Die fünfte Kirche
schon
ewig
. Sind schon zusammen zur Schule gegangen. Und Mr. Weal verwaltet den Hindwell Trust – einer der Treuhänder ist übrigens Landrat Gareth Prosser. Verstehen Sie?»
Ich verstehe. Allerdings, ich verstehe.
So ein fürsorglicher Mann.
Als Betty aus Kinnerton hinausfuhr, fühlte sie Panik in sich aufsteigen, sie fühlte sich unfähig, mit diesen Neuigkeiten alleine klarzukommen. Rund um sie erstreckte sich das Radnor Valley – ein grünes Mysterium. Unvermittelt bog sie in einen Weg ein, den sie von früheren Fahrten kannte, er führte zu den Vier Steinen.
Sie hielt am Rand eines Feldes an, das in der Nähe des Hindwell-Hofes lag – Hindwell, nicht
Old
Hindwell. Hier war die Atmosphäre irgendwie anders – ruhig und offen und die Natur im Sommer geradezu üppig. Durch die Hecke konnte sie die Steine erkennen. Sie liebte diesen Ort, diesen kleinen Kreis. Robin und sie waren bestimmt schon zehn- oder fünfzehnmal hier gewesen. Es regnete immer noch, aber sie stieg trotzdem aus dem Auto und kletterte über das Gatter. Es war ein Gefühl, wie nach Hause zu kommen.
Die Vier Steine standen dicht an der Hecke, sie waren nicht hoch, eher plump und rund. Betty ging auf die Knie, legte ihreArme um einen der Steine und blickte über das offene Land zu der gezackten Hügelkette, auf der die Kirche von Old Radnor stand. Sie umarmte den Stein und öffnete sich den Energien der prähistorischen Landschaft.
Dies waren die Religion und das Radnorshire, das sie verstand.
Der Regen wurde stärker und der Himmel immer schwärzer. Betty machte das nichts aus; sie wünschte vielmehr, der Regen würde sie in den Stein hineinwaschen. Als sie aufstand, war sie völlig durchnässt, aber sie fühlte sich besser, stärker.
Und wütend. Schrecklich wütend auf die Korruptheit, die es an diesem alten und heiligen Ort gab. Wütend auf die verdammten
Einheimischen
, die anscheinend völlig degeneriert waren.
Sie fuhr bis zum Ende des Weges und dann, statt links nach Walton und Old Hindwell abzubiegen, rechts nach New Radnor, dem Regen entgegen.
Selbst wenn in ihrem Bungalow Dutzende
Daily Mails
herumliegen sollten – sie würde Lizzie Wilshire auf ihre Seite ziehen. Und sie würde sie ganz direkt fragen, ob der Hindwell Trust in ihrem Testament vorkam.
«Wir können sie vor allem intellektuell herausfordern», sagte Max und schenkte sich ein Glas Rotwein ein. Mit seinem langen Bart sah er aus wie ein Wilder. Bei einem Z Z-Top -Fantreffen würde man ihn sicher leicht aus den Augen verlieren. Aber sobald er sprach, verschwand jedes Gefühl einer Bedrohung, denn seine Stimme klang sanft wie eine Eintonflöte. Er war irgendwo Dozent. Er liebte es zu dozieren.
«St. Michael entspricht dem irischen Gott Mannon von den Tuatha de Danaan, dem Volk der Danu. Mannon war der Meeresgott und außerdem der Mittler zwischen den Göttern und den Menschen und derjenige, der die Seelen in die Anderswelt führte. In koptischen und kabbalistischen Texten werden diese Rollen ebenfalls Michaelzugeschrieben. Daher ist jede ‹Sankt›-Michael-Kirche, egal welchen Ursprungs, eigentlich ein heidnischer keltischer Tempel. Deshalb ist es absolut berechtigt, dass sie jetzt wieder geweiht wird.»
Normalerweise hätte Robin das erstaunlich gefunden, es war die perfekte kosmische Verteidigung. Aber im Moment interessierte es ihn kein bisschen.
Es war nämlich schon fast dunkel, und Betty war immer noch nicht zurück. Und angerufen hatte sie auch nicht.
Er lief angespannt im Wohnzimmer mit der Balkendecke auf und ab, das
sie
übernommen hatten. In allen vier Ecken standen Kerzen, und im Kamin – dort, wo das Hexenkästchen gewesen war – hatten sie ein schwaches Feuer zum Brennen gebracht. Als George und Vivvie das erste Mal gekommen waren, hatte Betty sie gerade noch davon abhalten können, dieses Zimmer in einen Tempel zu verwandeln. Aber jetzt, wo Betty nicht da war, machten sie es einfach.
Der Altar stand auf der Nordseite – irgendein Arschloch hatte einen von den Tischen aus seinem Atelier leergeräumt und ihn herübergeschafft. Jetzt befanden sich darauf eine Kerze, ein Pentagramm, ein Kelch, ein Stab, eine Geißel, eine Glocke und ein Schwert.
Es müsse eine Machtbasis geben, sagte George. Sie würden jetzt aus dem ganzen Land mit negativem Zeug konfrontiert werden. Da gehe es jetzt auch um Schutzvorkehrungen, erklärte George, das würde Betty sicher verstehen.
Wenn sie da wäre. So lange war sie noch nie weggeblieben, ohne ihn
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