an. Das ist doch nicht Sidonies Art. Oder... Christines Redefluß läßt ihm keine Gedankenpause.
    »Warum haben Sie mir nichts von ihr erzählt? Ist das denn so geheim?«
    Wieder streckt er mit Nachplappern, was denn geheim sein soll. Zuerst muß er wissen, wohin das führt. Da sagt sie’s.
    »Nun ja, daß sie alle zusammen frühstücken. Und daß Sie das Appartement von ihr haben, Sie Schwindler.«
    »Aha.« Mehr sagt er nicht.
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie sich verändern wollen.«
    Um Gottes willen, was hat Sidonie...? Da fällt das entspannende Wort »beruflich«. Sidonie hat einfach die Bürogeschichte aufgewärmt. Jetzt kann er antworten. Streng und sachlich.
    »Hören Sie zu, Christine, ich muß Ihnen doch nicht alles auf die Nase binden. Das sind Dinge, die noch nicht spruchreif sind.«
    »Aber mich haben Sie angeschwindelt.«
    Robert geht auf ihren Schäkerton ein.
    »Ich schwindle überhaupt. Haben Sie das noch nicht bemerkt?«
    Jetzt wird sie ernst.
    »Robert...«
    Väterlich-sonor dehnt er ihren Vornamen.
    »Christine...«
    »Lassen Sie mich ausreden«, sagt sie. »Sie sind ein guter Freund. Das haben Sie bewiesen. Ich bin es auch. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich habe Sie verstanden.«
    Die Ruhe ist wieder da, Muskeln entspannen sich, der Atem geht durch.
    »Ganz was anderes«, sagt sie. »Kommen Sie zum Sommerfest vom Tennisclub?«
    »Wir haben es vor. Mit den K&K’s zusammen. — Ganz was anderes...«
    »Ja?«
    »Haben Sie vorhin schon mal angerufen?«
    »Nein.«
    »Dann machen wir jetzt Schluß, Christine. Irgend jemand will mich dringend erreichen.«
    Ein leises Lachen kommt durch die Leitung.
    »Okay. Dann gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    »Ganz was anderes«, sagt sie.
    »Ja?«
    »Ist Ihre Frau nicht zu Hause?«
    »Meine Frau macht ganz was anderes. Sie hat einen ehefreien Abend. Auf Anregung eines besonders klugen Mädchens.«
    Beide lauschen in die Leitung und legen erst nach Sekunden auf.
    Diese Christine. Ist zwar eine Unruhestifterin, aber ein feiner Kerl. Sie denkt sich natürlich ihren Teil. Warum hat Sidonie auch so viel erzählt? Möglicherweise wollte sie Christine zeigen, wer hier die Löwin ist.
    Ohne Aufregung brannte der Obstler plötzlich. Wie geruhsam war das noch vor ein paar Wochen! Mit den Kindern spielen, fernsehen, lesen, schlafen...
    Es klingelte.
    In Gedanken nahm Robert den Telefonhörer ab. Es klingelte wieder. An der Wohnungstür. Karin stand draußen, verzweifelt. Sie mußte reden. Es war also nur ein Austausch: innere Unruhe gegen äußere. Als erstes gab ihr Robert ein großes Glas Obstler, und sie trank es auf einen Zug aus.
    Dieser Karl, dieser Idiot!
    Beim Einkaufen mit der Schwiegermutter hatte Karin ihn in der Stadt gesehen, Hand in Hand mit einem Mädchen. Alle Beschwichtigungen halfen nichts. Robert hätte den Freund erwürgen mögen.
    Karin hatte genug.
    »Laß mich bei euch übernachten. Morgen fahre ich weg, irgendwohin. Ich will ihn nicht mehr sehen.« Franziska kam zurück, und auch sie scheiterte. Mit ihrem dürftigen Trostvokabular erreichte sie nur, daß Karins Stimme sich vor Erregung überschlug:
    »Ich halte keine Ehefassade mehr aufrecht. Dieses Omilein soll endlich erfahren, was wirklich los ist. Und daß sie sich nicht aufregen darf, auf die Masche falle ich nicht mehr herein. Die Alte trifft kein Schlag. Dazu ist sie viel zu egozentrisch.«
    Und dann kam Karl.
    Er hatte seine Mutter ins Bett verfrachtet und wollte seine Frau holen. In der Diele fing Robert ihn ab. Das heißt, er befand sich im Ansatz dazu.
    »Ich weiß, was du sagen willst! Erspar mir deine Vorhaltungen«, herrschte Karl ihn an, bevor Robert überhaupt den Mund aufbrachte, um ihn mit Ratschlägen aus dem Schatz seiner jungen Erfahrungen zu versorgen, mit Ratschlägen, auf die er sich nicht berufen durfte. Ersatzweise riet er ihm ganz allgemein zu Heimlichkeiten, wenn es schon sein müsse.
    »Das ist mir zu spießig«, fauchte Karl ihn an.
    »Unsere Moral ist spießig«, fauchte Robert zurück. »Wenn du mit einem Mädchen Hand in Hand durch die Stadt gehst, kannst du nicht erwarten, daß du nicht gesehen wirst.«
    Der Blick, den sein

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