Die Frühstücksfreundin
sein, das gleiche drittklassige Hotel über der Straße.
»Franziska! So kenn ich dich ja gar nicht. Aber so gefällst du mir viel besser.«
»Du gefällst mir auch besser. Du bist ausgeglichener. Hast du das schon bemerkt?«
Nach dem wortlosen Teil der Versöhnung stellt er sich in ihren Armen den Wecker. Sie küßt ihn aufs Ohr. »Weißt du, auf was ich mich freue?«
Verständnislos schaut er sie an. Kriegt sie ein Kind? »Auf die Oper«, sagt sie. »Das Gastspiel. Karin hat uns eingeladen.«
»Wieso denn das? Seit wann werden wir in die Society verschleppt?«
»Sei kein Kulturmuffel. Sie wollte uns eine Freude machen.«
»Dann wird uns auch das Omilein nicht erspart bleiben.«
»Sicher nicht. Aber sie wird ja nicht gerade mitsingen.«
Hand in Hand entspannten sie sich. Robert schlief tief und ließ sich Zeit am nächsten Morgen. Vor Sidonie ins Café zu kommen, erschien ihm nicht ratsam.
Es klappte, wie geplant. Als er die schwere Tür öffnete, saß sie am Tisch und informierte ihn vor allen:
»Mein Mann hat die zwei Kommoden schon gekauft! Er läßt Sie schön grüßen und wird sich noch bedanken, sobald er zurück ist.«
Genial machte sie das. Nach dem Motto: Wer lügen muß, nimmt am besten eine wahre Geschichte, hatte sie Karls Geflunker einfach auf ihn umgelegt. Auf seinen Tip hin habe man Möbel besichtigt in dem Haus, frühmorgens, weil ihr Mann verreisen mußte.
Gute Nachricht erwartete ihn auch im Büro. Der Chef war mit seinem Bericht zufrieden und sagte ihm das persönlich. Robert mußte seine Freude in Bewegung umsetzen und verabredete sich mit Karl zum Tennis. Als er nach Feierabend auf den Parkplatz des Clubs rollte, stand der Wagen des Freundes noch nicht da, wohl aber Birgit, direkt neben ihm. Eigenwillig und eigenmotorisiert — mit Faltdach — wollte sie nicht verstehen, wieso Karl sie nicht längst erwartete.
»Er kommt sicher gleich«, beruhigte Robert. »Es wird ihm was dazwischengekommen sein. Das kann passieren.«
»Und ich bin extra früher vom Segeln weg.«
Mit solchen Schicksalsschlägen konnte Robert nicht konkurrieren. Da er auch warten mußte, interessierte ihn das für ihre Arroganz verantwortliche Milieu, und Birgit gab, da es sich ja um sie selber drehte, bereitwillig Auskunft. Ihr Vater war Chef irgendeines Unternehmens, das die Mittel zu eigener Wohnung für die Tochter, eigenem Wagen und zu sonstigen Annehmlichkeiten bequem abwarf. Ohne eigene Sorgen, fand Birgit ausreichende Gründe für Kritik am Elternhaus. »Meine Mutter will mir in alles reinreden, und mein Vater ist ein Schlappschwanz.«
Seine Frage, wieso sie sich ausgerechnet für einen verheirateten, relativ älteren Mann interessiere, beantwortete sie deutlicher.
»Die Jungen gehen mir auf die Nerven. Wenn da einer merkt, man ist unabhängig mit Geld und so, — zieht er gleich ein und nimmt einen aus. Die wollen doch möglichst nicht arbeiten. Dann lieber einen so wie Karl. Der ist aufmerksam und nicht rechthaberisch, belämmert mich nicht, wenn ich mal keine Zeit habe oder keine Lust. Ein Junger hängt den ganzen Tag rum und macht miese Laune.«
Christine kam. Sie hatte den Omnibus genommen und wußte, wo Karl war: Bei einem Versöhnungstermin. Inoffiziell.
Robert machte die Mädchen miteinander bekannt und schlug eine halbe Stunde lang Bälle für Christine. Gewissermaßen als Trainer. Dabei erfuhr er, daß sie das Appartement nicht übernehmen wollte. Dreist lächelte sie beim Bällesammeln über das Netz: »Ich hab so das Gefühl, du suchst gar keinen Mietnachfolger mehr.« Hinter einem Glas voller Früchte, Blätter, Halme, Schnitze, Fähnchen und anderen Barmixerkunststück-chen schmollte Birgit auf der Terrasse.
»Ich glaube, jetzt kommt er nicht mehr«, sagte Robert zu ihr. »Sonst schafft er die Premiere nicht. Wir gehen heute in die Oper.«
»Was bildet er sich eigentlich ein?« kochte Birgit bei kleiner Flamme. »So lasse ich mich nicht behandeln. Seine Frau war schon ekelhaft zu mir. Der kann sich auf was gefaßt machen! Sagen Sie ihm das.«
Mit Schweigen beantwortete Robert die Drohung. Christine kam umgezogen zurück; sie verabschiedeten sich. Auf dem Weg zum Parkplatz legte er den Arm um ihre Schulter. Prüfender Blick von Christine.
»Du bist so vergnügt?«
»Ich habe Grund. Meine Reise war erfolgreich.«
Er schließt den Wagen auf.
»Das freut mich für dich«, sagte sie. »Und zu Hause ist auch alles wieder in Ordnung. Hattet ihr eine schöne Zeit im Hotel?«
Robert
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