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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ma poupe let.«
    Sie funkelte ihn an und kämpfte aussichtslos gegen ihren Knebel, bewegte sich dann zuckend, als er sie wieder aufhob und mit einiger Mühe in das Fischerboot mit dem flachen Boden hievte, wo sie zuletzt zu seinen Füßen lag wie ein eben gefangener Lachs. Das kleine Boot begann zu schaukeln, als Thierry es losband und sich auf die Ruderbank setzte. Wasser schlug gegen die Planken, auf denen Heulwen lag, und das Holz stank nach Fisch und altem Flußgras.
    »Es ist nicht gerade eine königliche Barke, Mylady«, spottete Thierry, als er die Riemen einhängte und begann, hinauszurudern in die Strömung, »aber ich verspreche Euch einen königlichen Empfang, wenn wir an unserem Ziel angelangt sind.« Dazu lachte er, ein nervöses, kreischendes Lachen wie das Wiehern eines Pferdes.
    Die Fahrt den Fluss hinab war ein Alptraum. Das Boot leckte, und hier und da mußte Thierry das Pullen einstellen und das Wasser mit einem ledernen Schöpfer entfernen. Der Wind strich über Heulwen und kühlte sie ab, aber eine Weile konnte Thierry dann wieder pullen, obwohl er offenbar nicht erfahren war in solchen Dingen.
    Kalt bis ins Mark durch den Schock und die Kälte rings um sie, zitterte Heulwen heftig zu Thierrys Füßen, während sich ihre Angst kristallisierte und menschliche Formen annahm. Warrin hatte offensichtlich Angers heute morgen mit le Clito keineswegs verlassen. Das Ganze war ein einziges Betrugsmanöver gewesen. Irgendwie und irgendwo war er hier geblieben, und nun brachte man sie zu ihm. Die Vorstellung lähmte ihre Gedanken, wie Thierry ihre Bewegungen gelähmt hatte: gefesselt und von Warrins Gnaden abhängig, und es gab niemanden, der von ihrer Zwangslage wußte. Wieder schlug das Wasser über den Bug des Bootes, und Thierry mußte die Riemen weglegen und schöpfen. Heulwen schloß die Augen und betete darum, ertrinken zu dürfen. Ihr Bruder Miles war ertrunken. Man sagte, daß es ein leichter Tod sei, doch vielleicht tröstete man damit nur die Hinterbliebenen.
    Jetzt begann Thierry wieder zu rudern. Und nach einer Weile begann er leise zu singen – ein Soldatenlied, das Heulwen kannte, obwohl es sich eigentlich nicht schickte. Sie war zehn Jahre alt gewesen, als man sie The Coney Catcher's Ferret während der Messe singen hörte. Ihre Stiefmutter hatte sie am Kragen gepackt und war mit ihr in die Wäscherei gegangen; dort hatte sie ihr den Mund mit einer besonders widerlichen Schmierseife ausgewaschen, wobei der Pfarrer, der beinahe einen Schlaganfall erlitten hätte, sowie Adam und Miles als Zeugen zugegen gewesen waren. Die beiden hatten es ihr beigebracht, blieben nun wohlweislich im Hintergrund und hatten schreckliche Angst, sie könnte sie verraten. Nachdem die öffentliche Bestrafung geschehen war, hatte Judith sie in Ungnade ins Frauengemach gebracht, wo man ihr gezuckerte Süßigkeiten gab, um den Geschmack der Seife wieder zu vertreiben, und dann hatte sie Heulwen gefragt, ob sie den Text kannte, weil sie selbst nie die ganze Fassung hatte kennenlernen können.
    Die Erinnerung trübte ihren Blick. Tränen traten ihr durch die Lider und liefen in ihre nasse Zöpfe. Sie fragte sich, wie ihre schlaue Stiefmutter mit dieser Situation fertigwerden würde. Ihre Schultern zitterten. Sie dachte an Adam und bewegte ihren Hals, was die Schmerzen noch unerträglicher machte.
    »Na, tust du dir jetzt selber leid?« Thierry brach seinen Gesang ab, um zu fragen. »Ich fürchte, du hast allen Grund dazu. Schade, daß ich kein Gewissen habe. Ich sehe heutzutage lieber einen Batzen Gold als die Dankbarkeit einer Frau.« Er blinzelte ihr zu, zog die Krempe seines Huts ins Gesicht gegen den strömenden Regen und fuhr fort zu rudern im Takt zu seinem Gesang:
    »Ich küßt' sie eins, ich küßt' sie zwie,
Ich küßt' sie dreimal ganz.
Ich ließ sie fühlen meinen Schwanz
Und sie setzte sich auf mein Knie.
Und als ich ihn steckte in ihr Lo-«
    ***
    Das Boot stieß und kratzte gegen einen größeren Schiffsrumpf, und Thierry hielt inne mit dem Singen, um das Fischerboot an die Seite einer fettbäuchigen Angeviner Kogge zu steuern, die vor einer der Werften bei den Weinlagerhäusern ankerte.
    »Holla!« Ein blasses Mondgesicht tauchte auf der Seite auf und starrte zu ihnen hinunter. »Was wollt Ihr?«
    »Eine versprochene Lieferung für Lord Warrin de Mortimer!« rief Thierry hinauf. »Übergeben zu einer bestimmten, vereinbarten Summe.« Und er nahm seinen Hut ab und zelebrierte eine kurze, sarkastische

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