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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Gar nichts sagen und hoffen, dass sie nicht in der Lage sind, ihren Immobilienkredit abzubezahlen? Versuchen zu vergessen, dass sie da sind? Hat die Kirche nicht vielleicht deshalb hierzulande keine Macht mehr, weil das Böse ungehindert gedeihen kann? Vielleicht sollten Sie einmal
selbst
versuchen herauszufinden, was für Leute diese Thorogoodswirklich sind. Vielleicht besuchen Sie sie mal. Sie können sich ja wieder im Dunkeln anschleichen.»
    Verdammt!
Sie stand auf. «O.   k., es tut mir leid. Es war eine private Trauerfeier, und ich hatte kein Recht dazu. Aber ich habe jemanden gesucht. Jemanden, der jetzt zufällig als vermisst gemeldet wurde.»
    «Oh?» Er schien zum ersten Mal aus der Ruhe gebracht.
    «Barbara Buckingham, geborene Thomas? Mennas Schwester?»
    «Ich hab noch nie von ihr gehört. Ich wusste nicht einmal, dass Menna eine Schwester hatte.»
    «Haben Sie nie mit Menna über ihren Hintergrund gesprochen?»
    «Warum sollte ich mich für ihren Hintergrund interessieren?»
    «Na ja, wenn ich Kinder konfirmiere, reden wir lange über alles Mögliche. Und die Wiedertaufe ist doch etwas noch viel Ernsteres.»
    «Merrily, darüber muss ich mit Ihnen nicht reden.»
    Sie folgte ihm in die Diele. «Ich dachte nicht, dass Sie einer von den Priestern sind, die nur das Nötigste machen, Nick.»
    «Ich habe einen Termin, tut mir leid.»
    «Spritz, spritz, jetzt sind Sie getauft?»
    Als er unvermittelt die Hand hob, dachte sie einen Moment lang, er würde sie schlagen, und zuckte zusammen. Aber er griff nur nach der Klinke und öffnete die Tür. Als er das kurze Zucken bemerkte, grinste er breit, und ein Leuchten ging über sein Gesicht.
    Sie blieb stehen. «Ich verstehe das immer noch nicht ganz, Nick.»
    «Ich weiß», sagte er. «Und Sie müssen sich fragen, warum.»
    «Ich meine, ich verstehe nicht, warum Sie den beneidenswerten Einfluss, den Sie in dieser Gemeinde haben, benutzen, um den Leuten Angst um ihre unsterblichen Seelen einzujagen. Und Sie hätten der
Mail
kein so aufrührerisches Interview geben müssen.»
    Er musterte sie, als würde er zum ersten Mal versuchen, sie scharf zu sehen, und wandte sich dann ab, als wäre es ihm nicht gelungen. «Ich kann nicht fassen, dass
Sie
es geschafft haben, eine Priesterin Gottes zu werden.»
    Sie ging an ihm vorbei durch die Tür, blickte noch einmal zurück und sah einen Mann, der nicht viel zu verlieren hatte. Einen Mann, der sich auf das Allernötigste beschränkt hatte: billige Kleidung, ein kleines gemeindeeigenes Haus, eine Dorfhalle als Kirche. Irgendetwas an ihm war ausgesprochen mittelalterlich. Er war wie ein Mönch, ein Bettelmönch.
    «Natürlich», sagte sie auf der Schwelle, «hilft die Presse auch dabei,
Sie
publik zu machen. Und vielleicht geht es den Dorfbewohnern gar nicht um ihre unsterblichen Seelen, vielleicht unterstützen sie ihren Pfarrer nur dabei, sich einen Namen zu machen. In einer größeren Stadt würden Sie keinen einzigen Menschen finden, dem das alles hier auch nur   … eine Kerze wert ist.»
    «Das ist Zeitverschwendung», sagte Nick Ellis. «Ich habe Besuche zu machen.»
    Direkt vor ihrer Nase drückte er leise die Tür ins Schloss.
    Merrily stand auf dem Gartenweg. Sie merkte, dass sie zitterte.
    So untauglich hatte sie sich seit der
Livenight -
Sendung nicht mehr gefühlt.

29
Dunkler Glanz
    Als Merrily wieder ins Auto stieg, zeigte Gomer auf das Handy, das auf dem Armaturenbrett lag.
    «Hat zweima gepiept. Beim drittenma hab ich rausgefunden, wie man rangeht. War Andy Mumford, dieser Polizeityp. Jane hat ihm Ihre Nummer gegeben. Er will zurückgerufen werden.»
    «Hat er gesagt, worum es geht?»
    «Mir nich.»
    Sie nahm das Handy und gab die Nummer ein, die Gomer auf ein Zigarettenpapier geschrieben hatte. Sie musste das Papier nah ans Fenster halten, denn inzwischen ballten sich schwarze Wolken am Himmel, und es war beinahe dunkel – und noch nicht mal ein Uhr mittags. Drei dicke Regentropfen fielen auf die Windschutzscheibe. Sicher würden es gute Neuigkeiten sein.
    «DS Mumford.»
    «Merrily Watkins.»
    «Ah.»
    «Ist sie wiederaufgetaucht?»
    «Leider nicht, Mrs.   Watkins.»
    «Oh.» Sie hörte Ellis’ Haustür zuschlagen und sah ihn durch den Vorgarten gehen. Er trug einen mittelgroßen weißen Koffer. Er ging an ihrem Volvo vorbei, ohne sie anzusehen, und dann Richtung Dorfzentrum.
    «Aber ihr Auto ist leider gefunden worden», sagte Mumford. «Kennen Sie das Elan Valley? Eine Gegend mit vielen Seen, Stauseen,

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