Die Füchsin
er und schaute zu, wie er mit der Fußspitze den Lavendel zertrat, daß die kleinen, getrockneten Samenkörner auf den Boden fielen. Der Geruch stach in seine Nase.
»Na schön, wenn du meinst …«
»Es geht nicht darum, daß –«
Guyon atmete scharf aus. »Ach, vergiß es. Ich werde es zweifellos früh genug erfahren. Es reicht mir, daß du deine Krieger behältst. Ich weiß, womit ich rechnen muß.«
»Ich halte sie weniger aus diesem Grund als wegen der Waliser.« Adam sagte die halbe Wahrheit, die auch eine halbe Lüge war, in einem, wie er hoffte, aufrichtigen Ton. Immerhin hatte er es rein zufällig mitgehört, bei einem Gespräch zwischen dem König und dem Bischof von Salisbury, und das war nur eine Diskussion der verschiedenen Möglichkeiten gewesen. »Heulwen meint, daß es einen neuen Lord auf der anderen Seite des Dykes gibt, der Ärger machen könnte!«
»Davydd ap Tewdr.« Guyon schnitt eine Grimasse, als er den Namen aussprach. »Und Ärger ist nicht das richtige Wort. Er umzingelt mich und die Wachen, behauptet, daß meine Bauern und die von Ralph sein traditionelles Land besetzt halten und daß wir die Grenze in seine Richtung verschoben haben. Vermutlich sollte ich mit ein paar Männern über die Grenze gehen und ihn in seine Schranken verweisen, aber er ist sehr raffiniert in seiner holzgeschnitzten Kriegskunst, und ich könnte ihm sogar unterliegen. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, ihm eine Verbindung durch Heirat anzubieten, jetzt, wo Heulwen Witwe ist. Sie ist schließlich mütterlicherseits walisisch, aber in diesem Punkt habe ich praktisch de Mortimers Angebot bereits angenommen.«
»Jesus – du wirst sie ihm doch nicht geben?«
Guyon zuckte mit den Schultern. »Warrins Vater, Hugh, ist mit mir persönlich befreundet. Er hat die Idee einer Heirat zwischen den beiden schon vor zehn Jahren ins Spiel gebracht, aber damals hatte sich Heulwen bereits für Ralph entschieden, und ich mußte das Angebot abschlägig bescheiden. Seit damals bringt Hugh seine jüngste Tochter mit Renard ins Spiel, doch dabei habe ich es nicht eilig. Außerdem: Wenn es Ärger mit den Walisern gibt, brauchen wir eine Persönlichkeit wie Warrin an der Grenze. Witwen können sich normalerweise nicht lange in den Marken halten. Es ist zu gefährlich, und Heulwen hat nichts gegen eine baldige neue Heirat einzuwenden.«
»Du bist bereit, sie im Interesse der Politik zu opfern?« fuhr ihn Adam an und schluckte.
Guyon schaute ihn ärgerlich an. »Du mußt erwachsen werden, Adam. Wie oft werden Ehen ohne praktischen Hintergrund geschlossen? Außerdem ist es wohl kaum ein Opfer. Frag sie selbst, wenn du Zweifel hast. Sie mag ihn, und Warrin ist erwachsen geworden seit damals. Er liebt immer noch seinen eigenen Willen, aber das ist ein Vorteil, wenn es um meine Tochter geht. Sie ist durchaus bereit, mit einem Mann von geringerem Charakter Schindluder zu treiben. Du kennst sie gut genug.«
»Sie kann nicht lange mit einem Mann von de Mortimers Sorte in gutem Einvernehmen leben«, sagte Adam mit Nachdruck. »Was wirst du tun, wenn er sie verprügelt? Wie ich mich erinnere, war das seine Antwort für diejenigen, die nicht seinem Willen nachkamen oder ihm freche Antworten gaben.«
»Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich werde ich stillhalten. Weiß Gott, sie hat mich immer um den kleinen Finger wickeln können – das einzige Mädchen in einer Schar von Jungen, und dazu das Andenken an ihre Mutter. Ich bin nie so streng mit ihr gewesen, wie ich es hätte sein sollen.«
»Also wirst du statt dessen Warrin de Mortimer dieses Privileg gönnen?« Adams Brauen gingen fast bis zum Haaransatz hoch.
Guyons Gesicht verdunkelte sich, und seine Lippen wurden schmal. »Ich weiß, daß ihr beide, du und Warrin, euch hasst, daß es ein Hass ist, der sehr tief geht, und ich weiß, daß du müde bist von der Reise, sonst müßte ich dich jetzt aus dem Raum weisen. Die letzte Wahl trifft schließlich meine Tochter. Ich zwinge sie zu nichts, was sie nicht aus eigenem, freien Willen tut, und das weiß sie auch.«
Adam zwickte sich in die Nasenbrücke. Besser das Thema wechseln, bevor es zu einer ernsthaften Meinungsverschiedenheit kommt.
»Was macht Lord Miles? Ist er noch gesund?«
»Zerbrechlich wie ein Bergkobold, aber gesund angesichts seines hohen Alters.« Guyon lachte, Erleichterung in der Stimme. »Die Feuchtigkeit plagt allerdings seine Knochen, und er ermüdet schneller als früher, vor allem seit dem Tod von Alicia. Sie
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