Die Füchsin
Zähne blitzen in einem Lächeln, und das letzte Wort kam mit einem Ausbruch von Schleim.
Warrin schloß die Augen und lehnte sich zurück. Ein Lehen in Flandern. Ein flämisches Weib. Das Brot als Ritter mit dem Schwert verdienen. Seine Lider zitterten, als sich die Schmerzen meldeten, hervorgerufen von der Narbe eines gewissen Speers in seiner Seite. »Das ist ja eine wundervolle Nachricht, Mylord«, sagte er, er meinte es auch, hatte aber nicht mehr die Begeisterung, es auch so klingen zu lassen.
Le Clito schaute ihn nachdenklich an. »Nicht wahr?« brummte er zu Warrins nüchternem Ton. Dann nahm er eine Orange aus der Schüssel auf dem niedrigen Tisch und grub die Fingernägel in die Schale. Köstliche, aromatische Tröpfchen sprühten in die Luft, und ihr Duft wurde vom Wind in die Nase des Mannes auf dem Bett getragen. »Ich hätte gern gewußt, was mein Onkel mit dem Fürsten Fulke vorhat. Jedenfalls etwas, das er nicht die ganze Welt wissen lassen möchte, das steht fest.«
»Hat dir der Fürst keinen Hinweis gegeben?«
William le Clito spuckte einen Kern aus. »Nein«, sagte er mit einem Mund voll Saft und Fruchtfleisch. »Kein Wort, auch nicht, als ich ihn vorsichtig abtastete. Er hat sofort das Thema gewechselt, also ist es eine Sache, die vor allem ihm nützt, und nicht uns.« Er kaute weiter die Orange, dann hielt er plötzlich inne und lächelte den schweigenden Ritter auf dem Bett an. »Ihr könnt Euer Verhalten von heute wiedergutmachen und Euch selbst zugleich einen großen Gefallen tun.«
Warrin schlug die Augen auf und sah seinen Wohltäter, wie er sich an seiner Seite auf die Bettkante setzte. Seine Hände und sein Kinn klebten vom Orangensaft, und Tropfen davon hatten sein Hemd befleckt.
»Mylord?«
»Ich will, daß du herausfindest, warum mein Onkel sich bemüßigt fühlte, einen Herold hierher nach Anjou zu schicken, und du sollst es herausfinden, bevor de Lacey und seine Frau nach England zurückkehren. Sie haben sicher irgendeine Verbindung zu Fulke, und wenn es nur ein gelegentliches Gespräch ist. Ich will wissen, worum es geht, und solange du mich nicht hineinziehst, ist es mir egal, wie du an das Geheimnis kommst.«
Hinter der Bitterkeit erwachte etwas in Warrins Augen, etwas Wildes, Freudiges. »Ich brauche vor allem Geld, Mylord«, begann er. »Ich brauche …«
»Du wirst bekommen, was du verlangst, und mehr, wenn du mir einen Beweis deines Erfolges vorlegst.« William le Clito erhob sich und wusch sich Hände und Gesicht in einem Wasserbecken. »Die Einzelheiten sind deine Sache. Ich bin sicher, daß du diesmal keinen Fehler machst.« Er langte nach dem Handtuch und trocknete sich ausgiebig die Hände, eine beinahe symbolische Geste.
»Bestimmt nicht«, sagte Warrin, dann fügte er hinzu, so leise, daß er kaum die Luft damit in Bewegung setzte: »Beim Gesalbten am Kreuz, diesmal mache ich keinen Fehler.«
E INUNDZWANZIGSTES K APITEL
»Heiße Pies, heiße Pies!« brüllte eine Händlerin in der Nähe von Heulwens Ohr. »Frische Muscheln, weiß wie die Lilien!« rief eine andere und hatte den vollen Korb auf dem Kopf, wobei ihr Hut mit der Krempe sie vor den tropfenden Meeresfrüchten bewahrte. Heulwen fand, daß ihre Ware keineswegs besonders frisch roch, aber vielleicht kam es daher, daß hier bei den Werften die Luft ohnehin von scharfen Düften erfüllt war, die sich mit den Wassergerüchen eines belebten Flusses mischten und mit dem Teer der zahlreichen Schiffe, die hier den Hafen aufgesucht hatten. Es gab Fischkutter in verschiedenen Stadien des Verfalls, Küstenewer, größere, seetaugliche Handelsschiffe, schlanke Langboote mit gestreiften Segeln und ganze Reihen kleiner Ruderboote, die am Ufer vertäut waren.
Heulwen blieb neben Adam stehen, um ein paar Schiffern zuzusehen, die Weinfässchen auf einen der Ewer verluden. Das Wasser klatschte gegen den Stein. Der Regen war in diesem Jahr rar gewesen, und eine grüne Linie zeigte, wie weit der Fluss gefallen war, obwohl der bewölkte Himmel, die tiefhängenden Wolken und der feuchte, warme Wind darauf hindeuteten, daß sich das bald ändern würde. Sie schaute auf den Fluss, dachte an die bevorstehende Kanalüberquerung und schnitt eine Grimasse auf die schwabbelige Wasserfläche. Daß sie bei der ersten Überquerung nicht seekrank geworden war, lag an den kaum vorhandenen Wellen und ihrer eisernen Entschlossenheit, ihren Mann nicht damit zu belasten und ihn dazu zu bringen, daß er sie in Zukunft nicht mehr auf
Weitere Kostenlose Bücher