Die Füchsin
sie und zu ihren Gunsten, aber nur, wenn Henry verspricht, sie nicht an einen völlig unpassenden Ehemann zu binden.«
»Ich bin sicher, man kann ihn in diesem Punkt zu einer Zustimmung bringen«, sagte Robert mit der Glätte eines Diplomaten, dem der andere mit der inzwischen vertrauten, skeptischen Haltung einer halb erhobenen Schulter und einem Blick von kaum verhülltem Unglauben begegnete. Er hielt den Augenblick für gegeben, sich zu entfernen und Ravenstow über das nachdenken zu lassen, was gesprochen worden war, denn wenn er sich beeilte, war noch genügend Zeit, um Bigod von Norfolk zu besuchen und ihn auszuhorchen, bevor er sich für das abendliche Festmahl vorbereitete und seinen Bericht bei König Henry ablieferte.
Er stand auf, drehte sich um, küßte seine Halbschwester, dann Heulwen zum Gruß und Abschied.
»Wir haben gerade deinen neuen Hengst bewundert«, sagte Judith. »Wenn Heulwen gewußt hätte, daß du ein neues Schlachtross suchst, hätte sie Sorcerer nicht hierher nach Windsor zu schicken brauchen.«
»Wie bitte?« Er lächelte und schaute sie verständnislos an.
Lachend erklärte ihm Judith, von wem er in Wirklichkeit das Pferd gekauft hatte. Auch Robert lachte, und während er sich eine elegante Kappe im phrygischen Stil aufsetzte, betrachtete er Heulwen. »Einer von Ralphs Hengsten – keine Wunder! Ich fand es ein bißchen seltsam, daß der junge de Lacey ein Pferd dieses Kalibers zu verkaufen hat, wo er doch eben erst vom Festland nach Hause gekommen ist. Der schlaue Fuchs, er hat kein Wort davon gesagt.«
»Vielleicht war er nicht sicher, daß du den wirklichen Preis bieten würdest, wenn du gewußt hättest, daß es ein Kauf in der Familie war«, gab Heulwen zu bedenken und begegnete dem Affront damit, daß sie lächelte, so daß die beiden Grübchen in ihren Mundwinkeln erschienen.
Robert knurrte. »Sehr wahrscheinlich. Er ist so schlau wie eine Höhlenkatze, dieser Bursche. Da ich ihm dreiundachtzig Mark für das Tier bezahlt habe, wirst du ihn eher früher als später zu Gesicht bekommen.«
Heulwen fummelte an der reichverzierten Brosche, die sie an der Schulter stecken hatte und die schwer war wie eine Männerhand, die sich auf sie legte und auf diese Weise ihren Besitz wahrnahm. Sie hatte Adam seit dem Tag des Überfalls der Waliser nicht mehr gesehen und sich selbst inzwischen davon überzeugt, daß das, was sie für ihn empfand, nur eine vorübergehende Lust gewesen war und daß sie an seine Stelle praktisch jeden anderen Mann setzen könnte – doch ein Ersatz war trotz allem nicht das Original. Sie dachte an Adams dunkles Lächeln, die fragende Art, wie er einen unter den dichten Brauen hervor anschaute, an die Trockenheit seines Humors, wenn er ihre Rede erwiderte, den sachten Druck seiner Hände auf einer Pferdeflanke oder auf ihrer Taille, wenn diese Hände nach unten glitten auf die Schenkel …
Robert von Gloucester war, wie seine derzeitigen inneren Kämpfe zeigten, keineswegs gefühllos gegenüber den Stimmungen der anderen, und jetzt sah er, daß er irgendwie einen Fehler gemacht haben mußte. Die Grübchen des Mädchens waren verschwunden, die Funken in ihren aquamarinblauen Augen erloschen. Er räusperte sich und sagte mit erzwungener Fröhlichkeit: »Ich habe auch Warrin de Mortimer auf dem Pferdemarkt gesehen. Er und sein Vater probierten einen Renner aus. Ich habe ein paar Worte mit ihnen über Maud gesprochen, und dabei hörte ich, daß der junge Mann bald heiraten würde. Er hat großes Glück mit seiner Wahl, und das habe ich ihm auch gesagt.«
»Ich halte sehr viel von ihm«, sagte Heulwen tonlos.
Guyon zog nachdenklich die Brauen hoch über die Antwort seiner Tochter und erhob sich dann, um ihren Gast hinauszubegleiten. »Ich kann nur hoffen, daß Warrin und Adam sich nicht begegnet sind«, bemerkte er. »Als sie sich das letzte Mal sahen, hatte ich Mühe, zu verhindern, daß sie mit den Schwertern aufeinander losgegangen sind.«
Gloucester schüttelte den Kopf. »Nein, sie waren auf entgegengesetzten Enden des Platzes, und der junge de Lacey hat mit mir den Platz verlassen.« Er lächelte verschwörerisch unter dem Zobelkragen seines Umhangs.
Guyon stellte eine Frage mit den Augen.
Robert richtete den Blick auf Heulwen. »Deine Tochter ist nicht die einzige Verlobte, die wir in dieser Festzeit feiern werden, mein Lieber. Ich weiß aus ziemlich sicherer Quelle, daß mein Vater die Absicht hat, Sir Adam eine reiche Braut zuzusagen als
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