Die Füchsin
davonlaufen würde und sie wieder einmal an einem toten Punkt angelangt waren. Schnell, bevor sie sich aus dem Staub machen konnte, packte er ihre sich wehrende Hand, zerrte sie um den Hengst herum und in die leere Box nebenan, wo er sie auf den Berg von staubigem Heu hinunterzog, der verlockend nach Sommer und der Erinnerung an strahlenden Sonnenschein duftete.
»Schau«, sagte er und warf sich neben sie, »ich habe nicht sicher gewußt, daß er auf mich losreiten würde. Aber wenn ich mich umgedreht hätte, um davonzulaufen, hätte er mir genauso gut die Klinge seines Speers zwischen die Schultern bohren können.«
»Du hättest ihn erst gar nicht so in Wut bringen dürfen«, schalt sie, und ihr Zorn war ungemildert.
»Ich habe, ich sagte es dir schon, seinen Charakter getestet. Wenn er das erste Mal unten geblieben wäre, hätte ich ihn als einen Feigling eingeschätzt, einen Kerl ohne innere Kraft. Daß er wieder aufstand, zeigte mir, daß er Mut besitzt und eine gewisse Sturheit, und daß er dann auch noch auf mich losgeritten ist, beweist seine Verwegenheit.«
Heulwen schniefte durch die Nase. »Das ist, als ob der Topf den Kessel schwarz schilt!«
Er zeigte ihr ein zustimmendes Grinsen. »Aber es war ein von meiner Seite aus kalkuliertes Risiko. Und es ist immer klug, wenn ein Mann das Temperament einer Waffe studiert, bevor er sie einsetzt.«
Sie schaute ihn mit gerunzelter Stirn an. »Was meinst du damit?«
Ein Pferdeknecht führte ein Ross in den Stall, schaute kurz über die Trennwand, räusperte, entschuldigte sich und ging dann wieder hinaus.
»Miles und ich hatten, bevor er uns verließ, mehrmals darüber gesprochen, daß man Davydd ap Tewdr durch seinen jüngeren Bruder ersetzen sollte.«
Das Stroh raschelte, als er sich zurücklehnte und sie anschaute. Hier, im schwachen Licht, waren ihre Zöpfe fast so dunkel wie trockene Ahornblätter vor dem gebleichten Leinenkragen, und ihr Gesicht war ein blasses Oval mit kühnen, aber sehr weiblichen Zügen. Adam wußte genau, was er wollte, und auch, daß es ein Fehler war, wenn er jetzt diesem Wunsch nachgab. Er hatte keine Lust, sich noch einmal anzuhören, wenn sie ihn mit Ralph verglich, entweder als einer, der ihm ähnlich war, oder einer, der im Vergleich schlechter abschnitt.
»Und was wirst du tun? Ihn töten, wenn er kommt, um den Jungen abzuholen?« fragte sie angewidert, und dabei wurde ihr ganz kalt.
»Es wäre kein schlechter Gedanke«, räumte er ein, »doch das würde nicht klappen. Rhodri würde sich sofort gegen uns wenden, wie du eben gesehen hast, und er würde diesmal nicht stoppen. Selbst wenn ich ihn töte, wäre das noch lange nicht das Ende. Wir hätten dann höchstens einen anderen großen Fisch im Teich, der die kleinen Fische frisst.
Nein, wenn Davydd ap Tewdr kommt, werde ich hart verhandeln, so dicht an den Knochen wie nur möglich. Wenn er nicht einverstanden ist, wecke ich Zweifel in Rhodris Gedanken und stichle mich in Davydds Herrschaftsbereich.« Er hielt inne und betrachtete ihre fast verzweifelte Miene. »Was habe ich Falsches gesagt?«
Heulwen schüttelte den Kopf. Seine lohgelben Augen hatten das abschätzende, ruhelose Funkeln verloren und richteten sich jetzt gelassen auf sie, erfüllt höchstens mit Besorgtheit. Sie konnte ihm nicht sagen, daß sie das Erbe seines Vaters in ihm gesehen hatte – manipulativ, zynisch und kalt – und daß es sie mehr erschreckte als seine Entschlossenheit, rücksichtslos zu planen; dennoch kam ihr sein Blick so strahlend und unpersönlich vor wie der aus den Augen von Renards Falken. Auf sie gerichtet jetzt, war er immer noch strahlend, aber alles andere als unpersönlich. Sie senkte die Lider, bemerkte, wie sich seine Brust schneller hob und senkte, und wußte, daß es nicht nur die Sorge war, die auf eine Erwiderung von ihr wartete. Ihr Körper erwärmte sich, als ob er ihre Haut berührt hätte.
»Nichts«, sagte sie. »Es ist nur eine Seite deines Charakters, die ich bis dahin nicht kennen gelernt habe.« Sie neigte den Kopf zur Seite und schaute Adam zurückhaltend an. »Obwohl wir miteinander aufgewachsen sind, scheine ich dich eigentlich kaum zu kennen, was meinst du?«
»Aber du kannst lernen«, murmelte er mit rauer Stimme und berührte ihre Wange, zog dann, bevor es zu spät war, die Hand zurück und machte sich daran, aufzustehen. Dieser Weg war voller Fallen und Hinterhalte. Sie hatten sich seit ihrer ersten Nacht des Nachhausekommens mehrere Male geliebt, und
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