Die Füchsin
war immerhin volle zehn Jahre jünger als er, und er dachte immer, er würde vor ihr gehen müssen. Er hat William ein paar Tage nach Caermoel genommen. Der Junge möchte Spurensuchen lernen wie ein Waliser, und mein Vater hat nichts dagegen. Sie werden morgen oder übermorgen zurück erwartet.«
Adam sagte nachdenklich: »Ich sehe William immer als ein Baby in der Wiege; mir scheint es, als sei er gerade erst getauft worden.«
»Drei Monate nachdem das White Ship gesunken ist, und all unsere zukünftige Sicherheit mit ihm.« Guyon warf und fing das kleine Holzschwert seines jüngsten Sohnes, dann legte er es hin, und sein Gesicht war plötzlich alt und rau. »Gott schenke William den Arm eines Kriegers und die Schlauheit eines Anwalts, wenn er einmal erwachsen ist. Er wird beides brauchen.«
Z WEITES K APITEL
Adam schlug ruckartig die Augen auf und lauschte auf das Dunkel mit klopfendem Herzen und angestrengten Ohren. Die Luft in der kleinen Wandkammer war dicht wie schwarze Wolle und schwer zu atmen. Schweiß kroch ihm über den Körper wie eine Armee von Spinnen. Er kämpfte mit sich selbst, wußte nicht, ob er die blutigen Schrecken seines Traumes zurückrufen oder in der Erleichterung des Erwachens vergessen sollte, und entschloß sich für letzteres, legte den Unterarm gebeugt über das Gesicht und stöhnte.
Am Fußende seines Lagers raschelte das Stroh. »Mylord?« fragte die körperlose Stimme seiner Leibwache. Das Stroh raschelte noch einmal, als der Junge nach Pulverfass und Zündstein tastete und dabei den eisernen Tisch zu fassen bekam, auf dem die Nachtkerze stand. Licht flackerte schwach in einem Durcheinander von riesigen Schatten.
»Lord Adam?«
Er nahm den Arm weg und sah das erschreckte, dunkle Glitzern in den Augen seines Leibknappen. »Ist schon in Ordnung, Austin, ein böser Traum, nichts weiter.« Er setzte sich auf und deutete auf den Weinkrug.
Der Junge schenkte den Becher daneben halb voll und reichte ihn besorgt seinem Herrn. Der hatte eben noch gestöhnt und sich in seinen Träumen gewunden wie ein Mann, den man aufs Rad gebunden hatte.
Adam trank durstig, dann blickte er über den Rand des Bechers hinweg auf den Jungen. »In Gottes Namen, hör auf, mich so anzuschauen. Es ist alles in Ordnung. Bei dem Leben, das wir in letzter Zeit führen, ist es kein Wunder, wenn wir von Alpträumen geplagt werden!«
Austin kaute an seiner Unterlippe.
»Tut mir leid, Mylord. Ich dachte nur, Euch hätten irgendwelche Sorgen geplagt, bevor wir uns zu Bett begeben haben.«
Adam knurrte – Sorgen war nicht das passende Wort. Er schüttelte dumpf den Kopf über den Jungen und dachte an Heulwen in ihrem herbstlaubfarbenen Gewand und wie er den Blick auf die vollen, weichen Schwellungen gerichtet hatte, die sich unter dem Doppelring aus Kristall und Topas an ihrem weißen Hals erhoben. Er hatte Mühe gehabt, den Blick auf die Mahlzeit zu richten und die Gedanken auf das zu konzentrieren, was die Leute zu ihm sagten.
Vielleicht hatte sie recht – vielleicht brauchte er eine Frau. Er dachte darüber nach, hielt den Gedanken aber für eine phantastische Maßlosigkeit, ein unzulängliches Schwellen, und legte sich wieder hin, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, schloß die Augen und sah wieder das Halsband vor Augen. Es war Ralphs Hochzeitsgeschenk gewesen. Ralph, dessen Geschmack bei Schmuck, Pferden und Frauen immer untadelig gewesen war.
Jetzt konnte er nicht mehr schlafen. Seine Gedanken flatterten ruhelos hin und her wie ein Vogel im Sturm. Das Leinen der Decke kratzte an seiner Haut. Die Besorgtheit des Knappen war zu spüren, war irgendwie beengend, und er wünschte, er hätte ihn unten schlafen lassen bei den anderen seiner Wachtposten. Er war sich der Anbetung des Jungen sehr wohl bewußt, der in ihm eine Heldenfigur sah, den Heros, der ihn aus dem Kloster befreit hatte, und war sowohl amüsiert als auch verärgert darüber. Er war schließlich auch nur ein Mensch, und sobald Austin über die Phase hinaus war, in der er ihn als Idol betrachtete, würden sie wahrscheinlich angenehmer miteinander auskommen.
Adam setzte sich wieder auf und langte nach seinen Kleidungsstücken. »Schlaf du ruhig weiter, Junge«, murmelte er und zog sich mit raschen, geschickten Bewegungen an. »Es ist noch mitten in der Nacht. Ich gehe hinaus auf den Burgfried, um frische Luft zu schöpfen.«
Mit ernster Miene auf seiner Pritsche sitzend, sah Austin zu, wie sein Herr die Spange an seinem Umhang
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