Die Füchsin
Stimme klang kühl und vernünftig. Dazu blickte er Warrin de Mortimer allerdings drohend an, wandte sich dann um und schaute auf den anderen schwarzhaarigen Jungen in Hemd und Hose, der sich gerade auf eine Bank hatte fallen lassen und jetzt dasaß und stöhnte, den Kopf zwischen den Händen.
»Dein Erbe.« Adam grinste Guyon an. »In Sicherheit und unbeschädigt.«
***
Trotz der Zobelfelle, die ihren Reiseumhang zierten, schauderte Heulwen, als sie unter einem Vordach stand und darauf wartete, daß die Pferdeknechte ihren gesattelten Schecken aus dem Stall brachten. Aus dem Schnee war Eisregen geworden, weiße und silberne Nadeln, die aus einem Himmel von der Farbe schmutziger Rüstungen fielen – und Rüstungen waren auch überall, als die Vorbereitungen für die Reise nach Windsor getroffen wurden – eine feuchte, unbequeme Reise, wie es aussah.
Renard stapfte über den inneren Burghof, den pelzbesetzten Umhang bereits am unteren Saum beschmutzt, aber mit funkelnder Rüstung und einem Helm, der ihm an den Fingern baumelte. Sie wollte ihn zu sich rufen, aber ein schlankes Mädchen mit honigblondem Haar kam aus einem der Gebäude und trat an seine Seite. Renard schaute sich rasch nach allen Seiten um, dann legte er den freien Arm um die schmale Hüfte des Mädchens und zerrte sie rasch in die Dunkelheit eines Türgangs, wo Heulwen gerade noch sah, wie er seinen Umhang um sie schlang und sein Kopf sich zu ihren Lippen hinunterbeugte. Die Tochter des Falkners, dachte sie mit dem Funken eines Lächelns. Erstaunlich, daß der Mut als Krieger die Männer in den Augen der Frauen so sehr aufwertete. Judith hatte ihren Sohn dafür tüchtig gescholten, aber hinter ihrem Zorn hatte Stolz gelegen, und hinter dem Stolz lauerte die Angst. Renards Anspruch, ein Mann zu sein, würde nur allzu schnell Realität werden.
Heulwen selbst war geradezu hysterisch erleichtert über seine unversehrte Rückkehr gewesen, aber nur ein Teil dieser Erleichterung war auf Renards Konto gegangen. Die Vorstellung, Adam könnte jetzt in einer gefrorenen Pfütze seines eigenen Blutes liegen, ein Opfer der Waliser wie Ralph, hatte sie über jede Vernunft hinaus entsetzt. Seitdem war alles anders. Sie war immer noch unsicher, schwankte hin und her auf der Schaukel vom Wunsch zur Ablehnung.
Sie hatte ihre Finger zu Fäusten geballt und richtete ihren Blick auf Warrins breiten, kräftigen Körper, als er heraustrat in den Eisregen, wobei sein Gesicht eine Grimasse des Unbehagens zeigte. Er war ihr jetzt zugesprochen in allem bis auf den eigentlichen Eheschwur, jetzt, da sie selbst sich entschlossen hatte. Alles, was ihre Vereinigung noch vereitelte, war die Formalität des königlichen Jaworts, und es gab keinen Grund dafür, daß es versagt werden würde.
»Kinn hoch, Liebste, du siehst so trübe aus wie dieses gottverlorene Wetter.« Er bückte sich und küßte ihre kalten Lippen, dann trat er einen Schritt von ihr weg, um sie zu begutachten.
»Diese Reise wird sicher keine Vergnügungsfahrt«, erwiderte sie und versuchte, etwas innere Wärme des Gefühls von seiner Anwesenheit zu erhalten, aber die einzige Wärme, die sie spürte, kam daher, daß er sie ein wenig vom beißenden Wind abschirmte.
»Ich habe dir ein Geschenk gebracht«, sagte er mit seinem herablassenden Lächeln, das sie am meisten ärgerte, und legte einen kleinen Beutel mit Zugschnur in ihre Hand. »Es wird die Unannehmlichkeiten des Wetters nicht beheben, aber vielleicht erhellt es dein Herz, und es wird sicher das meine erfreuen, wenn ich es dich tragen sehe. Du kannst es als ein Brautgeschenk betrachten.«
Sie löste die Schnur mit ungeschickten, kalten Fingern und ließ eine runde Anstecknadel auf ihre Hand rutschen. Sie war keltischen Ursprungs, aus Silber, mit goldenen und silbernen Filigraneinlagen, betont durch kleine, runde Edelsteine und Halbedelsteine wie ambrafarbener und klarer Feldkristall, und in der Mitte saß ein riesiger, purpurner Amethyst.
»Sie ist wundervoll!« rief sie, drehte sich um und dachte zugleich, daß die Brosche zu auffällig war und ein Hinweis auf den Geschmack ihres Zukünftigen.
»Lass mich sie dir anstecken.« Er streckte die Hand aus, um die Nadel zu lösen, die bis jetzt ihren Umhang zusammengehalten hatte; es war ein einfaches Stück im Vergleich zu dem grandiosen Objekt, das sie jetzt in der Hand hatte, ein Produkt des Bronzeschmieds von Ravenstow, in der Gestalt eines springenden, knurrenden Leoparden mit winzigen Rubinen als
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