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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Nacht! Wir waren heute ausreichend mit dir beschäftigt.«
    Er schilderte ihm Karins Verfassung, bat ihn, sich zu beherrschen. Auf keinen Fall dürfte Karin geweckt werden. Sie habe ein Schlafmittel genommen, und da sei das besonders ungesund, fiel ihm noch ein.
    Leider war es die falsche Begründung. In Karls Juristenhirn lagen Schlafmittel und Selbstmord im gleichen Regal. Er stürmte ins Wohnzimmer, rüttelte Karin wach, und das dauerte, Robert und Franziska wurde es schon himmelangst. Die Kinder wachten auf, kamen herüber und erschraken, als sei die Tante schon eine tote Tante, so knochenlos ließ sie sich schütteln, und wurden unnötigerweise auch noch Zeuge des einzigen Satzes, den sie sprach:
    »Geh mir aus den Augen, du Schwein!«
    Da Karin leicht lallte, sah sich der Jurist veranlaßt, ihrem Wunsch nicht zu entsprechen, vielmehr sie mitzunehmen, um ihr den Magen auspumpen zu lassen. Das, wußte Robert, war gewiß nicht in ihrem Sinn. Er sprach von Unsinn und Herzlosigkeit, Karl von Samaritergetue, Robert von Möchtegernplayboy, Karl von Kümmerer, Robert von Hausfriedensbruch, Karl vom Ende der Freundschaft, was Robert mit höchste Zeit quittierte und Karl mit menschlicher Enttäuschung.
    Doch die Benommene rückte Robert nicht heraus.
    »Sie sagt, sie will bleiben, und du sollst gehen. Also bleibt sie, und du gehst.«
    Als Karl zögerte, half er seinen Worten nach, schob den zerzausten Pinguin zur Tür hinaus, die Franziska sofort abschloß.
    Ruhe fanden sie indes noch nicht, mußten die Klingel mit einem Taschentuch dämpfen, worauf Karl mit Drohungen über das Telefon zurückkehrte, bis sie es aushängten. Karin war das rüde Wecken nicht bekommen, sie gab im Bad sämtliche Beruhigungsmittel zurück, bekam einen Weinkrampf, an dem die Kinder erneut aufwachten und von Robert mit Milch beruhigt wurden, während Franziska ihrer Freundin Kamillentee einflößte.
    Gegen drei Uhr schliefen endlich alle. Drei Stunden später erfüllte der Wecker seine Pflicht, Robert wankte in die Diele und fand die Wohnzimmertür offen, das Bett auf der Couch leer und das Abendkleid nicht mehr über dem Sessel.
    Jetzt mußte er Karl anrufen, doch bei ihm war sie nicht. Auch nicht, als er vom Büro aus wieder anrief. Nicht im Haus und nicht in der Kanzlei. Vorwürfe, die er sich selbst machen wollte, schnitt Karl ihm ab.
    »Du hast dich fabelhaft benommen. Ich habe sie aus dem Haus getrieben! Dich trifft keine Schuld. Du machst es überhaupt richtig. Eine ruhige Ehe führen, das ist das beste.«
    »Und was unternimmst du jetzt?«
    »Ich möchte Aufsehen soweit es geht vermeiden. Ich werde mal die Hotels durchrufen und dann warten bis zum Nachmittag. Vielleicht hat sie Angst gehabt, ich komme wieder, will nur ausschlafen und sich klarwerden, was sie tun soll. Schlimmere Befürchtungen hab ich bei ihr nicht. Karin ist sehr gläubig.«
    »Wie nimmt’s deine Mutter?«
    »Auch sehr zuversichtlich. Sie sagt, im Abendkleid kommt sie nicht weit.«
    Petra, die Sekretärin, stand an der Tür.
    »Der Chef ist auf der anderen Leitung. Sie möchten bitte zu ihm kommen.«
    Auch das noch!
    Robert beendet das Gespräch. Was will der Chef von ihm? Er hat ihn gesehen, mit Birgit. Das ist Privatsache. Trotzdem sehr unangenehm.
    In der Chefetage, wo man seine eigenen Schritte nicht hört, fühlt sich Robert bereits als toter Mann. Ohne Ausstrahlung passiert er die Vorzimmerschleuse, tritt mechanisch ein. Der Flanellträger steht hinter seiner Louis-seize-Schreibantiquität, auf der die Boulevardblätter liegen, schaut ihn nur flüchtig an, macht eine Geste, Platz zu nehmen, und geht auf und ab — die typische Einleitung zu einem unangenehmen Thema.
    »Ich sah Sie gestern abend im Foyer. Unter etwas merkwürdigen Umständen.«
    »Ich kann das nur bedauern«, sagt Robert, »aber ich hatte keine andere Wahl.«
    Sein Chef deutet auf die Zeitungen.
    »Was der Anwalt sagt, klingt plausibel. Peinlich bleibt es trotzdem.«
    »Er meint, morgen sei es vergessen. Wir sind befreundet. Er hat uns eingeladen«, fügt Robert noch hinzu. Der gepflegte Sechziger geht wieder auf und ab.
    »Von dem Mädchen erwähnt die Presse ja nichts. Sie kennen die näheren Umstände?«
    Die Frage erstaunt Robert nicht. Warum soll sich der Chef nicht für Boulevardklatsch interessieren? Dezent, dabei nicht ohne Stolz, Bescheid zu wissen, erklärt er Zusammenhänge, erwähnt das Sommerfest und erntet Kopfschütteln.
    »So ein junges Ding und so ein alter Knabe! Dazu

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