Die Füchsin
Paar von Adams Unterhosen, seine Hose und eine von seinen Tuniken anzulegen. Sie war groß für eine Frau, aber weder so groß noch so breit wie Adam, doch ihre Brüste ließen die Tunika dann doch ziemlich knapp sitzen, und ein eng geschnürter Gürtel besorgte den Rest.
»Lord Adam?« Sie setzte sich auf die Bettkante und band die Kreuzbänder an den Beinen; dabei funkelten ihre Augen vor kaum verhohlenem, spöttischem Vergnügen. »Ich weiß nicht, was er sagen wird, Elswith. Ich nehme an, die Augen werden ihm aus den Höhlen springen, aber es ist ganz gut, wenn man hier und da die eine oder andere Überraschung im Ärmel hat.« Sie lachte und legte sich auf das Bett zurück, die Hände hinter dem Kopf gefaltet und ein Knie hochgestellt.
Elswith stieß wieder einen schockierten Laut aus, und Heulwen begann erneut zu kichern. »Weißt du«, bemerkte sie, »die Männer haben sowieso das wesentlich bessere Ende des Kuchens erwischt. Könntest du dir vorstellen, wie ich in einem Rock so daliegen würde – oder so?«
»Mylady!«
Heulwen kicherte nun hemmungslos, und daraus wurde wieder schallendes Gelächter. Tränen liefen ihr über die Wangen, aber schließlich hatte sie Mitleid mit der Zofe, rollte hinüber und setzte sich auf die gegenüberliegende Bettkante, »Glaub es mir«, verteidigte sie sich, »die Kleidung der Männer ist wesentlich praktischer als die unsere.«
»Mylady, morgen …« Elswiths Augen traten hervor aus Entsetzen, »Ihr werdet doch nicht wirklich …« Sie brachte es nicht heraus.
»O doch, ich werde!« erklärte Heulwen mit Nachdruck und verschränkte die Arme. »Ich trage über alles meinen Umhang und einen Schleier zur Pilgermütze, um meine Zöpfe zu verbergen. Sei keine alberne Gans. Wenn du –« Sie hielt inne und schaute zur Tür, die unter dem heftigen Klopfen einer Faust zitterte.
»Mylady!« rief Thierry mit aufgeregter Stimme. »Kommt schnell, es geht um Lyard. Er liegt auf dem Stroh und strampelt mit den Läufen; ich fürchte, daß er eingeht.«
Heulwen war sofort auf den Beinen, und alle ihre Fröhlichkeit war verschwunden. »Jesus, nein!« rief sie und packte ihren Umhang. »Wartet, Thierry, ich komme!« Sie suchte unter dem Bett, fand ihre Schuhe und kämpfte mit den Schnürsenkeln.
»Mylady, Ihr könnt den Raum nicht so gekleidet verlassen!« Elswith hielt ihr beschwörend eine Hand entgegen, die Heulwen ungeduldig zur Seite stieß. Ihre Augen blitzten, und der Zorn färbte sie lebhaft.
»Bei Gott, wenn ich gewußt hätte, daß du so prüde bist, hätte ich dich nie zu meiner Zofe gemacht!« Sie warf die Zöpfe über die Schulter und stand auf. Als sie zur Tür ging, fügte sie kalt hinzu: »Bis ich zurück bin, hast du den Koffer gepackt, einschließlich des Umhangs mit dem Pelzbesatz!«
Elswiths Kinn bebte; sie biss sich auf die Lippe und blickte zu Boden. Heulwen öffnete die Tür. Draußen war eine kalte, windige Nacht. Das Wasser tropfte von Thierrys Hut, wenn er ihn senkte; er hing ihm schief ins Gesicht und verbarg seine Augen. Das Licht ließ die Regentropfen auf seinem Umhang blitzen und die Zähne weiß aufleuchten, als er zu sprechen begann.
»Schnell, Mistress, ich bitte Euch!« Er packte sie am Arm und zog sie aus dem Raum, half ihr dann die Treppe hinunter. Er schien ihre seltsame Aufmachung nicht wahrgenommen zu haben, aber Heulwen fühlte, daß er zitterte, und sein Gesicht, das sie einen Augenblick lang im vollen Licht sah, bevor Elswith die Tür verbarrikadierte, war eine angespannte Maske. Ihre Besorgnis verstärkte sich, und sie machte sich auf einen schrecklichen Anblick gefaßt. Nachdem sie Thierry auf ihrer wochenlangen Reise ein wenig kennen gelernt hatte, kam er ihr schnell im Begreifen und schlau wie ein Fuchs vor, mit einer Leidenschaft für Frauen und Würfelspiel und einer ›Hol's-der-Teufel‹-Haltung gegenüber dem Leben, das wenig Platz ließ für zitternden Kummer um ein sterbendes Pferd.
»Was ist passiert mit ihm? Wann hat das angefangen?« Sie machte ihren Arm frei, als sie den Fuß der Treppe erreicht hatten. Ihre hölzernen Absätze blieben platschend im Sumpf stecken und gaben ein lautes, saugendes Geräusch von sich, als sie sie herauszog.
»Ungefähr vor einer halben Kerze, Mistress. Seine Beine gaben plötzlich nach, und er ging zu Boden … Ich glaube, man sollte ihn von seinen Schmerzen erlösen, aber dazu brauche ich Euer Jawort oder das von Lord Adam.«
Heulwen blickte hoch zum dunklen Himmel und erhielt einen
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