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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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anzustarren.
    Alles wird gut.
    Du bist mir noch immer wichtig.
    Wir sind nur wenige Meter voneinander entfernt, dennoch befindet sich zwischen uns eine Art Mauer. Die Gefühle, die uns verbinden, sind zu komplex. Irgendwie weiß ich, dass wir letzten Endes wieder zueinanderfinden werden, sodass ich den Schmerz eher als eine dumpf nagende Entfremdung empfinde und nicht als Todesstoß, aber weh tut es trotzdem.
    Ich versuche, mich mit anderen Dingen abzulenken, insbesondere mit Nora.
    Auch an dem Tag, an dem Matt in die Schule zurückgekehrt ist, rufe ich sie abends an, genau wie schon drei Mal in dieser Woche.An diesem Tag ist es mir jedoch wichtiger als je zuvor. Wir plaudern über die Schule und sie erzählt mir von irgendwelchen Jungen, als wären wir alte Freundinnen. Doch das sind wir nicht, nicht wirklich. Wenn ich mich mit Nora unterhalte, vermisse ich meine richtigen Freunde. Megan. Matt. Audrey.
    Als es fast Zeit ist, schlafen zu gehen, beschließe ich, den Unfall noch einmal anzusprechen.
    »Ein Mädchen an meiner Schule hatte einen Autounfall«, schwindele ich. »Und sie hat mir erzählt, dass sie noch nie in ihrem Leben so viel Angst hatte.«
    »Das kann ich gut nachvollziehen«, bestätigt Nora sofort. »Ich habe auch gedacht, ich sterbe.«
    »Echt?«
    »Auf jeden Fall«, bekräftigt Nora. »Schon die dunkle Straße, auf der ich unterwegs war, war unheimlich. An dem Tag war die Beleuchtung wegen eines Gewitters stellenweise ausgefallen. Und dann kam der Lastwagen mit Fernlicht um die Ecke und ich hatte plötzlich ein ungutes Gefühl im Magen. So, als wüsste ich bereits, dass er in meine Spur driften würde, bevor der Fahrer tatsächlich die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hat.«
    Ich halte den Atem an, so viel hat sie mir zuvor noch nie erzählt. Da ich nicht will, dass der Faden abreißt, unterbreche ich sie nicht und hoffe, dass sie weiterspricht. Für den Moment tut sie es.
    »Ich habe das Lenkrad herumgerissen, um dem Lastwagen auszuweichen, und dabei sind zwei Räder vom Asphalt abgekommen. Dann habe ich gebremst, aber durch den nassen, losen Schotter unter den Reifen wurde der Wagen immer weiter von der Straße gezogen, und da mein Lenkrad noch eingeschlagen war, hat sich das Auto ...« Pause. »Es hat sich überschlagen.«
    »Oh Nora«, sage ich leise. »Das ist ja fürchterlich.«
    »Stimmt.«
    Da ich das Gefühl habe, dass sie das Thema wechseln will, stelle ich schnell eine Frage.
    »Was war das für ein Gefühl?«, frage ich und habe sofort ein schlechtes Gewissen, dass ich sie alles noch einmal durchleben lasse.
    Wieder entsteht eine Pause und ich befürchte bereits, es zu weit getrieben zu haben, doch dann ...
    »Laut«, antwortet sie. »Alles passierte sehr schnell, aber ich erinnere mich daran, als wäre es in Zeitlupe geschehen. Auf dem Beifahrersitz lag eine Mappe mit CDs und ich sehe sie noch immer durchs Auto schweben, als wären sie jeder Schwerkraft enthoben. Meine Wasserflasche hat mich nass gespritzt und ich habe mir den Kopf gestoßen, aber es hat nicht wehgetan. Dann ist das Auto auf dem Dach gelandet. Ich war noch angeschnallt und hing deswegen kopfüber fest. Blutend.«
    »Das muss so schrecklich gewesen sein«, sage ich. »Ganz allein in einer solchen Situation, überzeugt, sterben zu müssen.«
    »Aber ich war nicht allein«, erwidert Nora. »Bevor ich ohnmächtig geworden bin, habe ich noch den Lastwagenfahrer bemerkt. Er war mein Barmherziger Samariter. Er ging vorn um mein Auto herum und hockte sich dann an das zerschmetterte Fenster neben mich.«
    »Und hat er dich rausgezogen?«
    »Ja«, bestätigt Nora. »Aber nicht sofort. Er hat nach mir gesehen und dann rief er jemanden an.«
    »Den Notruf?«
    »Davon gehe ich aus, allerdings klang es eher wie ein normales Gespräch. Vielleicht hat er einen Freund um Rat gefragt. Wahrscheinlich war er unsicher, ob er mich bewegen sollte.«
    »Wahrscheinlich«, wiederhole ich und könnte sie für ihre Naivität schütteln. »Wie sah er aus?«, frage ich ganz im Stil von Mason und Cassie.
    »Ähm ...«, beginnt Nora zögerlich. »Ganz normal.« Ich hake nicht weiter nach und sage erst einmal gar nichts. »Jedenfalls kam er dann wieder zu mir und sagte, dass Hilfe unterwegs wäre. Kurz danach habe ich das Bewusstsein verloren.«
    Nora weiß tatsächlich nicht, dass sie gestorben ist.
    »Wow«, sage ich und verkneife mir jeden weiteren Kommentar, um nichts falsch zu machen.
    Sie schweigt, aber ich kann sie laut ein- und ausatmen

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