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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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der Wärme zu geben. Der Raum hatte keine Öffnung zum Tageslicht, und der ständige Gebrauch von Fackeln und Kerzen hatte die weißgekalkten Mauern mit Ruß geschwärzt.
    Guyon schaute hinunter auf das mit Blutergüssen gezeichnete, bläulich-hohle Gesicht. Die schwarzen Locken waren von einer schlimm aussehenden Beule an der Stirn in der Größe eines Möweneis abrasiert worden. Die Lider der Augen darunter waren schlapp, aber geschlossen, und die dichten schwarzen Wimpern glänzten ebenso wie die Wangen vom Schein der Jugend. »Er ist noch sehr jung«, sagte Guyon, und der Bursche sah in der Tat nicht älter aus als Renard. »Nein, ich kenne ihn nicht. Und Ihr, Warrin?«
    Warrin zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Für mich schauen die alle gleich aus. Ich war in den letzten drei Jahren nicht oft hier an der Grenze, und wenn man mich fragt, hat der vor drei Jahren noch an der Flasche gehangen.«
    »Jemand wird ihn ja wohl anfordern«, sagte Guyon. »Die Blutsbande gelten den Walisern als heilig, und er scheint mir ein gut ausgebildeter Bursche zu sein, also vielleicht sogar der Anführer dieses Überfalls?«
    »Das wäre leicht möglich.« Adam nickte. »Die Waliser geben ihren jungen Männern früh die Blutweihe.«
    »Wie gefährlich ist die Wunde am Bein?«
    »Man hat ihn zusammengeflickt wie einen Teppich von Bischof Odo, aber er bekommt vielleicht doch noch das Wundfieber, obwohl Dame Agathe für ihn tut, was sie kann.«
    Guyon wandte sich wieder ab. Warrin wollte ihm folgen, aber seine Umhangnadel hatte sich gelöst, und die Brosche fiel mit leisem Klimpern zu Boden. Er murmelte einen unterdrückten Fluch, bückte sich und hob die Brosche auf, und in diesem Moment bewegte sich der Patient, stöhnte und öffnete mit letzter Willenskraft die Lider.
    Augenblicklich beugten sich Guyon und Adam über den Liegenden, aber de Mortimer war noch näher; seine eckigen, kräftigen Gesichtsknochen wurden vom goldenen Licht des Kohlenfeuers erhellt, und auf sie richteten sich die Blicke des Walisers als erstes. Ein Ausdruck von blankem Entsetzen breitete sich über sein Gesicht aus, und er warf sich zurück in die Kissen, wobei er Schreie in walisischer Sprache ausstieß.
    »Es ist ja alles gut«, sagte Guyon in derselben Sprache. »Niemand tut dir etwas. Deine Wunden werden geheilt, und danach kannst du zu deiner Familie zurückkehren.«
    Der Junge schüttelte den Kopf, atmete schwer und richtete die Augen auf de Mortimer.
    »Ihr sagt, daß Ihr ihn nicht kennt, aber er scheint Euch offenbar zu kennen, und zwar ziemlich gut«, stellte Adam fest und zog Warrin von dem Lager weg, während Guyon fortfuhr, den Patienten zu beruhigen.
    »Ich habe den Kerl nie im Leben gesehen!« knurrte Warrin. »Das ist doch ganz klar: Er hat einen Schlag auf den Schädel bekommen, und dabei hat er den Verstand verloren. Jeder, der nur halbwegs normannisch aussieht, ist jetzt Futter für seine Alpträume.«
    »Ja, vielleicht«, sagte Adam unverbindlich und warf noch einen Blick auf den Gefangenen, der sich wieder in die Kissen zurückgezogen hatte, mit geschlossenen Augen, offenbar erschöpft und vielleicht zu erschreckt, um die Lider zu öffnen und Warrin de Mortimer noch einmal anzuschauen.
    »Was wirst du mit ihm machen?« fragte Guyon, als sie die Wendeltreppe hinuntergingen in die Halle. »Du mußt innerhalb von zwei Wochen nach Windsor aufbrechen.«
    Adam zog eine Schnute. »Ich weiß noch nicht. Vielleicht bitte ich deinen Vater, in die Marken zu kommen. Er kennt die meisten walisischen Clans und Familien der Umgebung, ist, um es genau zu sagen, mit der Hälfte von ihnen verwandt. Er wird in der Lage sein, mit allem fertigzuwerden, was geschehen könnte, und ich kann ihm ja Aubrey hier lassen. Falls die Familie des Burschen zu Verhandlungen herkommt, können sie den ersten Schritt ohne mich tun, und ich bin Ende Januar zurück, um die Verhandlungen zu Ende zu fuhren.«
    Guyon rieb sich das Kinn und nickte zustimmend; dabei blieben seine Blicke nachdenklich.
    »Was hat er denn da alles gebrabbelt?« fragte Warrin, als sie an den Kamin zurückkehrten.
    Guyon nahm seine Hand vom Kinn. Seine Stimme klang neutral. »Er sagte, er hätte nicht zuhören wollen, und wenn Ihr ihn leben laßt, wird er es keiner lebenden Seele verraten.«
    »Was wird er keiner lebenden Seele verraten?« Warrin schaute ihn verständnislos an. An seinem Hals klopfte ein Puls.
    »Ich schätze, das finden wir zu gegebener Zeit heraus«, erwiderte Adam, und seine

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