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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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sich auf. Sein Genick tat weh, seine Schulter war so geprellt, dass er den Arm kaum bewegen konnte, und über dem Schnitt in seinem Gesicht, wo ihn der Flügel des Flugsauriers gestreift hatte, hatte sich Schorf gebildet. Seine Kleider waren schmutzig, zerrissen und feucht.
    Matt streckte die Arme und ließ die Schultern kreisen, um wenigstens etwas Wärme in seine Muskeln zu zwingen. Es war Samstag, der dreißigste April. Professor Dravid hatte der kommenden Nacht einen Namen gegeben: Walpurgisnacht. Irgendein Hexenfeiertag, der Tag, auf den alles hinauslief. In vierundzwanzig Stunden würde alles vorbei sein, so oder so.
    Matt stand auf und ging ans Fenster. Er konnte hinaussehen auf den Hof und die Schweine, die in ihrem Pferch herumwühlten. Sonst war niemand zu sehen. Es war der zweite Tag seiner Gefangenschaft. Sie hatten ihn nur hinausgelassen, damit er auf die Toilette gehen konnte, und Noah hatte die ganze Zeit vor der Tür Wache gehalten. Es war auch Noah, der ihm sein Essen brachte – auf Papptellern und mit Messer und Gabel aus Plastik. Mrs Deverill hatte sich nicht gezeigt, allerdings hatte Matt nachts Licht im Haus gesehen und wusste deshalb, dass sie da war.
    Richard war tot. Das schmerzte ihn mehr als alles andere. Es kam Matt vor, als wären alle Menschen, die jemals gut zu ihm gewesen waren, tot. Jetzt war er auf sich allein gestellt. Aber er war fest entschlossen zu kämpfen. Wenn Mrs Deverill glaubte, sie könnte ihn so einfach in den Wald schleppen und mit einem Messer abstechen, irrte sie sich.
    Er hatte schon angefangen. Er würde ausbrechen.
    Matt lauschte auf Geräusche in der Scheune. Doch außer dem Grunzen der Schweine war nichts zu hören. Noah würde ihm das Frühstück frühestens in einer Stunde bringen. Er klappte die dünne Matratze hoch und griff nach dem rund zehn Zentimeter langen und an einem Ende abgeflachten Stück Eisen, das er dort versteckt hatte. Abgesehen von dem Bett, gab es in dem Raum keine Möbel, nichts, was er für einen Ausbruch benutzen konnte. Aber es war das Bett gewesen, das ihn mit einer Art Werkzeug versorgt hatte. Die Metallstrebe hatte eines der Beine gestützt. Matt hatte fast den ganzen ersten Tag dafür gebraucht, die Strebe zu lösen, und weitere zwei Stunden, das Ende flach zu drücken – mit seinem eigenen Gewicht und unter Mithilfe der Beine des Bettes. Jetzt ähnelte die Strebe einem Meißel. Erst hatte er geplant, die Gitter vor dem Fenster wegzuhebeln, doch sie waren zu massiv. Also hatte er begonnen, am Fußboden zu arbeiten.
    Der Boden bestand aus Brettern, von denen jedes einzelne mit einem Dutzend Nägeln befestigt war. Matt hatte die Nacht durchgearbeitet und es geschafft, neun Nägel aus einem Brett herauszuziehen. Noch drei, und er würde das Brett herausnehmen können. Wenn es ihm gelang, ein oder zwei weitere Bretter zu lösen, würde er sich durchquetschen und in die Scheune hinunterspringen können. Das war sein Plan.
    Er zog den alten verblichenen Teppich weg und begann mit der Arbeit. Der selbst gemachte Meißel war nicht das ideale Werkzeug, um damit unter die Nagelköpfe zu kommen. Matt war schon unzählige Male abgerutscht, und seine Fingerknöchel waren schon so oft auf den Boden geprallt, dass sie bluteten. Außerdem musste er aufpassen, dass er kein Geräusch machte. Das war das Schlimmste. Denn lautlos zu arbeiten bedeutete auch, langsam zu arbeiten, und ihm lief die Zeit davon. Er biss die Zähne zusammen und zwang sich zur Konzentration. Erst löste sich ein Nagel, dann noch einer. Seit er aufgewacht war, war eine Stunde vergangen, aber wenigstens war das Bodenbrett jetzt lose. Er hob es an und spähte durch den schmalen Spalt.
    Er sah sofort, wie hoffnungslos sein Plan war. Er war zu hoch oben. Wenn er aus dieser Höhe heruntersprang, würde er sich mindestens den Knöchel verstauchen oder sich ein Bein brechen. Die Verzweiflung drohte ihn zu überwältigen, doch er kämpfte dagegen an. Er würde nicht aufgeben. Vielleicht gab es noch einen anderen Weg. Seine Kraft.
    Susan Ashwood, das blinde Medium, hatte etwas zu ihm gesagt, was er schon selbst wusste. »Ich habe deine Kraft sofort gespürt. So etwas wie sie habe ich noch nie gefühlt.« Das hatte sie gesagt, kurz bevor sie ihr Haus verlassen hatten. Und er erinnerte sich auch daran, wie Professor Dravid ihn im Museum angesehen hatte. Da hatte er sich einen Moment lang gefragt, ob der Professor womöglich auf irgendeine Art Angst vor ihm hatte.
    Matt war anders. Das

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