Die Füchsin
Verhaltens, das ich in Zukunft von meinem Adel erwarten kann?«
Adam antwortete nicht, was in seinem gegenwärtigen Zustand vermutlich das beste war. Er starrte auf eine Stelle seines Überwurfs, die voller Lehm war, und zwang seine Glieder, stillzuhalten.
»Ich schlage vor, auch Ihr geht nach Hause und kümmert Euch um Euch selbst und um Euer Pferd«, sagte Geoffrey und wendete seinen Grauen.
Adam hob den Kopf, um ihm nachzusehen, le Clito an seiner Seite, und spürte erst jetzt die Schmerzen an seinem Arm. Warrin de Mortimer vergeudete keinen Blick auf Adam, als er den Gescheckten bestieg und unter Bewachung des Knappen von le Clito den Kampfplatz verließ. Der Morgenstern hing an seinem Sattel und glitzerte in der Sonne. Sweyn fluchte leise. Aubrey sagte etwas in Englisch, der besten Sprache für Flüche. Adam dagegen sagte gar nichts.
***
»Kommt er durch?« Das Stroh raschelte.
Adam wandte sich zu seiner Frau um, im schwingenden Licht der Alfred-Laterne. Sie trug seinen pelzbesetzten Mantel überm Arm, außerdem den am Morgen stehen gelassenen Picknickkorb. »Ich dachte, du wärst im Bett?«
»War ich auch, aber ich konnte nicht schlafen, solange ich wußte, daß du allein hier warst. Wie geht es ihm?« Sie kniete sich neben ihn und legte eine sanfte Hand auf Lyards ausgestreckten, rotgoldenen Hals. Das Tier lag ausgestreckt auf dem Stroh und atmete regelmäßig, aber laut, und hier und da zuckten seine Glieder in merkwürdigen Muskelkrämpfen.
»Keine Veränderung, aber wenn er eingehen würde, dann wäre das wohl schon geschehen, glaube ich.« Er drückte die Lippen zusammen und schaute sie von der Seite an. »Du hast mich ja gewarnt, nicht wahr?«
»Es ist mir kein Trost, daß ich recht behalten habe.« Sie nahm ihre Hand vom Hals des Pferdes und legte sie über die seine. »Als ich dich heute nachmittag zu Boden gehen sah … O mein Gott, Adam!«
Er hielt ihre Schulter umklammert und zog sie vorsichtig wegen des verletzten Arms zu sich heran; dann küßte er sie. Sie begann zu weinen, begrub ihr Gesicht an seiner Brust, und ihre Finger klammerten sich an seine Tunika und sein Hemd.
Adam fühlte sich beinahe überrumpelt durch diesen plötzlichen Gefühlsausbruch. Bis auf einen Zwischenfall mit einem seiner Hauptleute, der jetzt ein zerkratztes Gesicht und ein blaues Auge hatte, erworben bei dem Versuch, sie zurückzuhalten, daß sie sich nicht mitten ins Turniergetümmel stürzte, war sie so kühl und zurückhaltend wie ein Ölgötze gewesen. Als er vom Turnierplatz gekommen war, hatte sie sich ihm keineswegs hysterisch in die Arme geworfen oder ihn wie ein Weibsteufel begrüßt, sondern war so kalt gewesen wie ein Stück Glas. Sie hatte sich, wie es sich gehörte, um seine Verletzungen gekümmert, die vor allem aus starken Prellungen und Blutergüssen bestanden. Daß er sich keine Rippen oder Finger gebrochen hatte, war ein Wunder, und sie hatte es etwas spitz gesagt, ihm aber keine Vorwürfe gemacht. Insgesamt hatte sie ihn so höflich und zurückhaltend wie einen Fremden behandelt.
»Komm, Liebste«, sagte er jetzt sanft, »es ist ja alles vorbei. Diese Tränen sind überflüssig.«
Schniefend entfernte sie sich ein wenig, um sich ihr Gesicht an ihrem Umhang abzuwischen. »Daran ist nur meine Stiefmutter schuld«, sagte sie, und plötzlich war ein Lachen in ihrer von Tränen zitternden Stimme. Sie grub in dem Korb und förderte aus seinen Tiefen einen Weinschlauch und zwei Becher zutage.
Er schaute sie fragend an.
»Sie hat es mir beigebracht, hat mir eingeschärft, daß es in Krisenzeiten das schlimmste ist, wenn man durchdreht. Wenn die Krise dann vorüber ist, kann man heulen und zu einer zitternden Verrückten werden, falls man das nötig hat.« Sie schniefte wieder und reichte ihm den Wein und ein Stück Brot mit einer Scheibe Bratenfleisch.
Er lachte leise. »Das hört sich in der Tat sehr nach Judith an«, sagte er und aß hungrig einen Bissen. Er hatte nichts mehr zu sich genommen seit dem Frühstück, und erst jetzt war ihm klar geworden, wie hungrig er war.
»Weißt du, Heulwen«, erklärte er nachdenklich, »ich bin noch nie im Leben einer blinden, wütenden Raserei so nahe gewesen wie heute Vormittag. Wenn Geoffrey von Anjou mich nicht zurückgehalten hätte, hätte ich Warrin an Ort und Stelle getötet. Jesus Christus, all die großen Worte, daß ich meinen Auftrag nicht in Gefahr bringen wollte, und dann gehe ich hin und setze ihm die Klinge an die Kehle.« Er schüttelte
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