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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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befestigte und dann geräuschlos hinausging auf die mit Fackeln erhellte Treppe. Er wußte, daß etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, etwas, das im Zusammenhang stand mit dieser kühnen, feuerhaarigen Witwe, die Lord Adam als ›Bruder‹ bezeichnete. Sie war sehr schön, und er war sicher, daß Lord Adam ihren fremdländischen Namen gerufen hatte, als er in seinem Alptraum stöhnte. Er konnte ihn natürlich nicht danach fragen, und er besaß auch nicht den Überblick, um alles zu verstehen, denn Frauen waren für ihn bis jetzt nichts als ein vorübergehendes fleischiges Interesse gewesen. Zuletzt legte er sich, verwirrt und besorgt, wieder hin und schloß die Augen, aber er brauchte noch lange, um wieder einschlafen zu können.
    ***
    Die Nacht war klar und kalt, und es lag mehr als nur ein Hauch von Herbst in der frischen Brise, die vom Fluss Dee heraufkam. Adam ging an der Mauerkrone entlang und atmete den Geruch des fernen, weißen Sternenlichts und des funkelnden, dunklen Wassers ein. In den Stallungen wieherten Pferde, und das Geräusch drang zu ihm herauf, zusammen mit dem Lachen der Wachen, die sich ihre Hände an einem Feuer im äußeren Burghof wärmten.
    Adam erinnerte sich der zahllosen Nächte, die er selbst als Leibwache verbracht hatte, an die Wachübernahme, wenn er die Augen auf leeres Mondlicht gerichtet hatte. Henry war ihm friedlich gesinnt, und Ravenstow war uneinnehmbar für die Überfälle der Waliser, aber die Wache wurde dennoch ernst genommen. Es war eine Übung für den Krieg, der ihnen aufgezwungen werden würde, falls die robuste Gesundheit des Königs nachlassen würde, oder wenn sich Zwist erhob, sobald sie seiner Tochter Mathilda die Gefolgschaft schwören mußten.
    Dabei dachte er an seine eigenen Ländereien. Der Besitz seines Vaters war von der Krone konfisziert worden als Folge der Rebellion gegen die Krone von 1102, aber Thorneyford und die von ihm abhängigen Güter gehörten ihm selbst, zusammen mit einer kleineren Burg nahe Shrewsbury. Was das Land betraf, so war er ein kleiner Fisch in einem weiten Ozean, aber seine Beziehungen hatten ihn dennoch zu einem wichtigen Mann gemacht. Er war der Pflegesohn des Earl von Ravenstow, hatte seine spätere Jugend als Edelknappe im königlichen Haushalt verbracht und dabei einflussreiche Freunde und Kontakte gewonnen. König Henry traute ihm – soweit Henry irgend jemanden traute – und hatte ihm guten Lohn für seine Loyalität und seine Dienste versprochen. Adam war klug genug, sich davon nicht allzu viel zu erwarten: Versprechungen waren eine Sache, ihre Erfüllung, gerade was den König betraf, eine andere.
    Eine Wache näherte sich ihm auf der Mauerkrone, einen riesigen, scheckigen Hund neben sich an der Leine, und begrüßte Adam. Der dankte, bewunderte die gefährlichen Zähne des Hundes aus der Ferne und wandte sich dann den Kasematten zu; noch immer fehlte ihm das Bedürfnis nach Schlaf. Er schlief so selten in der Abgeschiedenheit einer privaten Bettkammer, daß es ihn bedrückte und beunruhigte. Sein Leben verlief meistens in der Art der Nomaden, und er bettete sich zwischen seinen Männern, entweder in der Halle einer großen Burg, in einem Gästehaus in einem Kloster oder eingerollt in seine Decke unter den Sternen, mit dem Lagerfeuer zu Füßen.
    Ein zweiter Wachmann in einem Umhang mit Kapuze, der an das Gewand eines Mönches erinnerte, lehnte an einem der Vorsprünge, das Gesicht im Schatten. Als er es versäumte, zu grüßen, hielt Adam überrascht inne und trat einen Schritt zurück. Ravenstows Constable nahm die Disziplin seiner Leute ernst und würde hart mit einem Mann umspringen, der seine Pflicht vernachlässigte.
    »Paß auf, Soldat!« fuhr er ihn an und erkannte zu spät, als sich die Gestalt umdrehte, wie aus einem Traum hochgeschreckt, daß es gar keine Wache war. »Was machst du denn hier?« fragte er halb wütend darüber, daß er selbst hier oben und mitten in der Nacht keine Ruhe hatte vor ihr.
    Heulwen blickte zu ihm hoch, die Augen rund vor Überraschung. Er konnte das Weiße im Licht der Sterne leuchten sehen. »Ich bin hergekommen, um zu überlegen«, sagte sie etwas atemlos. »Hier ist es frei, hier sind die Gedanken nicht von Mauern eingeengt.« Sie betrachtete ihn und legte den Kopf etwas zur Seite. »Und du?«
    »Ich bin hier, weil ich die Einsamkeit suchte«, sagte er rau, und zugleich hätte er am liebsten über sein Benehmen geflucht. »Entschuldige, ich bin schon wieder ein ungehobelter

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