Die Füchsin
knattern, und falls es dir nicht aufgefallen ist: Es kam alles von de Mortimers Seite. Mach dir keine Sorgen, Adam, wir sind nicht alle darauf aus, dir ein Messer in den Rücken zu rammen. Das ist Warrin de Mortimers eigene Spezialität.« Er nahm einen Mundvoll von den Aalen, kaute, schluckte und fügte dann nachdenklich hinzu: »Ich habe Warrin de Mortimer im Frühjahr gesehen, als ich von meinen Studien in Paris zurückgekommen bin. Er war bei einer Falkenjagd, an der auch William le Clito teilnahm, als sich unsere Wege kreuzten.«
»Er war – was?« Adam packte die schwarze Wolle von Johns Kuttenärmel.
»Es waren viele junge Männer da, die meisten vom französischen Hof, nehme ich an. Ich finde ja, es ist nichts Schlimmes dabei, wenn man mit William le Clito auf Falkenjagd geht, es kommt nur darauf an, was dabei besprochen wird, und ich gestehe, ich habe nichts davon gehört.« Er griff nach einem Stück feinem weißen Brot, das speziell für das Festmahl gebacken worden war. »Ich habe auch Ralph gesehen.«
»Was, mit den beiden?«
»Nein, tags darauf außerhalb von Les Andelys. Er stand neben einem Wassertrog und schien auf jemanden zu warten. Ich hätte ihn nicht erkannt; mein Augenlicht ist nicht besser geworden, aber mein Pferd mußte trinken, und ich konnte ihn nicht übersehen. Es war ihm nicht angenehm, daß ich ihn gerade dort getroffen habe, und nicht nur, weil er eine Frau am Arm hängen hatte und ich immerhin Heulwens Halbbruder bin.« Er biss in die Kruste und feuchtete sie mit einem Schluck Wein an. »Er bat mich, niemandem etwas zu sagen, erklärte, er sei in einer Privatangelegenheit des Königs hier, und ich glaubte ihm sogar, weil ich keinen Grund hatte, an seiner Aussage zu zweifeln.«
Er begegnete Adams gespannter Aufmerksamkeit mit einem beruhigenden Lächeln. »Keine Angst, der König weiß es. Ich habe es meinem Herrn, Lord Leicester, gestern abend gesagt, sobald ich wußte, was das bedeutet hatte, und er ging damit direkt zu Henry, so daß dein Fall, selbst wenn er mit dem Schwert nicht zu deinen Gunsten entschieden werden sollte, noch nicht verloren ist. Warrin de Mortimer ist ein Gezeichneter.«
»Ich dachte immer, der Arm des Siegers würde durch die Hand Gottes geführt«, sagte Adam trocken, während er einen der kleinen Aale auf seine Gabel nahm und aß. Es war ein Lieblingsgericht des Königs, aber was Adam anging, konnte der König es allein essen.
»Das ist die Theorie«, sagte John mit übertriebener Strenge. »Trotzdem darf man sich nicht ganz auf die göttliche Intervention verlassen, und ich sollte das wissen, denn ich bin ein Priester.« Dann wurde er wieder ernst und betrachtete Adam mit besorgtem Blick. »Als wir Kinder waren, konnte dich Warrin mühelos flachlegen«, sagte er leise.
»Und auf diese Erinnerung verläßt er sich jetzt«, stimmte ihm Adam zu, »aber damals war ich ein Halbwüchsiger, und er war schon fast zum Mann gereift. Wir sind jetzt gleich groß. Ich weiß, er ist breiter und kräftiger, aber ich bin schneller als er.« Sein Lächeln war ein wenig unsicher. »Trotzdem könnte es nicht schaden, wenn du für mich betest – und für Heulwen.« Er langte nach seinem Becher und trank rasch einen Schluck Wein. Es war Rheinwein, die Sorte, von der er mehrere Monate im Fegfeuer am Hof in Deutschland gelebt hatte, die Sorte auch, mit der er sich am Tag von Heulwens Hochzeit fast zu Tode getrunken hätte. »Ich liebe sie schon so lange«, murmelte er.
»So, wie sie Ralph angesehen hat, hätte es ihm das Mark in den Knochen schmelzen müssen«, sagte John nachdenklich und rutschte dabei unbehaglich hin und her, »aber er war statt dessen hinter anderen Weibern her.«
Adam stellte den Becher ab und zupfte an einem losen Faden der Goldstickerei, welche die Ärmel aus gelbbraunem Samt versteiften. »Ich glaube, ich würde ihn fordern, wenn er noch lebte«, murmelte er, riß den Goldfaden ab und ließ ihn aus den Fingern fallen, wo er glitzernd in eine Kerzenflamme fiel und mit einem kurzen, zischenden Feuerstoß verbrannte. John wußte, wann es an der Zeit war, höfliche Floskeln von sich zu geben, und wann man besser schwieg. Er legte seine schlanke Hand mit den langen Fingern auf Adams Schulter und drückte sie kurz und hart.
***
Der Morgen des Gottesgerichts dämmerte messerkalt mit einem schneidenden Ostwind herauf. Raureif funkelte wie Zucker auf jedem Dach und jeder Spitze, hüllte das Schloß in ein Zuckerbrot-Weiß ein, säumte den Rand der
Weitere Kostenlose Bücher