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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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fürchtete, es könne mit Franziskas Toleranz nicht so weit her sein, wie er glaubte oder sich wünschte. Und es stellte sich heraus, daß das nicht falsch war. Auch sie verband das Thema mit einem Hintergedanken, benutzte die Frühstücksfreundin als willkommene Einleitung zu dem, was sie Robert eigentlich sagen wollte.
    »Merkwürdig, daß du mir nur von ihr erzählst und von Christine, mit der du heute auf dem Tennisplatz zusammen warst, kein Wort. Woran liegt das wohl?« Weil er das nicht so wichtig nehme — daran liege es, gab Robert Auskunft. Er rede im Tennisclub mit vielen Menschen und warum also nicht mit Christine. Doch es gab im Augenblick kein Wort, aus dem Franziska nicht einen neuen Strick gedreht hätte.
    »Ist es dann nicht sehr unvorsichtig von ihr, sich gleich mit zwei Männern zu zeigen?«
    So lästig ihm die Fragerei wurde, Robert blieb ruhig.
    »Zwei sind ungefährlicher als einer. Zudem ist sie bei Karl angestellt. Also was soil’s? Das ist nicht unser Problem, oder?«
    Robert hätte darauf schwören können, daß es auch ihr Problem sein würde. Franziska ernannte es dazu, mit dem Nachsatz: »Du magst sie, oder?«
    Jetzt konnte er wenigstens die Wahrheit sagen. »Natürlich mag ich sie. Christine ist offen, nett. Du magst sie doch auch? Schließlich hat sie dich auf den ehefreien Abend gebracht, von dem du regelmäßig Gebrauch machst.« Und er versuchte witzig zu sein: »Wann ist es denn wieder soweit?«
    »Morgen oder übermorgen.«
    Da erschien Jennifer in der Tür. Mit Vorwurf.
    »Ihr seid so laut. Ich kann nicht einschlafen.«
    »Pappi hat die Tür offengelassen«, sagte Franziska und brachte sie zurück ins Bett. Immerhin war das Thema damit beendet. Ohne die Unterbrechung hätte sie weitergefragt, weitergebohrt, und er wäre ihr ausgewichen.
    Warum eigentlich? Im Fall Christine mußte er kein schlechtes Gewissen haben. Allmählich gingen sie ihm alle auf die Nerven, Franziska, Christine, Karl... »Robert, leg mal den Arm um Christine. Ihr mögt euch doch«, hatte Karl im Club gesagt, und Robert hatte ihn gefragt, was er sich davon verspreche.
    »Ich möchte sehen, wie das aussieht, wenn ein so harmloser Typ ein Mädchen im Arm hält.«
    Christine hatte mitgespielt.
    »Tun wir ihm den Gefallen.«
    Robert nahm sie in die Arme, so wie er sie unaufgefordert in die Arme nehmen würde, und Christine ließ ihn fühlen, was ihm lieb werden könnte. Mitleidig wie ein großer Bruder hatte Karl den Kopf geschüttelt.
    »Du bist wirklich unfähig. Deine Finger liegen auf Christine wie Frankfurter Würstchen.«
    »Da irrst du dich«, hatte Christine geantwortet. »Zudem mag ich Frankfurter Würstchen ausgesprochen gern.«

    Und weil das Schicksal seine perfidesten Späße mit den Liebenden treibt, liegt als Rest von Sidonies Mittagessen im Krankenhaus ein Frankfurter Würstchen auf dem Teller. Gegen ein großes, festes Kissen gelehnt, sitzt sie im Bett, mit hochgestecktem Haar, schmal und blaß in einem dünnen Seidenpyjama, darüber den gepunkteten Morgenmantel mit dem aufgestickten »S«.
    Sidonie ist eine Bettschönheit, Robert weiß es. Die andern vier stellen es grad bewundernd fest, stehen da mit ihren Blumen und Pralinen und wissen nicht recht, was sie sagen sollen und sagen, was man so sagt, von Vermissen bis zur guten Besserung. Das Intimvehikel Bett verstärkt Hemmungen, zumal ein zweites im Zimmer steht, belegt mit einem jungen Mädchen. Sidonie dankt für Blumen, Pralinen und gute Wünsche.
    »Es fehlt mir nichts, Gott sei Dank. Ich habe nur einmal großen Kundendienst machen lassen, Generalinspektion. Der Zeitpunkt war gerade günstig.«
    Damit spricht sie Robert an, der auffällt, weil er nicht auffallen wollte: als einziger hat er ihr keine Blumen mitgebracht. Doch ihr Lächeln war ermunternd, sie freut sich über den Gruppenbesuch. Die Idee kann nur von ihm sein, das steht für sie fest, und sie dankt ihm dafür. Der gepunktete Morgenmantel ist nicht geschlossen, die Shawlrevers bauschen sich auf dem Oberbett, bilden den ovalen Rahmen zu einem Blickfang, der unfreiwillig sein kann, aber nicht sein muß. Acht Männeraugen suchen unter dem dünnen Pyjama verstohlen nach Konturen, zwei kennen sie.
    Vom Service im Haus ist die Rede und von dem Luxus, hier zu liegen. An sich habe sie ein Einzelzimmer, läßt Sidonie wissen, aber bei der Bettennot... Die Herren nicken verständnisvoll.
    »Wann werden Sie wieder zu uns stoßen?« Robert stellt die Frage sozusagen im Allgemeininteresse,

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