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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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Betreten des Geschäfts setzen Mason und Cassie wieder ihr Elterngesicht auf und ich laufe, noch aufgedreht vom Fahren, neben ihnen her. In dem Laden ist es ungewöhnlich voll und die Schlangen vor den Kassen sind so lang, dass ich befürchte, zu spät zur Schule zu kommen. Doch wir teilen uns auf und tragen schnell alles zusammen. Obwohl wir es eilig haben und es sicher schneller ginge, wenn Mason fahren würde, lasse ich mir auch auf der Rückfahrt die Gelegenheit nicht entgehen und setze mich wieder hinters Steuer.
    Dieses Mal fühle mich viel sicherer und habe keinerlei Probleme, in unsere Straße einzubiegen, nicht einmal bei der scharfen Kurve. Doch gerade als ich den Blinker setze, um in unsere Einfahrt zu fahren, legt Mason plötzlich seine Hand auf mein Knie.
    »Stopp«, befiehlt er.
    »Was ist?«, frage ich, mache eine Vollbremsung und schaue panisch vor und hinter mich auf die Straße, weil ich Angst habe, etwas oder jemanden überfahren zu haben.
    »Sei still«, zischt er.
    Ich blicke zu ihm hinüber – und hätte fast geschrien.
    Mason ist plötzlich ein anderer Mensch, jemand, den ich nie zuvor gesehen habe. Jeder Muskel in seinem Körper ist angespannt. Die Augen sind zusammengekniffen, der Blick ist eiskalt, der Kiefer vorgeschoben. Und ich weiß, dass er seine Waffe in der Hand hält, obwohl ich nicht gesehen habe, wie er danach gegriffen hat. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er sie überhaupt bei sich hatte.
    »Fahr rückwärts aus der Straße«, befiehlt Mason. Vor Aufregung weiß ich plötzlich nicht mehr, wie man den Rückwärtsgang einlegt. Ich fummele hektisch an den Armaturen, bis Cassie hinten aufspringt und den Schalthebel auf »R« reißt. Langsam gelingt es mir, das Fahrzeug rückwärts einige Meter vom Haus zu entfernen.
    »Ich gehe«, sagt Cassie zu Mason. »Du bleibst bei ihr.«
    »Nein, ich gehe«, widerspricht er. »Fahrt ihr los und kommt in zehn Minuten wieder vorbei.«
    Cassie nickt kurz.
    Sekunden später ist Mason im Haus. Ich bin im Fußraum vor dem Rücksitz untergetaucht und Cassie beschleunigt ein wenig zu schnell für ein Wohngebiet. Erst, als ich vorsichtig aus dem Fenster linse, sehe ich, was Mason so in Panik versetzt hat.
    Die Haustür steht sperrangelweit offen.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
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    »Ziehen wir etwa hierher?«
    »Nein, das ist nur ein vorübergehender Unterschlupf«, erklärt Mason.
    Ich stehe in einem schmutzigen Wohnzimmer in Hayes, Texas, und schaue mich skeptisch um. Obwohl die Fahrt dreizehn Stunden gedauert hat, habe ich das Gefühl, hierher teleportiert worden zu sein, und auch jetzt noch verstehe ich rein gar nichts. Mason und Cassie waren unterwegs zu sehr mit ihren allzu leisen Gesprächen und Anrufen von anderen Agenten beschäftigt. Und da ich mich mit niemandem unterhalten konnte, bin ich irgendwann eingeschlafen – eigentlich kein Wunder, nach all den vielen Nächten mit zu wenig Schlaf. Das Einzige, was ich während der Fahrt gesehen habe, war die Innenseite meiner Augenlider.
    »Warum hat Gott uns hierhergeschickt?«, frage ich nun und räuspere mich. Überall im Haus liegt fingerdick Staub und ich verspüre die ganze Zeit einen etwas nervigen Hustenreiz.
    »Hat er gar nicht«, gibt Mason zu. Überrascht drehe ich mich zu ihm um. Auch Cassie blickt kurz von ihrem kleinen Computer auf, senkt den Blick jedoch gleich wieder.
    »Mason, was tun wir hier?« Langsam werde ich nervös.
    »Wir tauchen unter«, antwortet Mason. »Da wir uns nicht sicher sind, was heute geschehen ist – wer bei uns eingebrochen ist und warum – ziehen wir uns für eine Weile zurück und beobachten, wie sich die Dinge entwickeln.«
    »Aber ... kam die Anweisung nicht von Gott?«
    »Nein, das habe ich eigenhändig beschlossen«, antwortet Mason mit durchgestrecktem Rücken. »Gott verhält sich in letzter Zeit etwas seltsam. Wie gesagt, wir wissen nicht, wer eingebrochen ist, aber er könnte es gewesen sein.«
    »WAS?«, rufe ich entgeistert. »Du glaubst, Gott hat bei uns eingebrochen?«
    »Möglich ist es«, antwortet Mason. »Aber genauso gut kann es jemand gewesen sein, der mit dem Programm überhaupt nichts zu tun hat. Deshalb gehen wir erst einmal in Deckung.«
    »Und beobachten, wie sich die Dinge entwickeln«, ergänze ich.
    »Genau.«
    Die Herangehensweise erinnert mich an Gotts Plan, wie mit Nora umzugehen sei. Auch wenn Mason noch nichts davon ahnt, ich weiß leider nur zu gut, wie er funktioniert hat.
    »Und

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