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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Rappen, sobald sein Körper wieder seinem Willen gehorchte.
    Rhodri wendete den Hengst und galoppierte erneut los, diesmal jedoch nicht in Richtung Übungspuppe, sondern direkt auf Adam zu, den Speer gesenkt und in tödlicher Position. Heulwen schrie auf. Adams Körper spannte sich an, um sich im Notfall schneller bewegen zu können, als er es jemals in seinem Leben getan hatte – für den Fall, daß er den jungen Mann falsch beurteilt hatte. Im allerletzten Augenblick wurden die Speerspitze abgelenkt und das Pferd herumgerissen. Ein bißchen Schaum spritzte auf Adams Wams. Er nahm den starken Geruch nach Pferdeschweiß wahr und fühlte den heißen Atem, als das Tier zentimeternah an ihm vorbeiraste, gerade ohne ihn zu Boden zu trampeln.
    »Jesus Christus!« schrie Heulwen und kam zu ihm her, das Gesicht weiß wie Kerzenwachs. »Er hätte dich auf der Stelle töten können.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte er in seiner nachdenklichen milden Weise, die in ihr den Wunsch weckte, vor Frustration laut zu schreien, und wandte sich dem Waliser zu. Zwei Knappen hatten sein Pferd ergriffen; sie zerrten Rhodri aus dem hohen Sattel und hielten ihm dabei die Arme am Rücken fest.
    »Schon gut, Alun, laßt ihn in Ruhe.« Adam machte eine entsprechende Geste. Der junge Waliser schüttelte sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, und massierte einen seiner Arme, den er sich offensichtlich geprellt hatte. An seinem Kinn klebte Blut von der geplatzten Lippe. Seine Unterlippe war geschwollen und ganz dunkel. »Wieso wart Ihr so sicher, daß ich im letzten Moment abdrehen würde?« fragte er herausfordernd.
    Adam zeigte ein schiefes Lächeln. »Es war meine Einschätzung deines Charakters – und die Vermutung, daß du auch nach einem kurzen Augenblick des Triumphes weiterleben wolltest.«
    Rhodri spuckte Blut vor Adams Füße, dann betrachtete er ihn mit düsterem Blick. »Es heißt, wenn mein Bruder nicht kommt, werdet Ihr mich an den höchsten Baum Eures Besitzes aufhängen.«
    »Heißt es das?« Adam schaute kurz auf seine Fingernägel, fand einen, der eingerissen war, blickte wieder den Jungen an und nahm dann Austin die Zügel von Lyard ab, wonach er sich mit einer eleganten Bewegung in den Sattel schwang.
    »Er wird es nicht schlucken, wisst ihr. Lieber sieht er mich am Baum hängen.«
    »Dann kannst du nur hoffen, daß die Gerüchte nicht wahr sind.« Adam nahm einen Speer und wandte sich von seinem Gefangenen ab, um mit lässigem Galopp über den Hof zu reiten, den Schild genau in der Mitte mit der Speerspitze anzutippen, mit Leichtigkeit dem Schwung des Sandsacks auszuweichen und am Ende der Rennstrecke mit elegantem Schwung anzuhalten. Rhodri schaute ihn düster an und berührte seine dunklen, geschwollenen Lippen.
    ***
    »Adam, warum hast du ihn so herausgefordert? Ich war sicher, er würde dich umbringen.«
    Er warf das Büschel Heu weg, mit dem er das Pferd trockengerieben hatte, wischte sich die Hände an seiner Tunika ab und drehte sich zu Heulwen um. »Ich wollte sein Naturell auf die Probe stellen. Ich wollte auch wissen, ob er es noch einmal probiert, nach den ersten Erniedrigungen im Staub des Hofes.«
    »Dein Leben ist ein zu hoher Preis dafür, um das herauszufinden!« fuhr sie ihn an. »Weiß der König, wie leichtsinnig du bist? Wohl kaum, sonst hätte er dich nicht damit beauftragt, seine Tochter zu holen.« Die Angst verlieh ihrer Stimme ein schrilles Timbre, und es fiel sogar ihr selbst auf, so daß sie rasch den Mund schloß und ihn nur anfunkelte.
    Adam gab dem seidigen Fell von Lyard einen Klaps. »Kauf nie einen Kastanienroten und lass dich nie mit rothaarigen Frauen ein«, zitierte er grinsend. »Sie sind beide schwierig und zänkisch. Und ich scheine beide Fehler begangen zu haben, nicht wahr?«
    »Adam …«
    Er schaute auf die Wut in ihren Augen, auf deren hinreißende Farbe, meergrün in ihrem geröteten, zornigen Gesicht, und legte ihr einen Arm um die Schulter. »O Heulwen, mach doch kein Theater aus einem kleinen Scherz.« Er lächelte und küßte ihre Wange.
    Sie befreite sich aus seiner Umarmung. »Du bist genauso unmöglich wie Ralph!« warf sie ihm entgegen. »Und wenn ich mich beschwere, tust du, als wäre nichts. Zuletzt bin ich dann an allem Schuld.«
    Adam seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Es war dicht und ungewellt und fiel ihm bis in die Brauen.
    Er machte den Mund auf, um sich zu verteidigen, sah, wie steif sie dastand, ahnte, daß sie im nächsten Moment

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