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Die fünfhundert Millionen der Begum

Die fünfhundert Millionen der Begum

Titel: Die fünfhundert Millionen der Begum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Gärten tummelten sich zahlreiche Heerden und machten aus France-Ville eine einzige große Weide.
    Als endlich der Erlaß zur Einberufung aller waffenfähigen Mannschaften erschien, da legte die Begeisterung, mit der man ihn aufnahm, noch einmal Zeugniß ab von dem vorzüglichen Geiste dieser Bürgersoldaten. Bekleidet mit einfachen wollenen Blousen, Leinwand-Beinkleidern und Halbstiefeln, bedeckt mit einem Hute aus gummirtem Leder und bewaffnet mit den von Werder (in Nürnberg) erfundenen Gewehren, übten sie in den Alleestraßen fleißig das Waffenhandwerk.
    Schwärme von Kulis durchwühlten die Umgebung, hoben Gräben aus und warfen an geeigneten Stellen Feldschanzen und wirkliche Wälle auf. Auch das Gießen von Geschützen wurde nun emsig betrieben, eine Arbeit, welche die große Zahl der, leicht in Gießöfen umzuwandelnden Rauchverbrennungs-Oefen wesentlich begünstigte.
    Mitten in diesem regen Treiben zeigte sich Marcel unermüdlich. Er war überall und stets seiner Aufgabe gewachsen. Wo sich eine theoretische oder praktische Schwierigkeit herausstellte, er wußte sie sofort zu lösen. Im Nothfalle streifte er selbst die Aermel auf und zeigte ein vortheilhaftes Verfahren oder einen zweckmäßigen Handgriff. Seine Autorität wurde auch ohne Widerspruch anerkannt, jede seiner Anordnungen gewissenhaft ausgeführt.
    Neben ihm that Octave ebenfalls sein Bestes. Beabsichtigte er anfangs auch seine Beinkleider mit goldenen Galons zu verzieren, so ließ er doch bald davon ab, da er einsah, daß er zunächst nur als einfacher Soldat nützlich wirken könne.
    Er trat in das ihm angewiesene Bataillon ein und wußte sich als Mustersoldat zu führen. Denen, die ihn anfänglich darum bedauerten, erwiderte er:
    »Jeder nach Verdienst! Zu commandiren verstände ich jetzt wahrscheinlich nicht…. so will ich wenigstens gehorchen lernen!«
    Plötzlich verlieh eine – freilich unbegründete – Nachricht den Vertheidigungsarbeiten einen noch erhöhten Nachdruck. Herr Schultze, sagte man, sollte mit Schifffahrts-Gesellschaften wegen des Transportes seiner Kanonen verhandeln. Von dieser Stunde ab jagte eine »Ente« die andere. Bald steuerte die Schultze’sche Flotte schon auf France-Ville zu, bald wieder war die Eisenbahn in Sacramento von offenbar aus dem Himmel gefallenen »Uhlanen« besetzt worden.
    Alle diese schnell darauf widerrufenen Gerüchte waren nur von verzweifelten Journalisten zum Vergnügen ihrer nach Neuigkeiten lechzenden Leser erfunden. In Wahrheit gab Stahlstadt keinerlei Lebenszeichen von sich.
    Ließ dieses absolute Stillschweigen Marcel auch die nöthige Zeit zur Vollendung der Vertheidigungsarbeiten, so beunruhigte es ihn doch in seinen seltenen Minuten der Muße desto mehr.
    »Sollte der Unhold seine Batterien wieder verändert haben und mit einem neuen Stierthurme seiner Erfindung in’s Feld treten?« fragte er sich wiederholt.
    Seine Pläne, sowohl feindliche Schiffe abzuhalten, als auch einer Einschließung von der Landseite zu begegnen, versprachen jedoch, sich auf jeden Fall zu bewähren, und solche Momente der Besorgniß verdoppelten dann nur seine Thatkraft.
    Das einzige Vergnügen und die einzige Erholung nach mühevollem Tagewerke bot ihm die flüchtige Stunde, die er jeden Abend im Salon der Frau Sarrasin zubrachte.
    Der Doctor hatte von Anfang an verlangt, daß er, wenn ihn nicht eine andere unaufschiebliche Abhaltung hinderte, alle Tage bei ihm speisen sollte; wunderbarer Weise war er noch niemals so dringend in Anspruch genommen gewesen, um auf dieses Privilegium verzichten zu müssen. Die ewige Schachpartie zwischen dem Doctor und Oberst Hendon konnte für ihn kaum ein hinreichendes Interesse zur Erklärung jenes Umstandes darbieten. Es drängte sich deshalb die Annahme auf, daß auf Marcel eine ganz andere Anziehungskraft einwirkte, deren Natur der Beobachter vielleicht errathen konnte, obwohl jener selbst sich darüber jedenfalls nicht im mindesten Rechenschaft gab, wenn er das Interesse sah, welches die Abendplaudereien mit Frau Sarrasin und Fräulein Jeanne dem jungen Elsässer einflößten, sobald alle Drei an dem großen Tische Platz genommen hatten, an dem die beiden beherzten Frauen schon jetzt Alles vorbereiteten, was für den späteren Dienst der Ambulancen nothwendig werden konnte.
    »Werden diese neuen Stahlbolzen besser sein als die, von denen Sie uns kürzlich die Zeichnung vorlegten? fragte Jeanne, die sich für alle Vertheidigungsarbeiten lebhaft interessirte.
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