Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
Reisen mitnahm. Adams eigene, reisegewohnte Konstitution war unempfindlich gegenüber den meisten Beschwerden, und er behandelte diejenigen, denen es nicht so gut ging wie ihm, mit Überraschung und milder Ungeduld.
    Jetzt legte er ihr den heil gebliebenen Arm um die Schultern. Der verletzte war steif geworden, und er trug ihn in einer Schlinge. »Es dauert nicht mehr lange, Liebste«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Sobald ich Fulkes Antwortbrief habe, können wir uns auf den Weg machen.«
    »Also morgen früh.« Sie rümpfte die Nase, und nicht nur über den Gestank von heißem Teer, als sie an ein paar Männern vorüberkam, die an einem dickbäuchigen Schiffsrumpf arbeiteten.
    »Für heute ist es zu spät«, bestätigte er ihr bedauernd. »Ich soll mittags zu ihm kommen, und da wird es Vesperzeit, bis ich fertig bin, wenn nicht schon Abend und dunkel … Hast du Hunger?«
    Arm in Arm verließen sie die gemischten Gerüche der Werften und Lagerhäuser und fanden einen geeigneten Platz, wo sie gewürzte, heiße Lamm-Pies essen konnte, die sie sich bei einem der überall anwesenden Straßenverkäufer besorgten und die erstaunlich gut schmeckten, vor allem wenn man sie mit einem Schluck vom hiesigen Wein hinunterspülte. Adam hatte mehrere Fässchen gekauft, um sie mit nach Hause zu nehmen – der Wein bot hohe Qualität zu einem niedrigen Preis.
    Die Sonne schien warm und bildete ein weißes Feld zwischen den Wolken, und die angenehme Brise wehte die Gerüche des Marktplatzes zu ihnen herüber. Der Frühling kam eher nach Anjou als nach England. Hier hatten die Bäume schon dicke Knospen, während in den Marken noch Schneestürme tobten.
    Nachdem sie ihre Imbißpause beendet hatten, ließen sie sich mit der Masse Mensch dahintreiben. Eine Frau, deren Zähne verfaulte Stummeln waren, versuchte Heulwen einen Vogel im Käfig zu verkaufen und wurde mit Schauder weggeschickt, da Heulwen den Anblick von Tieren in Käfigen seit jeher nicht hatte ertragen können. Dann suchte sie sich auf Adams Anraten ein paar neue Haarklammern aus, ein Paar wunderschöne silberne Spitzenhaarbänder vom Stand eines Wäschehändlers und ein Fläschchen exotischen Blütenöls von einem arabischen Händler.
    Adam warf einen kritischen Blick auf die Pferde, die verkauft wurden. Eine junge, schwarze flämische Stute fiel ihm ins Auge.
    Sie war kompakt und kräftig, ohne allzu dick zu sein, und zeigte eine kühne, selbstbewusste Haltung. Ihr Winterfell löste sich gerade in Büscheln, was sie räudig aussehen ließ, doch das war für den Kenner kein Hindernis – wenngleich vermutlich der Grund, weshalb sie noch nicht verkauft worden war. Er ließ seine Finger über ihre Vorder- und Hinterhände streichen und fand, daß sie wohlgeformt und gesund waren.
    »Adam.« Heulwen berührte seine Schulter.
    Er hörte die Warnung in ihrer Stimme und warf einen Blick auf den Zug, der sich seinen Weg über den Marktplatz bahnte: William le Clito mit einer Eskorte von Rittern in feinster Auswahl. Diesmal waren keine Frauen dabei, statt dessen eine Schar beladener Lastponys, und sie bewegten sich in Richtung Stadttor.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem humorlosen Lächeln. »Was für ein schöner Anblick, vor allem Warrin, der bei der Nachhut seine Pflicht tut. Schade, daß ich nie das linkshändige Messerwerfen gelernt habe.«
    Der Schecke hinkte von einer Hüftzerrung, die er sich tags zuvor zugezogen hatten. Warrin ritt ihn dennoch aufrecht und äußerst geschickt. Sein Kinn unter dem Helm wirkte entschlossen, und seine linke, von Ringen geschmückte Hand hatte er um den einen Schenkel gelegt, was etwas von der Brutalität ahnen ließ, die seine Bestimmung war.
    »Fatzke«, murmelte Adam, und nach einem harten Blick drehte er ihm mit Absicht den Rücken zu und fuhr fort, die schwarze Stute zu prüfen.
    »Ich jedenfalls schlafe heute nacht besser«, erklärte Heulwen in erleichtertem Ton und schaute ihren Mann an. Obwohl er sich gleichgültig gab, hatte sich sein Körper versteift, und die Bewegungen seiner Hand waren unnatürlich und zuckend. Die Gruppe zog vorbei. Warrin warf nur einen kurzen Blick auf Heulwen und Adam, wobei sein Gesicht völlig ausdruckslos blieb. Dann richteten sich seine blauen Augen zu der Stelle, wo der Angeviner Thierry an einem Stück Holz schnitzte, mit seinem Fleischmesser, daß kleine Splitter auf seine Tunika fielen; dabei hatte er den roten Stiefel seines einen Fußes auf das Knie des anderen gelegt, als

Weitere Kostenlose Bücher