Die fünfhundert Millionen der Begum
engagirt? sagte er. Sie scheinen mir noch ziemlich jung zu sein?
– Das Alter thut wohl nichts zur Sache, erwiderte jener. Ich zähle fast sechsundzwanzig Jahre und habe schon sieben Monate lang gepuddelt. Wenn Sie es wünschen, kann ich Ihnen meine Atteste vorlegen, auf welche hin ich in New-York von dem Chef des Personals angenommen wurde.«
Der junge Mann sprach zwar deutsch ziemlich geläufig, doch mit einem leichten Accent, der das Mißtrauen des Werkführers erweckte.
»Sind Sie etwa ein Elsässer? fragte er.
– Nein, ich bin Schweizer…. aus Schaffhausen. Bitte, hier meine Legitimations-Papiere.«
Er holte dabei ein ledernes Notizbuch aus der Tasche und zeigte dem Werkmeister einen falschen Paß, ein Wanderbuch und andere Certificate.
»Schon gut, Sie sind einmal angenommen und ich habe Ihnen nur Ihren Platz anzuweisen!« erwiderte Seligmann, beruhigt durch jene amtlichen Zeugnisse.
Er schrieb den Namen Johann Schwartz in ein Register, machte auf dem Annahmeschein eine zugehörige Bemerkung, lieferte dem jungen Manne eine blaue Karte mit seinem Namen und der Nummer 57.938 aus und fügte hinzu:
Der junge Mann überreichte ein gedrucktes Blatt. (S. 54.)
»Sie haben sich jeden Morgen um sieben Uhr am Thore
K
einzustellen, zeigen diese Karte vor, ohne welche Sie auch die äußere Umfassung nicht passiren dürfen, nehmen sich dann von dem Gestell in der Thorstube eine Marke mit Ihrer Matrikelnummer und zeigen mir diese beim Eintreten vor. Um sieben Uhr Abends, wenn Sie wieder weggehen, werfen Sie dieselbe an der Thüre des Ateliers in die Büchse, deren Einwurf nur zu dieser Zeit offen ist.
Der Puddler rührt und schaufelt die metallische Masse. (S. 58.)
– Ich weiß schon davon…. kann man hier im Etablissement wohnen? fragte Schwartz.
– Nein, ein Unterkommen müssen Sie sich in der Umgebung suchen; dagegen können Sie aus der Arbeiterküche des Ateliers um billigen Preis ein Mittagsmahl erhalten. Ihr Lohn beträgt anfänglich einen Dollar per Tag. Er steigt jedes Vierteljahr um zwanzig Procent…. für Vergehen giebt es nur eine Strafe, die Entlassung. Sie wird von mir in erster Instanz ausgesprochen, im Falle des Einspruchs durch den Ingenieur bestätigt oder verworfen. Fangen Sie schon heute an?
– Warum nicht?
– Das wäre nur ein halber Arbeitstag!« bemerkte Seligmann, während er Schwartz durch einen Gang hinführte.
Beide überschritten einen weiten Hof und kamen in eine geräumige Halle, welche ihrer Ausdehnung und der Anordnung ihres Sparrenwerkes nach der Personenhalle eines großen Bahnhofes ähnelte. Als Schwartz dieselbe überblickte, konnte er sich eines Gefühls von Erstaunen doch nicht ganz erwehren.
An jeder Seite dieses langen Raumes erhoben sich zwei Reihen gewaltiger runder Säulen, die dem Durchmesser und der Höhe nach denen von St. Peter in Rom entsprachen, von der Erde bis zu der verglasten Dachwölbung, über welche sie hinausragten. Das waren die Kamine ebensovieler Puddelöfen, welche an deren Basis aufgemauert standen. Jede Reihe zählte fünfzig solcher Oefen.
An dem einen Ende kamen fortwährend Locomotiven an, welche mit Gußeisenzainen beladene Wagen zur Speisung jener Oefen heranschleppten. Am anderen Ende nahmen leere Wagenzüge das in Stahl verwandelte Gußeisen zur Weiterbeförderung wieder auf.
Durch die Operation des Puddelns wird diese Umwandlung bewirkt. Viele Rotten halbnackter Cyklopen mit langen eisernen Haken verrichteten diese Arbeit.
Die Roheisenzaine wurden in einem mit Schlackenmantel umgebenen Ofen stark erhitzt. Um Schmiedeeisen zu erhalten, würde man diese Gußstücke sogleich umzurühren (das ist zu puddeln) beginnen, sowie die Masse teigig geworden ist. Um aber Stahl, das heißt jenes Eisencarbonat, das jenem zwar verwandt, aber doch bestimmt verschieden von ihm ist, zu erzielen, wartet man die völlige Schmelzung des Gußeisens ab und treibt die Hitze in den Oefen dann noch höher hinaus. Der Puddler rührt und schaufelt die metallische Masse dann nach allen Seiten um, dreht und wendet sie inmitten der Flamme; wenn sie dann durch Vermischung mit gewissen Zuschlägen einen gewissen Grad von Widerstandsfähigkeit erlangt hat, trennt er sie in vier Klumpen oder »Luppen«, die er einzeln an die Hammergehilfen abgiebt.
Die weitere Bearbeitung erfolgt nun in der Mittellinie des Saales. Vor jedem Ofen befindet sich daselbst nämlich ein entsprechender Stampfhammer, der durch den Dampf eines stehenden, in oben
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