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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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erster Linie dafür verantwortlich ist, daß Mathilda hierher zu uns gebracht wurde. Morgen findet die Einschwörung statt und das Gottesgericht am Tag danach.«
    »Das ist schrecklich«, flüsterte Heulwen und erbleichte.
    »Nein, Kind, für ihn ist es praktisch. Du kannst Henry keinen Vorwurf machen, daß er diese Lösung wählt, die zu seinem Vorteil gereicht. Die Rivalität zwischen Adam und Warrin besteht nun schon länger als zehn Jahre.« Guyon zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, es hätte kein anderes Ende dafür gegeben. Nicht du bist schuld daran: Du bist nur der Funke, der das trockene Heu in Flammen setzte. Keiner der beiden wird jemals auch nur einen Fingerbreit zurückweichen.« Er nahm den nur dekorativen Ring von seinem Finger und warf ihn auf die Kommode.
    Sie setzte sich wieder, die Hände an den Mund gepresst. Guyon schaute sie besorgt an. Er erkannte sich selbst in ihren Zügen wieder und auch die Erinnerung an ihre Mutter. Ihr Haar, obwohl von anderer Farbe, wuchs so üppig wie bei Rhosyn, und ihre Stimme erinnerte genau und schmerzhaft an die Frau, die er an die Mordlust von Walter de Lacey verloren hatte. Und Adam de Lacey war Walters Sohn … Guyon verscheuchte den Gedanken; Adam war Walter de Lacey nicht ähnlicher als ein Stück fehlerhaften Glases einem polierten Edelstein.
    »Kind …« begann er leise und drückte sie an sich.
    »Es geht mir ganz gut, Papa.« Tränenspuren liefen über ihr zerschundenes Gesicht, während sie auf einen fernen Punkt hinter ihm schaute. »Nur glaube ich, daß mir jetzt der Wein mit dem Mohnsaft gut tun würde.«

D REIZEHNTES K APITEL
    Die Kaiserinwitwe Mathilda hatte kalte, schmale Hände und einen kalten, schlanken Körper, der an diesem Tag in einer enganliegenden Tunika und einem Kleid aus frostigem Silberstoff steckte, verziert mit Hermelintuffs an den Ärmeln und dem geknüpften Saum. Adam legte seine Hände zwischen die ihren und erhielt einen eisigen Friedenskuss als Lohn für den Eid der Treue, den er ihr und ihren zukünftigen leiblichen Nachkommen geschworen hatte. Ohne zu lächeln, ohne einen Hauch von Charme nahm sie es als seine Pflicht hin und weigerte sich, anzuerkennen, wie viele Male sie ihm ihr Leben verdankte. Wenn sie ihren Lippen auch nur die leiseste Bewegung gestattet hätte, sie wäre vermutlich hübsch gewesen. Unter dem Schleier aus silberner Gaze trug sie leuchtendbraune Zöpfe, und ihre Augen hatten ungewöhnlich üppige Wimpern und waren funkelnd blau wie das Wasser eines Bergsees, eine Herausforderung für jeden Mann, der es wagte, in sie hineinzuschauen. Auf allen Seiten der großen Halle standen die Edelleute, der hohe Adel und der Klerus des Landes als gegenseitige Zeugen bei der Beschwörungszeremonie: Norfolk, Leicester, Derby, Gloucester, Ravenstow, Chester, Blois, Salisbury, Winchester und Canterbury. Adam trat zurück, wurde von der Menge eingeschlossen, und ein anderer Edelmann nahm seinen Platz ein, kniete sich nieder und schwor Mathilda Treue und Gefolgschaft.
    Henry lächelte anstelle seiner Tochter, und es war nicht nur ein steifes Pergamentlächeln, das dem Vorgang Würde verleihen sollte, sondern dieses Lächeln zeigte seine Zufriedenheit. Adam nahm an, daß er tatsächlich zufrieden war; immerhin hatten alle Edlen des Landes zugestimmt, Mathilda als seine Nachfolgerin anzuerkennen, was wohl zum großen Teil auf die unermüdliche Beschwörung durch Robert von Gloucester zurückzuführen war. Aber wenn die Edlen bereit waren, zu schwören, dann nur unter der Voraussetzung, daß Henry ohne die Zustimmung der Adligen keinen Ehemann für seine Tochter wählen würde – das war der Schwur, den Henry zuvor hatte leisten müssen. Allerdings, was hatten solche Eide dem König in der Vergangenheit bedeutet? Er konnte damit erst einmal Zeit gewinnen und sie später um so ungenierter brechen. Henry würde seine Tochter mit jedem verheiraten, den er dafür ausersah – auch das sagte dieses Lächeln.
    Das Fest begann mit viel Pomp und Zeremonien, wie es sich für einen so wichtigen Anlass gehörte, in Gegenwart so vieler wichtiger Männer. Adam, als einer der weniger bedeutenden Lehensnehmer, wurde an einen Platz am unteren Ende der Tafel gesetzt, wofür er sehr dankbar war. Er hegte keine besondere Vorliebe für derartige Versammlungen mit ihren Zurschaustellungen von Heuchelei, wobei ein jeder versuchte, den anderen zu übertrumpfen, und zugleich beobachtete, ob es ihm auch gelang. Es gab die Angriffe von

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