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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Das Dinosaurierskelett war direkt vor ihm stehen geblieben. Er konnte durch seine Augenhöhlen direkt in den Schädel sehen. Sein Maul stand offen, und es hatte hässliche weiße Zähne mit nadelscharfen Spitzen. Es atmete nicht – wie sollte es auch? –, doch Matt konnte seinen Atem trotzdem riechen. Er stank nach Abfällen und Fäulnis. Matt rührte sich nicht. Der Dinosaurier beugte sich vor und hielt den Kopf schief. Er schien ihn zu riechen, oder vielleicht spürte er auch den Pulsschlag in seinem Hals. Er war jetzt nur noch Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Matt wollte wegrennen. Er wollte schreien. Er war sicher, dass ihn das Monster jeden Augenblick angreifen würde. Sollte er einfach stehen bleiben, wenn es ihm die Kehle herausriss?
    »Matt? Wo bist du? Alles in Ordnung?« Richards Stimme hallte quer durch die Halle, und die Echse machte kehrt und trottete in seine Richtung davon. Richard hatte also recht gehabt. Die Biester waren blind.
    »Alles klar!«, schrie Matt zurück. Mehr wagte er nicht zu sagen.
    »Kommst du raus?«
    »Nein! Wir brauchen die Schlüssel!«
    Die Schlüssel mussten irgendwo am Fuß der Treppe liegen. Richard spähte suchend durch den Nebel, bis er sie endlich entdeckte und darauf zusprang. Zur gleichen Zeit stürmte eine schwere, massiv aussehende Kreatur auf ihn zu, aus deren unförmigem Schädel ein einzelnes Horn herausragte. Irgendwo in seinem Hinterkopf fand Richard den Namen der Kreatur. Es war ein Triceratops. Glücklicherweise war er langsamer als die anderen. Er bewegte sich schwerfällig, und seine Knochenfüße rutschten haltlos auf dem Marmorboden herum. Richard schnappte sich den Schlüsselbund, bevor sich der Triceratops ihn schnappen konnte. Über ihm hatte sich ein zweiter Flugsaurier zum Ersten gesellt. Die beiden vollführten einen geisterhaften Tanz.
    Matt war immer noch an der Tür. Richard konnte ihn im Nebel nur kurz sehen, dann versperrten ihm noch mehr geisterhafte Kreaturen den Blick. Es war unmöglich abzuschätzen, wie viele der Bestien zum Leben erweckt worden waren, aber wie viele es auch sein mochten, keine von ihnen war so gefährlich wie der Diplodocus, der mitten in der Halle lauerte. Richard würde nie an ihm vorbeikommen können. Aber er musste etwas tun. Wenn er noch länger herumstand, würde einer der anderen Saurier ihn erwischen. Er würde sich von oben auf ihn stürzen oder ihn von hinten anspringen. Ein plötzliches Zuschnappen von Zähnen. Ein tödlicher Hieb mit einer Kralle. Der Tod war allgegenwärtig, und Richard hatte die Hoffnung fast aufgegeben.
    Und dann schwang der Diplodocus seinen Schwanz. Er bewegte ihn fast beiläufig. Die enorme Knochenmasse fuhr durch die Luft und krachte gegen eine der Säulen. Zerbrochener Marmor und Steinbrocken prasselten zu Boden. Erst jetzt erkannte Richard, wie groß die Gefahr tatsächlich war. Obwohl sie nur aus Knochen bestanden, waren die Dinosaurier genauso stark wie zu ihren Lebzeiten. Wenn sie es wollten, konnten sie das ganze Museum zum Einsturz bringen.
    »Richard!«, schrie Matt, und der Diplodocus drehte sich um und suchte nach ihm. Die Flugsaurier trennten sich voneinander und beteiligten sich an der Jagd.
    »Nimm die Schlüssel!«, brüllte Richard. »Mach, dass du wegkommst!«
    Er hob den Arm und schleuderte die Schlüssel mit aller Kraft in Matts Richtung. Sie flogen über den Diplodocus, knallten hinter ihm auf den Boden und rutschten das letzte Stück. Matt bückte sich und hob sie auf.
    »Los, komm!«, schrie er.
    »Raus mit dir!«
    »Nicht ohne dich!«
    »Schließ die Tür auf!«
    Matt wusste, dass Richard recht hatte. Vielleicht würde das Öffnen der Tür irgendwie die Magie kurzschließen, die die Dinosaurier zum Leben erweckt hatte. Vielleicht konnte er aber auch um Hilfe rufen. An dem Schlüsselring hingen sechs Schlüssel. Er zwang den ersten ins Schloss. Er ließ sich nicht drehen. Er riss ihn wieder heraus und probierte den zweiten, dann den dritten. Keiner davon war der richtige. Matt konnte sich kaum darauf konzentrieren, was er tat. Seine Hände zitterten. Jeder Nerv in seinem Körper schrie ihm zu, sich umzudrehen. Er schaffte es, den vierten Schlüssel ins Schloss zu fummeln. Doch bevor er ihn ausprobieren konnte, traf ihn die Schwanzspitze des Diplodocus mit solcher Wucht an der Schulter, dass er meterweit weggeschleudert wurde. Es fühlte sich an, als wäre er von einem Lastwagen angefahren worden. Benommen und unter Schmerzen rappelte er sich auf, taumelte

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