Die Füchsin
Augen. Diese Brosche war ein Geschenk ihres Vaters gewesen, das er ihr an ihrem siebten Geburtstag überreicht hatte. Sie sah ungern, daß es abgenommen werden mußte. Vorsichtig und sachte legte sie es in den Lederbeutel.
»Ist es nicht riskant, auf der uns bevorstehenden, langen Reise solchen Reichtum zur Schau zu stellen?« fragte sie ihn zweifelnd. »Vielleicht sollte ich sie lieber erst tragen, wenn wir Windsor erreicht haben und wenn du den König um meine Hand bittest.«
Warrin knurrte mit herablassender Nachsicht und ließ sie tatsächlich wie eine Siebenjährige dabei erscheinen. »Du machst dir zuviel Sorgen über Zwischenfälle«, sagte er, als er ihr die neue Nadel durch das dicke flämische Tuch steckte. »Wir sind stark bewaffnet, um für alle Eventualitäten unterwegs gerüstet zu sein. Wir könnten spielend mit einer Horde Waliser fertig werden, wenn sie uns überfallen würden. Nein, Liebes, es gefällt mir, wenn die Männer sehen, welch hohen Preis ich einsetze, um meinen Gewinn zu bekommen.«
»Deinen zukünftigen Gewinn«, erinnerte sie ihn, verärgert durch seinen herablassenden Ton.
»Also schön, meinen zukünftigen Gewinn.« Er war mit dem Schließen der Anstecknadel fertig und senkte die Hand, als würde er rein zufällig über ihre Brust streichen. »Meine zukünftige Frau.« Seine Stimme klang belegt, und sein Mund drückte sich auf den ihren wie ein Blutegel, kalt und fordernd. Heulwen kam sich wie eine Hure vor, die im voraus bezahlt wurde, doch um Dankbarkeit zu zeigen, erwiderte sie den Kuß mit der gedankenlosen Erfahrung, die sie bei Ralph gewonnen hatte, das Herz so taub wie die kalten Finger, die sie um Warrins muskulösen Nacken schlang.
N EUNTES K APITEL
Der walisische Gefangene öffnete die schwarzbraunen Augen; er war jetzt bei vollem Bewußtsein und starrte in schwacher, fiebriger Verwirrung auf die an einigen Stellen rußgeschwärzten, weißen Wände, die ihn umgaben. Eine Fackel flackerte. Zwischen seinen Fingern fühlte er die körnige Konsistenz eines Leinentuchs, darunter das heftige Trommeln seines Herzens in dem fiebernden Körper. Seine ausgetrocknete Kehle bewegte sich, und seine Lippen bildeten geräuschlose Worte.
»Er ist wach«, sagte Adam leise und berührte dabei das Knie seines Begleiters.
Miles knurrte. Er hob das Kinn von der Brust, und seine halbgesenkten Lider gingen nach oben. Jetzt wandte er sich dem jungen Mann auf der Pritsche zu, sah, daß er trotz eines leichten, schweißtreibenden Fiebers bei Sinnen und wach war, und versicherte ihm ruhig auf Walisisch, daß er keine Angst zu haben brauche. Der Blick aus den dunklen Augen blieb verwirrt und argwöhnisch, aber der Junge trank gierig den mit Wasser verdünnten Met, den ihm Adam gebracht hatte. Er hörte zu, während Miles sich in der walisischen Weise vorstellte, wobei er alle seine Ahnen und Verwandten nannte, bevor er ihm Adams Identität mitteilte, ihm sagte, wo er sich befand und wie schwer er verwundet war.
»Eine Torheit, Lord Adams Trupp zu überfallen«, fügte Miles noch leise hinzu. »Er spricht zwar nicht das Cymraeg, von ein paar Worten abgesehen, aber das heißt noch lange nicht, daß er ein Idiot ist, was die Führung der Grenzscharmützel betrifft.«
Der Mund des jungen Mannes verzog sich zu einem säuerlichen Lächeln. »Ich brauche keine Lektionen«, sagte er. Seine Stimme war rau und rostig von drei Tagen Liegen.
»Nein.« Miles nickte gütig. »Und bestimmt nicht von mir, aber euer Volk wird dir mit großem Vergnügen deine Dummheit unter die Nase halten. Davon bin ich überzeugt.«
Das Lächeln verschwand, und die Mundwinkel zogen sich nach unten, eine Miene, die durch die zusammengezogenen, dichten schwarzen Brauen ergänzt wurde.
Miles übersetzte für Adam, was bisher gesprochen worden war. Adam stellte den Becher mit dem Met ab. »Frag ihn, wer sie waren.«
Miles öffnete den Mund, aber der Junge hatte gehört und verstanden, blickte jetzt hoch und sagte in stockendem Französisch: »Mein Bruder wird nicht erfreut sein, im Gegenteil, er wird toben. Ihr hättet mich gar nicht erst zu retten brauchen. Er wird mich mit blanken Händen erwürgen, wenn er hört, wie die Sache gelaufen ist.«
»Dein Bruder?«
»Davydd ap Tewdr.« Wieder blickte er hoch. »Ich bin Rhodri und zehn Jahre jünger als er. Wir stammen von verschiedenen Müttern.«
Ein zunehmend strahlenderes Lächeln erhellte das Gesicht von Adam. »Dann bist du dein Gewicht in purem Gold wert«, sagte er
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