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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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einem Qualitätsanfall rechtzeitig mit der Voraussetzung für Eifer ausgestattet, regelte der junge Mann die Sache schließlich telefonisch. Robert mußte Franziskas Leichtsinn voll ausschöpfen, mußte tief in die Tasche und in der Firma sogar ein wenig vorausgreifen. Dabei war Erfolg keineswegs garantiert.
    Wie würde Sidonie reagieren? Nach den Erfahrungen der gemeinsamen Reise war er sich ihrer Begeisterung durchaus nicht sicher. Andererseits: zwei Familien, getrennt am gleichen Urlaubsort, in verschiedenen Hotels — das sah unverfänglich aus, und Robert konnte nicht anders. Seelenfrieden hieß für ihn Nähe.
    Bis vorgestern nachmittag.
    Sie waren angekommen, fünf Tage nach Sidonie, Franziska packte im Zimmer der Kinder die Koffer aus, Robert hängte im Elternzimmer einen verknitterten Anzug auf den Balkon, als im vorderen Hotel — die beiden Kästen sahen einander zum Verwechseln ähnlich — , keine fünfzig Meter entfernt, auf einem Balkon fast in derselben Höhe, ein Herr Badesachen zum Trocknen über das Geländer hing: der andere Robert.
    Franziska kam herüber:
    »Räum bitte deine Sachen in den Schrank, damit nicht so viel herumliegt.«
    Robert widersprach.
    »Der Schrank muffelt und die Sachen müssen sich aushängen.«
    Drüben sah er einen ihm nicht unbekannten Morgenmantel mit aufgesticktem S, das er auf die Entfernung nicht lesen konnte. Sidonie war aus dem Zimmer getreten, lehnte sich an das Geländer und schaute hinunter. Wie ein Parlamentär, der sich vor den feindlichen Linien bemerkbar machen will, schwang Robert ein Unterhemd, um aufzufallen als bewegtes Relief in der Massenwabe.
    »Was treibst du denn da? Du bist ja wie eine pingelige Hausfrau. Die Sachen sind frisch gewaschen.« Franziska lachte laut im Zimmer.
    »Ach weißt du«, antwortete er weiterschwingend, »ein bißchen Bewegung tut ganz gut nach der Sitzerei im Flugzeug — wir machen nachher noch einen großen Spaziergang.«
    Von hinten belächelt, hüpfte er weiter. Umsonst. Sidonie ging in ihr Zimmer zurück. Roberts Luftbedürfnis war auch nach dem Spaziergang nicht gestillt. Er drängte auf den Balkon. Erst als drüben hinter dem Rolladen das Licht ausging, kam er ins Zimmer. Doch die Unruhe blieb.
    Gestern äußerte sich Roberts Luftbedürfnis schon in aller Frühe. Doch drüben war die Balkontür geschlossen, blieb geschlossen. Am Strand sah er Sidonie nicht, im Restaurantgarten zwischen den beiden Hotels nicht, auch abends im Zimmer kein Licht. Robert trank reichlich Wein und schlief wiederum schlecht.
    Erst heute morgen, nach dem Rasieren, sah er drüben den Vatermann, im weißen Hemd mit langen Ärmeln, eine Sonnenbrille putzen. Und dann am Strand endlich sie.
    Gähnend in der Sonne überlegt Robert, wie er sich bemerkbar machen könnte. Sidonie muß ihn endlich wahrnehmen! Er könnte zu den Kindern ans Wasser gehen und sich als Vater bemerkbar machen, er könnte den Strand entlanglaufen, wie ein blasser Papagallo. Doch hier am privaten Hotelstrand geht es ruhiger zu. Bleibt das Erfrischungszelt. Wenn sie sich etwas zu trinken holen würde, könnte er auch etwas holen. Im Wasser geht gar nichts. Es sei denn draußen, wo die Boote liegen. Aber das ist zu weit. Also zu den Kindern.
    »Was macht ihr denn?«
    »Pappi, kannst du uns den Stein da rausheben?«
    »Wozu denn das?«
    »Wir wollen einen Wellenbrecher bauen.« Martin sagt das, der Techniker, Jennifer gewinnt der Sache einen musischeren Reiz ab:
    »Das klatscht so schön.«
    »Nein, das laßt mal. Sonst heißt es: Jetzt nehmen die Touristen schon die Küste als Souvenir mit.«
    Da hat sich Sidonie aufgesetzt. Hat sie ihn entdeckt? Noch einmal werden die Kinder ermahnt, den Stein schön liegenzulassen, und Jennifer soll nicht dauernd im Wasser stehen, sie hat schon blaue Lippen.
    »Es ist aber so schön warm, Pappi.«
    »Salzwasser wirkt immer wärmer als Süßwasser, weil es kribbelt.«
    Gestern hat er das gelesen. Ein Vater, der Zeitung liest, macht mitunter einen gebildeten Eindruck. Sidonie ist aufgestanden — eine Bronzestatue. Mit Blick übers Meer schlendert Robert zum Erfrischungszelt. Seine Kinder, die anhänglichen, folgen ihm.
    »Kriegen wir ’n Eis?«
    Hungerblicke klagen den Vater an. Wenn er jetzt sagt, er holt ihnen Eis, gehen sie mit, um es schneller zu bekommen. Sagt er Später, kommen sie mit, um ihn vielleicht doch zu überreden, ihnen gleich eins zu besorgen. »Ich schau mal«, sagt er und geht weiter auf das Zelt zu. Von der anderen Seite kommt

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