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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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hinten, die raffinierten Beleidigungen und, gerade auch für ihn, das feindselige Rammen der Schultern von Männern, die sich wünschten, daß er das angesetzte Gottesurteil verlieren würde. Männer, die Warrin de Mortimer unterstützten um seines Vaters willen, über den bei Hofe immer noch eine hohe Meinung herrschte und den man respektierte. Man fand, er und sein Haus hatten den Skandal nicht verdient, schon gar nicht von einem jungen Mann, dessen Familie einen weit stärker befleckten Ruf hatte als de Mortimer. Und dazu kam natürlich noch das Gerücht, kamen die Witze, die ihn scharf aufs Korn nahmen, das Kichern hinter den Handrücken und die intriganten, bösartigen Andeutungen. Adam ertrug das alles mit sturer Gelassenheit, doch das hieß nicht, daß er auch innerlich so hart geblieben wäre.
    »Also, entweder verheirate ich dich mit Heulwen, oder ich zelebriere deine Beerdigung. Du kannst daher ruhig ein paar Worte mit mir reden!« beklagte sich eine volle, tiefe Bassstimme an seiner linken Schulter.
    Adam fuhr herum und starrte auf den grinsenden jungen Pfarrer, der sich gerade neben ihn an den Tisch gezwängt hatte, und seine Antwort war ebenfalls ein Grinsen. »John! Ich hätte nicht gedacht, dich hier zu sehen!«
    »Der Earl von Leicester braucht vielleicht einen Beichtvater, nachdem er einen solchen Eid geschworen hat!« sagte Guyons zweiter Sohn und Namensvetter lachend. Um Verwechslungen zu vermeiden, hatte man ihn allerdings von früh an nach dem Heiligen benannt, an dessen Tag er geboren war, und nur bei wenigen förmlichen Anlässen wurde er bei seinem wahren Taufnamen angesprochen.
    »Das könnte uns allen so gehen«, bestätigte ihm Adam bedrückt. »Und der König braucht ihn vor allen anderen.« Er streckte seine Hand aus und tätschelte spielerisch die nackte, rasierte Stelle an Johns Schädel, die von einem Meer aus rötlich schimmernden schwarzen Wellen umgeben war. »Du hast also schon die Weihen?«
    »Seit dem letzten Martinstag.«
    »Ich muß dich also Vater nennen und mit dem gebotenen Respekt behandeln?«
    Johns dunkle, schöne Stimme dröhnte vor Lachen. »Ist das denn so schwer?« Er verschränkte die Arme auf dem Tisch. Ein Mädchen, das bei Tisch bediente, lächelte ihn an, als sie sich über ihn lehnte und Wein einschenkte. Er erwiderte das Lächeln, ohne zu bemerken, wie hübsch sie war, nicht weil er unberührt blieb von der Schönheit der Frauen – in der Tat war der Zölibat für ihn ein Gebot, das er bei Gelegenheit gebrochen hatte –, sondern weil er sie nicht deutlich genug hatte sehen können. Schon seit seiner Kindheit, als er über Körbe, Wiegen und Hündchen gefallen war, statt ihnen auszuweichen, und später, als er beim Training mit dem Schwert stets besiegt wurde, weil er die Angriffe erst sehen konnte, wenn es zu spät war, hatte er gewußt, daß er nur die Wahl hatte zwischen dem Priesteramt und einem frühen Tod. Es war eine nicht allzu schwierige Wahl, und er hatte sich hervorragend in sein Los gefügt und einen achtbaren Posten im Haushalt des Earl von Leicester bekommen.
    Adam schaute von der Seite auf den jungen Mann. »Dann wirst du mir also keine Predigt halten?«
    John verengte seine Augen, um sich auf den Teller mit kleinen, in Kräutern und Wein gedünsteten Aalen zu konzentrieren, und antwortete mit einer eigenen Frage: »Weißt du, warum mein Lord Leicester mich als Hausgeistlichen mehreren anderen Bewerbern vorgezogen hat?«
    Adam schüttelte den Kopf.
    »Weil er wußte, daß ich nicht ständig den Soldaten ihr sündhaftes Leben vorhalten würde. Die Männer können nun einmal nicht anders als spielen, den Namen des Herrn sündhaft aussprechen und sich der Fleischeslust mit anderen als den eigenen Frauen hingeben, und natürlich prahlen sie auch noch damit. Sie sind nicht geneigt, auf die Ermahnungen eines weichzüngigen Pfarrers zu hören, der jung genug ist, daß er in manchen Fällen sogar ihr Enkel sein könnte. Ich glaube sogar, ich wäre tatsächlich in der Lage, in beeindruckender Weise Hölle und Verdammnis auf sie herabzuschwören, doch das spare ich mir auf für die Sünden, auf die es wirklich ankommt – wie zum Beispiel Mord.«
    Adam warf John einen scharfen Blick zu. Seine Augen waren von weichem, halbblindem Rehbraun, aber sie zeigten die Klarheit des Wissens. »Du glaubst mir also?« Er lachte bitter. »Dann bist du der einzige.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach ihm John. »Es ist nur so, daß leere Segel am lautesten

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