Die Füchsin
gestern abend so arrangiert, mit einem Krug vom stärksten Cidre, den wir hatten, und einem Mädchen aus dem Dorf. Ich rechne nicht damit, daß er vor Mittag zu sich kommt.«
»Was habt ihr?« De Mortimer schaute ihn angeekelt an.
»Werdet jetzt bloß nicht bigott und heuchlerisch mir gegenüber, Warrin!« fuhr ihn Adam an. »Der Junge hat gut gekämpft, hat selbst zwei von den Schweinehunden erledigt und sich mitten im Kampf von seinem tödlich getroffenen Pferd befreit – aber es war eine harte Feuertaufe für einen Fünfzehnjährigen, der direkt vom Waffenhof kommt. Danach ist er ganz grün geworden, so übel war ihm. Unter diesen Umständen hielt ich es für das beste, seine Träume im Alkohol zu ertränken und im geschwungenen Schoß eines Frauenkörpers, und Gott allein weiß, warum ich mich ausgerechnet vor Euch rechtfertige!«
»Beruhige dich, Adam.« Guyon berührte den verletzten, steifen Arm. »Wahrscheinlich hätte ich das gleiche mit ihm gemacht. Wir können Gott danken, daß ihr beide es heil überstanden habt. Als ich das Pferd auf der Straße liegen sah …«
»Ich wollte dir schon heute morgen Nachricht schicken, aber ich bin selbst erst vor kurzem aufgestanden.«
»Habt Ihr Euch etwa auch einen starken Trunk und Weibergesellschaft besorgt?« stichelte de Mortimer.
Adams Kiefer wurde hart, was seine Wunde schmerzen ließ. Er dachte an mehrere mögliche Antworten, fand aber, daß er damit nur de Mortimers Absichten entgegengekommen wäre. »Wir haben einen Gefangenen gemacht«, sagte er statt dessen zu Guyon, wobei er die Schulter nur halb dem anderen zuwandte. »Er hat eine böse Kopfverletzung und einen aufgeschlitzten Schenkel, und er ist immer noch nicht bei Bewußtsein. Dame Agatha, die Heilerin und Medizinfrau aus dem Dorf, hat ihn untersucht und behauptet, daß er durchkommen wird, aber sie hat keine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis er wieder zu Sinnen kommt.«
»Hattest du denn einen Grund, ihn zum Gefangenen zu machen?« Guyon schlenderte auf den offenen Kamin zu. Der Schnee an seinen Stiefeln wurde durchsichtig und schmolz rasch in das Sägemehl.
Ein Hund kam und schnüffelte an der kühlen Luft, die seinem Umhang entströmte.
»Er trug vergoldete Stiefel, und sein Schwertknauf war mit Juwelen besetzt. Ein Mann von Bedeutung unter seinen Leuten, nehme ich an. Wenn wir ihn liegengelassen hätten, wäre er gestorben.«
»Was bedeutet schon ein Waliser mehr oder weniger?« sagte de Mortimer launisch und versetzte dem Hund, als er an ihm zu schnüffeln begann, einen Fußtritt.
»Nicht unter diesen Umständen. Es könnte sein, daß wir ihn gegen eine Weile Frieden austauschen.«
De Mortimer lachte, als ob Adam etwas besonders Komisches gesagt hätte. »Und wir kennen ja alle die Gültigkeit eines solchen Versprechens von einem Waliser!« knurrte er. »Wenn ich es gewesen wäre, ich hätte diesen Hurensohn sterben lassen.«
»Ich weiß!« sagte Adam mit gepresster Stimme. »Entweder das, oder Ihr hättet ihm auf seinen Weg geholfen. Ihr seid bekanntlich gut in solchen Dingen.«
Es war eine Beleidigung, die wie ein Hieb in einem Kampf wirkte, und sie traf auch offensichtlich ins Schwarze, da de Mortimer augenblicklich die Farbe verlor. Einen Moment lang schaute er verblüfft drein, doch er erholte sich rasch und fletschte die Zähne, als er erwiderte: »Ausgerechnet Ihr redet so daher, wo doch Euer eigener Vater –«
»Jesus Christus, hört schon auf damit!« rief Guyon scharf. »Ihr seid wie zwei raufende Knaben. Wenn das die Manieren sind, die ich euch in Ravenstow beizubringen versuchte, hätte ich mir die Mühe wahrhaftig sparen können.«
Der blonde Mann öffnete den Mund, um zu widersprechen, entschloß sich dann aber anders und schaute Adam nur mit einem wilden Blick an.
Die Stille danach war mehr als unangenehm. Adam räusperte sich. »Wollt Ihr meinen Waliser sehen?« fragte er. »Vielleicht kennt Ihr ihn ja.«
Guyon neigte den Kopf und merkte, daß keiner der beiden Männer imstande war, sich zu entschuldigen.
***
Er lag auf einer Pritsche in einer der oberen Wandkammern, eine Magd kümmerte sich um ihn, und ein Fußsoldat hatte vor dem mit einem Vorhang verdeckten Eingang Posten bezogen. »Obwohl er mit der Verletzung am Bein weiß Gott nicht weit kommen würde«, sagte Adam, als sich die Frau verbeugte und ein wenig zurückzog. Eine Kohlenpfanne hatte dem Raum die Kälte genommen; sie stand in der Nähe der Pritsche, um dem Verwundeten möglichst viel von
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