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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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ist auch auf unserer Schule, in der Elften. Du wirst ihn noch kennenlernen.«
    »Cool«, sage ich und fühle mich geschmeichelt, weil Audrey offenbar vorhat, mich ihrer Familie vorzustellen.
    Wir steigen in ihr Auto und als sie den Wagen startet, wird im Radio gerade eine akustische Version von Pearl Jams »Jeremy« gespielt. Audrey beginnt laut mitzusingen und ich kann nicht anders, als ebenfalls mitzukreischen. Mit offenen Fenstern flitzen wir an verdutzten Fußgängern vorbei und schreien-brüllen-singen dabei den ganzen Weg zurück zur Schule, so laut wie wir können.
    Als wären wir alte Freundinnen.
    Sehr viel später, nachdem ich am Abend einen Post für unser Blog über Pearl Jams Album Ten geschrieben habe – das uralt ist, aber noch immer rockt –, lasse ich den Tag Revue passieren.
    Bildlich gesprochen habe ich Audreys Geburtstagseinladung angenommen. Ich habe mich voll auf sie eingelassen und muss zugeben, dass es Spaß gemacht hat. Dennoch bin ich nun einmal mit einem Tarnmantel groß geworden und hinterfrage unwillkürlich die Motive: Habe ich heute eine echte Freundschaft geschlossen oder hat Daisy West nur so getan?
    Mein Handy vibriert: Es ist Megan.
    Wie bist du denn darauf gekommen, über DAS Thema zu bloggen? ICH lebe doch in der US-Hauptstadt des Grunge?!
    Das wissen unsere Fans aber doch nicht.
    Nö. Kein Einziger von all den 372 :-)
    Lächelnd tippe ich:
    Ich gehe davon aus, dass du meinen Behauptungen widersprechen wirst.
    Selbst wenn sie eigentlich meiner Meinung ist, stellt sie sich aus Prinzip gern gegen mich.
    Logo.
    Pause. Dann fragt sie:
    1. Tag o.k.?
    Glaub schon. Fragst du dich auch manchmal, ob deine Freundschaften echt sind, wenn du Lügen über dein Leben erzählen musst?
    Nein. Hast du dich mit jemandem ANGEFREUNDET?
    Vielleicht.
    Aber kein Streber aus einer Lerngruppe? Ein echter, lebendiger, atmender Freund?
    Die Streber WAREN echte Freunde.
    Du weißt, was ich meine.
    Stimmt ... Nein, sie ist echt cool. Sie heißt Audrey.
    Daisy?
    Ja?
    Stell dir nicht zu viele Fragen. O.K.?
    Versuch ich.
    Gut. Ich muss Schluss machen und meine Gegenthese im Blog posten. Hab dich superlieb.
    Ich dich noch mehr. Ciao.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
6
    »Du hast heute doch nichts vor, oder?«, fragt Mason, als ich nach einer viel zu kurzen Nacht morgens in die Küche trotte. Gestern Abend habe ich dummerweise um halb neun den neuesten Band einer Science-Fiction-Serie angefangen. Um zehn war ich dann viel zu sehr in der Handlung drin, um das Buch zur Seite zu legen und letztendlich bin ich erst um zwei Uhr morgens eingeschlafen.
    »Nee, habe ich nicht«, murmele ich und lasse mich auf einen Stuhl fallen. Mason wendet einen der Pancakes.
    »Du betätigst dich in der Küche«, stelle ich verwundert fest. Mason kann eigentlich gut kochen, tut es jedoch selten.
    »Du brauchst ein vernünftiges Frühstück«, antwortet er. »Wir führen heute deine Jahresuntersuchung durch.«
    »Was? Ohne Vorwarnung? An einem Samstag?«, protestiere ich.
    »Tut mir leid, Daisy«, erwidert Mason und es klingt durchaus ehrlich. »Ich glaube, es ist besser, wenn du vorher nichts davon weißt, dann machst du dich auch nicht verrückt.«
    »Aber warum ausgerechnet heute?«, frage ich. »Normalerweise wird doch um den Jahrestag herum getestet.« Das Unglück, bei dem der Bus damals von der Brücke in den eiskalten See gestürzt ist und bei dem 21 Menschen gestorben sind – sieben davon für immer – geschah am 5. Dezember. Bislang wurden die Untersuchungen alljährlich immer um dieses Datum herum durchgeführt.
    Mason verzieht das Gesicht. »Gott hat sie sich in diesem Jahr früher erbeten«, sagt er.
    »Das ist seltsam«, erwidere ich. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er es je zuvor getan hätte ... oder?«
    »Nein«, pflichtet Mason mir bei.
    »Sehr merkwürdig.«
    Mason lässt drei Pancakes auf meinen Teller gleiten und sieht mich dann mit Pfanne und Wender in der Hand an. »Ich wundere mich auch, aber ich bin mir sicher, dass er seine Gründe dafür hat. Lass uns die Sache hinter uns bringen. Danach brauchst du ein ganzes Jahr nicht mehr daran zu denken.«
    Ich habe einmal gelesen, wie vielen Untersuchungen sich Astronauten unterziehen müssen, bevor sie die Lizenz fürs All erhalten. Der alljährliche Revive-Test scheint absolut vergleichbar.
    Zuerst wird eine allgemeine Untersuchung durchgeführt, die allerdings viel mehr umfasst als eine normale

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