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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ertragen muß«, beendete er den Vorwurf an ihrer Stelle und hatte eine Augenbraue zur Hälfte hochgezogen. »Liebes, geh nicht zu weit. Glaubst du, es macht mir weniger Sorge als dir? Glaubst du, der Gedanke wäre mir nicht auch schon längst gekommen?«
    Ihr Kinn bewegte sich. Sie kämpfte mit den Tränen, verlor den Kampf und begann zu weinen. Er fluchte, zog sie zu sich heran und küßte sie. »Heulwen, bitte nicht.«
    »Es geht ihm nicht gut!« schluchzte sie. »Er ist alt und krank. Ich habe gesehen, wieviel Mühe es ihm macht, die Stufen hinaufzugehen oder ein Pferd zu besteigen. Es wird ihn umbringen.«
    Adam versuchte erst gar nicht, ihre Ängste zu zerstreuen. Was sie sagte, war die Wahrheit. Er selbst hatte die Veränderung bei Miles beobachtet, als ob alles sich freute auf den Frühling und Heulwens Großvater zurückbleiben müßte in den Schmerzen des Winters. Er preßte seine Lippen an ihre Schläfen und hielt sie fest, bis er fühlte, daß ihr Zittern nachließ, dann machte er sich los von ihr, um sie anzusehen. »Komm jetzt, Liebes, hilf mir beim Anziehen der Rüstung. Ich muß an die Stelle, wo es geschehen ist, und mit eigenen Augen sehen, was sich dort ereignet hat.«
    Sie schniefte, wischte sich die Augen ab und erhob sich von seinen Knien auf. Ralph hätte sie ausgelacht und ihr das Haar zerwühlt, oder er wäre mit ihr auf der Stelle ins Bett gegangen, um zu sehen, wie es mit ihr war, wenn sie Tränen in den Augen hatte. Warrin hätte sich vermutlich aufgeplustert und seine Muskeln gezeigt. Adam war voll beherrschter Ruhelosigkeit, er wollte so schnell wie möglich weg, aber um ihretwillen ließ er alles mit großer Geduld über sich ergehen.
    Sie nahm den oberen Teil der Rüstung vom Bett und half ihm beim Anlegen. Seit er sie zuletzt getragen hatte, war sie in einem Sack von Sand und Essiglösung aufbewahrt worden, was allen Schmutz und Rost entfernte, war dann abgetrocknet, eingeölt und auf die Stange gesteckt worden bis zum nächsten Gebrauch.
    Die dünnen Ketten gaben ein flüsterndes, silbriges Geräusch von sich, als sie ihm das Schutzhemd über den Körper streifte, und als er darin aufstand, sah er doppelt so breit aus, als er in Wirklichkeit war. Als nächstes kam der ärmellose Wams aus azurblauem Samt und der vergoldete Schwertgürtel, und als er sich diesen umschnallte, trat sie zurück, um seine Erscheinung zu betrachten. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Der Mann, der nur den Krieger gespielt hatte, war jetzt in einen wirklichen Krieger verwandelt worden.
    »Adam, sei vorsichtig«, sagte sie mit schwankender Stimme. »Ich – ich will dich nicht auch noch verlieren.«
    Er bückte sich, um den Helm aufzuheben, der am Fuß des Gestells für die Rüstung lag, und schaute sie über die Schulter an. »Ich schicke, wenn ich zurückkehre, einen unserer Boten voraus«, sagte er mit bedauerndem Blick. »Ich weiß, das Warten ist noch schlimmer als das Tun.« Dann richtete er sich ganz auf, steckte seine Handschuhe in den Helm und umarmte Heulwen mit seinem freien, gepanzerten Arm an der Taille, vorsichtig, um sie nicht mit seiner Rüstung zu verletzen. Sein Kuß war wild und hart; er sagte all das, was die Umarmung nicht sagen konnte, dann ging er hinaus auf den Hof und zu den Männern, die sich dort versammelt hatten.

S ECHZEHNTES K APITEL
    Miles schlug die Augen auf und starrte mit der Gleichgültigkeit der Erschöpfung auf die schwarzen, verschwommenen Baumstämme des Waldes. Die Schmerzen in seiner Brust und den Arm entlang waren ein dumpfes, bohrendes Ziehen, aber jeder Atemzug bewegte seine gebrochenen Rippen, und das war die reine Agonie. Er fühlte, wie ihm die feuchte, kalte Luft bis ins Mark der Knochen eindrang – aber vielleicht waren es auch die kalten Finger des Todes.
    Walisische Stimmen murmelten zwischen den Bäumen – die Sprache seiner Kindheit, die er vor so langer Zeit in den grünen Wäldern von Powys, auf dem Knie seines walisischen Großvaters sitzend, gelernt hatte, und nun war das alles auf einmal so nahe, daß er fast die Schatten der Männer sehen, den feuchten Holzgeruch ihres Feuers riechen und ihr fröhliches Lachen hören konnte. Aber natürlich konnte er sie hören: Er war ihre Geisel, ihr Gefangener; er war zweiundachtzig Jahre alt und keine acht mehr, und sein Körper war noch an die Erde gebunden, sei es durch die Schmerzen, die er erlitt. Das Lachen hörte auf, und einer der Schatten vergegenwärtigte sich in Gestalt des großen,

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