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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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den Tannen auf dem Burfa-Hügel, aber der Turm der alten Kirche war deutlich zu sehen.
    «Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich erkannt haben», sagte Merrily.
    «Natürlich habe ich Sie erkannt.»
    Dies war die intelligente Frau, die Gomer zu bewundern schien. Die für ihren Mann das Denken übernahm. Die dasitzen und zusehen konnte, wie im Namen Gottes ein körperlicher Übergriff auf eine Frau durchgeführt wurde.
    «Das hatte rein gar nichts mit der Diözese zu tun», sagte Merrily. «Ich war mit Barbara Buckingham bei der Beerdigung ihrer Schwester verabredet. Sie erinnern sich an Barbara?»
    Judith Prosser wandte ihren Kopf langsam Merrily zu, bis sich ihre Blicke trafen.
    «Eine Krankenschwester in Hereford hat Barbara an mich verwiesen, nachdem Menna gestorben war. Ich   … führe Beratungsgespräche.»
    «Aber sie ist nicht zur Beerdigung gekommen, oder?»
    «Sie ist verschwunden», sagte Merrily. «Sie wollte hier ein paar Tage verbringen, und jetzt ist sie verschwunden. Die Polizei ist um ihre Sicherheit besorgt.»
    «Oh, um ihre
Sicherheit
?» Judith hob eine Augenbraue. «Und was soll das heißen?»
    «Wir wissen beide, was das heißt, Mrs.   Prosser.»
    Die Sonne hatte aufgegeben und war nur noch eine schwache graue Scheibe hinter einer Wolke.
    «Arme Barbara», sagte Judith.
    Merrily dachte nach. Sie war zwar nicht hierhergekommen, um über Barbara und Menna zu sprechen, aber sobald es nicht mehr um Ellis ging, war Judith Prosser sehr viel offener.
    «Barbara hat mir erzählt, dass Sie ihr früher manchmal geschrieben haben.»
    «Viele Jahre, ja. Wir waren gute Freundinnen, als Mädchen.»
    «Dann wissen Sie, warum sie von zu Hause weggegangen ist?»
    «Wissen
Sie
es?»
    «Ich weiß, dass der Grund keine Hydatidenzyste war.»
    «Ha. Da müssen Sie ja gute Informanten haben. Und was haben die Ihnen sonst noch erzählt?»
    «Dass Sie nach Menna geschaut und Barbara auf dem Laufenden gehalten haben. Barbara war   … beunruhigt wegen Menna. Vor allem, nachdem ihre Mutter gestorben war.»
    «Ah.» Judith Prosser nickte. «Darum geht es.» Sie lehnte sich zurück, die Ellbogen auf der Brüstung. «Ich kann Ihnen versichern, Mrs.   … Mrs. ist doch richtig? Ich kann Ihnen versichern, dass MervynThomas Menna nie angerührt hat. Ich weiß das, weil ich ihn selbst gewarnt habe, dass er sich auf etwas gefasst machen könnte, wenn er es jemals tun würde.»
    «Aber da waren Sie doch noch ein Kind.»
    «Das war nicht, als Menna klein war. Guter Gott, Merv war nie ein Kinderschänder. Er bevorzugte vollentwickelte Mädchen. Nein, da war nichts, um das sich Barbara hätte sorgen müssen.
Nichts
. Sie konnte ohne Skrupel ihr reiches, bequemes englisches Leben weiterführen.»
    «Ist sie nicht in den letzten Wochen mal bei Ihnen vorbeigekommen?»
    Judith verzog das Gesicht. «Ich habe gehört, dass sie herumgelaufen ist und die Leute belästigt hat – Sie ja auch, wie’s aussieht. Offensichtlich konnte sie es nicht ertragen, mir gegenüberzutreten.»
    «Waren denn nicht Sie es, die ihr wegen Mennas Schlaganfall Bescheid gesagt hat?»
    «Ich habe ihr einen kurzen Brief geschrieben. Irgendwer musste das ja tun.»
    «Und warum nicht ihr Mann?»
    Mrs.   Prosser nickte lächelnd. «Ich kann Ihnen ebenfalls versichern, Mrs.   Watkins, dass Jeffery Weal das Beste war, was Menna passieren konnte. Wenn Sie sie gekannt hätten – was Barbara, das sollten wir nicht vergessen,
nie
wirklich getan hat   –, wüssten Sie, dass sie ein zartes, schwaches Persönchen war. Fast wie ein Geist. Sie – alles in Ordnung?»
    «Ja.» Merrily schluckte. «Alles in Ordnung. Warum war Mr.   Weal das Beste, was ihr passieren konnte?»
    «Wenn Sie sie gekannt hätten, wüssten Sie, dass sie immer jemanden im Leben brauchte, der ihr die Entscheidung abnahm. Er war zwar nicht der herzlichste Ehemann der Welt, aber er hat sie bewundert. Hat sie gehütet wie ein Juwel.»
    In einem gepolsterten Kasten, dachte Merrily, in einem privaten Kellergewölbe.
    «Wie auch immer», sagte Judith, «ich hoffe, die Diözese Hereford mischt sich nicht in die Sache mit Vater Ellis ein. Er passt sehr gut hierher. Zu unseren Bedürfnissen.»
    «Wirklich? Wie viele Menschen hat er denn schon exorziert?»
    Judith Prosser seufzte erschöpft. «Die Einheimischen finden, dass er der Kirche die Autorität zurückgibt, die sie früher hatte. Es gab ja mal eine Zeit, in der ein Dorfpolizist aufsässigen Jugendlichen eins hinter die Ohren gegeben hat, und damit

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