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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Themse wie silberne Pralines und die an Land gezogenen Boote wie gezuckerter Marzipankonfekt. In der Luft flogen Eisstückchen, scharf wie gesplittertes Glas, wenn man sie einatmete.
    Adam erhob sich zu den ersten blassen Streifen der Dämmerung, die an dem dicken Frostbelag der Fensterriegel blitzten, zerbrach die Eisdecke, die sich in der Wasserschüssel seiner Reisetoilette gebildet hatte, wusch sich mit dem noch verbliebenen Wasser das Gesicht und ging dann als erstes zur Messe, das Herz bleischwer, aber die Gedanken leidenschaftslos auf die bevorstehende Prüfung gerichtet. Er nahm an der Messe teil, beichtete, erhielt die Absolution und setzte sich dann hin, um mit seinem Knappen Sweyn das Fasten zu brechen. Austin servierte ihnen heißen Wein, Brot und Käse, und sein Verhalten war zugleich ruhelos und besonders dienstbeflissen.
    Sweyn fuhr sich mit der großen, schwieligen Hand über die harten Stoppeln seines Barts, räusperte sich lautstark und spuckte in die Hobelspäne auf dem Boden. »Paßt auf seine Beinarbeit auf«, knurrte er mit aschgrauer Stimme. »Das war immer sein Schwachpunkt, und wenn Ihr ihn da bei einem Fehler antrefft, habt Ihr ihn in der Hand. Aber versucht nicht, ganz gleich, was Ihr tut, im Nahkampf sozusagen die Hörner mit den seinen zu verhaken, ein Stier gegen den anderen. Wenn Ihr das tut, bringt er Euch um.«
    »Ich habe doch Augen im Kopf!« fuhr ihn Adam an und brach sich ein Stück Brot von dem Laib, der vor ihm lag, aß einen Bissen und spülte ihn mit einem Schluck des säuerlichen, stark nach Hefe schmeckenden Weins hinunter.
    »Und Gehirn?« fragte Sweyn ungerührt frech. »Wenn Ihr nicht bereit seid, auf meinen guten Rat zu hören, dann seid Ihr trotz allem ein Narr ohne Verstand.«
    Adam holte Luft, um ihm angemessen zu antworten, sah jedoch die Angst und die Sorge, die hinter den buschigen Brauen lauerte, und verstummte. »Ich höre ja zu«, sagte er statt dessen. »Es ist nur, daß meine Nerven vor dem Kampf nicht die allerbesten sind. Du solltest das inzwischen kennen.«
    Sweyns eiserne Kiefer weichten einen Moment lang auf. »Schon gut«, murmelte er, »das kann ja sein, aber Eure Nerven müssen ausgeglichen sein, bevor Ihr in diese Arena steigt.«
    »Waren sie jemals anders, wenn es darauf angekommen ist?«
    »Nein, aber es hat auch noch nie zuvor so auf Messers Schneide gestanden.« Er brachte seine Kiefer wieder in die übliche, sture Haltung und machte aus den Lippen einen dünnen Strich, dann stützte er sich auf den Tisch und drückte sich hoch. »Wenn Ihr gegessen habt, gebe ich Euch ein Training zum Aufwärmen – aber zuvor muß ich zum Pissen.«
    Adam schaute ihm nach, wie er zur Tür ging, dann senkte er den Blick auf das Brot zwischen seinen Händen. Er hatte keinen Appetit, wußte aber, daß er etwas essen mußte. Es wäre unklug gewesen, mit vollem Magen in einen Zweikampf zu gehen, aber falls der Kampf länger dauern würde, brauchte er Nahrung, die seinen Schwertarm unterstützte. Er schluckte also noch ein Stück, spülte mit einem Mundvoll Wein nach und bemerkte, wie ihn sein zweiter Knappe anschaute.
    »Austin, glotz mich nicht an, als ob ich schon im Sarg läge. Hol lieber statt dessen mein Schwert«, herrschte er ihn ärgerlich an.
    Der junge Kerl fuhr sich mit dem Handrücken über den dunklen Flaum unter seiner Nase. »Im Alehaus an der Straße werden Wetten abgeschlossen, daß Ihr Warrin de Mortimer nicht länger als zehn Minuten standhalten könnt«, sagte er, und seine junge Stimme schwankte zwischen Ärger und Zweifel.
    »So, sagen sie das?« Adam zog eine Augenbraue hoch. »Weil ich mich der Verführung schuldig gemacht habe, oder weil mein Schwertarm vermutlich schwächer ist als der seine?«
    »Beides, Mylord.«
    Adam schob den leeren Becher zur Seite und wischte ungeduldig über die Brotkrümel auf dem Tisch. »Hast du auch gesetzt?«
    Der Knappe errötete. »Ja, Mylord«, murmelte er. »Sie haben mich alle ausgelacht, aber sie waren bereit, meinen Einsatz entgegenzunehmen. Ihr Pech. Sie haben Euch noch nicht kämpfen sehen.«
    Adam knurrte: »Gott weiß, was dein Vater darüber denkt. Er hat dich meiner Ausbildung anvertraut, und bis jetzt habe ich dir ein schönes Beispiel gegeben, nicht wahr? Saufen, Spielen und die Weiber.«
    Austin errötete von neuem. Er schenkte Adam einen seiner unverbesserlichen, anbetenden Blicke. »Papa selbst hat mir das Geld für die Wette gegeben und sagte, ich solle auch in seinem Namen etwas anlegen, wenn

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