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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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diesen Punkt von mancherlei unbekannten Zuschlägen, von chemischen Geheimnissen. Sicher ist jedoch nur, daß hierüber Niemand etwas Verläßliches kennt.
    Man weiß nur, daß in Stahlstadt das Fabrikations-Verfahren mit eifersüchtiger Strenge geheim gehalten wird.
    In diesem von Wüsten umgebenen, von der Welt durch einen Wall von Bergen abgeschlossenen und fünfhundert Meilen von den nächsten kleinen Ansiedlungen entfernten Winkel Nordamerikas würde man freilich vergeblich eine Spur jener Freiheit suchen, welche die Macht der Vereinigten Staaten begründet hat.
    Wer etwa bis unter die Mauern von Stahlstadt kommt, der versuche ja nicht, eines der massiven Thore zu passiren, die von Strecke zu Strecke die Linie von Gräben und Festungswerken unterbrechen. Der Wachposten würde Jeden ohne Widerrede zurückweisen. Nach Stahlstadt gelangt man nur mit Hilfe einer geheimen Formel, eines Feldgeschreies oder zum mindesten einer gestempelten, unterzeichneten und in aller Ordnung ausgestellten Erlaubnißkarte.
    Diese Erlaubniß besaß offenbar ein junger Arbeiter, der an einem November-Morgen in der Stahlstadt ankam, denn nach Zurücklassung eines alten, abgenützten ledernen Mantelsackes begab er sich nach dem nächsten Thore von dem Dorfe aus.
    Es war ein großer, starkknochiger Mensch, nachlässig gekleidet, im Schnitte der amerikanischen Pionniere. Mit einem lockeren Matrosenkittel, einem wollenen Hemd ohne Kragen und mit Streifen besetzten Beinkleidern, die er in die großen Stiefeln gesteckt hatte. Ueber das Gesicht drückte er einen groben Filzhut tief herein, als wollte er den auf der Haut angesammelten Kohlenstaub verbergen, und schritt elastischen Schrittes dahin, während er ein Liedchen in den braunen Bart pfiff.
    An der Pforte angekommen, überreichte der junge Mann dem Wachthabenden ein gedrucktes Blatt und ward sofort eingelassen.
    »Ihre Ordre ist ausgestellt an Werkmeister Seligmann, Section
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, Straße neun, Atelier siebenhundertdreiundvierzig, sagte der Unterofficier. Sie haben nur dem Wege längs der Umfassung, hier rechter Hand bis zur Marke
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zu folgen und sich dort dem Pförtner vorzustellen…. Sie kennen die Fabriksordnung?…. Sie sind entlassen, wenn Sie eine andere Section als die Ihrige betreten!« fügte er in dem Augenblicke hinzu, als der neue Ankömmling sich schon entfernte.
    Der junge Arbeiter folgte der ihm bezeichneten Richtung und schlug den Weg längs der Umwallung ein. Zu seiner Rechten zog sich ein Graben hin und auf dem Erdaufwurf hinter demselben wandelten Wachen auf und ab. Zur Linken, zwischen dem breiten Rundwege und einer Menge von Gebäuden, zeigte sich zunächst das Doppelgeleis einer Gürteleisenbahn; dahinter erhob sich noch eine zweite Mauer, ähnlich der äußeren, woraus die Gestalt von Stahlstadt leicht zu erkennen war.
    Das Etablissement bildete nämlich einen Kreis, der strahlenförmig in einzelne, wiederum befestigte Sectoren zerfiel, welche von einander gänzlich unabhängig waren, außer daß Mauer und Graben sie gemeinschaftlich umschlossen.
    Der junge Arbeiter fand bald am Rande des Weges die Marke
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vor einem großartig angelegten Thore, an dessen Wölbung derselbe Buchstabe wiederum in Stein gehauen zu sehen war, und stellte sich hier dem Pförtner vor.
    Dieses Mal hatte er es nicht mit einem Soldaten zu thun, sondern sah einen Invaliden mit hölzernem Bein und ordengeschmückter Brust vor sich.
    Der Invalide prüfte seinen Schein und versah denselben wiederum mit einem Stempel.
    »Alles in Ordnung, sagte er darauf, die neunte Straße linker Hand.«
    Der junge Mann passirte die zweite befestigte Linie und befand sich nun in dem Sector
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; die an dem Thore auslaufende Straße bildete dessen Achse. Nach beiden Seiten erstreckten sich rechtwinkliche lange Reihen von Baulichkeiten.
    Das Getöse der Maschinen wurde nach und nach betäubend. Diese grauen, von hundert Fenstern durchbrochenen Gebäude glichen eher lebenden Ungeheuern als todten Massen. Der neue Ankömmling schien mit einem derartigen Anblick indeß schon vertraut zu sein, denn die Umgebung erregte offenbar seine Aufmerksamkeit nicht sonderlich.
    In fünf Minuten befand er sich in der neunten Straße, Atelier siebenhundertdreiundvierzig, und gelangte hier zunächst in einem kleinen Comptoir voller Cartons und Verzeichnisse zu dem Werkmeister Seligmann.
    Letzterer nahm den mit allen Bescheinigungen versehenen Zettel des jungen Mannes entgegen und sah diesen nachher wie prüfend an.
    »Als Puddler

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