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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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erkannte Mrs.   Eleri Cobbold, die Postangestellte, Mrs.   Smith, an deren Haus sie vorbeigekommen waren, Linda Llewellyn,die auf dem Weg nach Presteigne einen Reitstall betrieb. Die anderen kannte er nicht. Wahrscheinlich von außerhalb, vermutete er.
    Marianne war nicht unter ihnen.
    «Die Dorfhalle hat doch keinen Hinterausgang, oder?»
    «Doch, aber die Stufen muss man trotzdem runter, es sei denn, man will sich durch den Zaun quetschen und sich im Wald verlaufen.»
    Also war sie immer noch da oben. Das ergab Sinn, sie würden sie kaum rausbringen, wenn sie aussah wie ein Unfallopfer, bei all den Kamerateams, die in der Nähe waren.
    Ellis war auf dem Parkplatz des
Black Lion
angekommen. Offensichtlich wollte er eine Pressekonferenz abhalten.
    «Gomer, könnten Sie hierbleiben und zuhören, was er sagt? Ich muss nochmal zurück.»
    Alle Augen waren auf Ellis gerichtet, als Merrily unauffällig durch den Regen zurückging.
     
    Diesmal war niemand an der Tür. Drinnen waren die Rollläden hochgezogen, Stühle standen um ein schlichtes Rednerpult in der Mitte des Raumes. Diesmal wirkte eine Ecke des Raumes genauso wie die andere, und nur der schwache Geruch nach Wachs verriet, dass hier etwas anderes als ein kurzes Treffen des Gemeinderats stattgefunden hatte.
    Doch, da
war
noch etwas anderes: die Atmosphäre, die man in einer Kirche oft nach einem gutbesuchten Gottesdienst spürte – winzige Schauer in der Luft, wie Stäubchen, die noch nicht zu Boden gesunken waren.
    Ein schwarzer Mantel, der über einem der Stühle hing, deutete darauf hin, dass noch jemand hier war, und sei es nur eine Reinigungskraft. Merrily hörte Stimmen hinter der Tür mit dem Schild «Toiletten» – dort, wo der Mann gestanden hatte. Sie durchquertedie Halle, ohne sich um die Geräusche ihrer Schritte auf den geschliffenen Dielen zu kümmern.
    Die Tür führte in einen Vorraum, von dem die Damen- und die Herrentoilette abgingen. Drinnen gab es nur ein Waschbecken und einen Stuhl – auf dem Marianne saß. Eine Frau beugte sich mit einem feuchten Papierhandtuch über sie und tupfte an ihrer Augenbraue herum. Marianne reagierte nicht, als sich die Tür hinter Merrily schloss, doch die andere Frau sah sofort mit klaren blauen Augen auf.
    «Wir kommen zurecht, danke.»
    Ihre Stimme echote von den Kacheln wider: kalte weiße Kacheln, vom Boden bis zur Decke, die Merrily an das kahle Badezimmer im Pfarrhaus von Ledwardine erinnerten.
    «Wie geht es ihr?»
    «Es geht ihr viel besser, danke. Sie hatte Probleme zu Hause. Nicht wahr, meine Liebe?»
    Die Frau trug Jeans und ein schwarz-orangefarbenes Rugby-Shirt. Sie hatte ein hageres, wettergegerbtes Gesicht, das auf raue Weise gut aussah. Ein Gesicht, das seit langem unempfindlich war gegen die Unbilden des Wetters oder der Welt. Ein Gesicht, das Merrily zuletzt von Lampen beschienen in Mennas Mausoleum gesehen hatte.
    Die Frau tupfte Mariannes Wange ab, knüllte das Papierhandtuch zusammen und sah erneut zu Merrily hinüber. Sie wirkte ärgerlich. «Sie möchten auf Toilette, oder?»
    «Nein. Ich möchte nur kurz mit Marianne sprechen – wenn Sie fertig sind.» Merrily nahm ihren Schal ab. «Merrily Watkins. Diözese Hereford.»
    «Oh? Spionieren Sie Vater Ellis nach, ja? Wir sind nicht dumm. Wir wissen, was man in der Diözese von ihm denkt.»
    Mariannes Augen waren glasig.
Ihr
war zurzeit alles egal, so oder so.
    «Und überhaupt», sagte die Frau, «Mrs.   Starkey hat nichts durchgemacht, was sie nicht ausdrücklich gewollt hätte. Vater Ellis ist keiner von diesen rührseligen Pfarrern.»
    «Offensichtlich nicht.»
    «Er ist ein realistischer Mann, der Resultate erzielt. Es wird ihr bald wieder gutgehen, wenn sie in Ruhe gelassen wird. Wenn Sie mit jemandem reden wollen, können Sie das mit mir tun. Ich bin Judith Prosser. Die Frau von Landrat Prosser. Kommen Sie mit raus.»
    Sie drückte Mariannes Schulter, hielt Merrily die Tür auf und begleitete sie durch die Halle. Auf dem Weg nahm sie ihren schwarzen Mantel vom Stuhl, und sie gingen durch den Haupteingang hinaus.
    Es hatte aufgehört zu regnen. Judith Prosser sah Merrily nicht an; sie lehnte sich über die Metallbrüstung und sah hinüber zum Dorfzentrum, wo sich Ellis und seine Anhänger für die Medien sammelten.
    «Und war es auch die Diözese, die Sie zu Mennas Beerdigung geschickt hat, Frau Pfarrer?»
     
    Über Old Hindwell versuchte die Sonne vergeblich, ein Loch in die Wolken zu brennen. Es hing immer noch Nebel zwischen

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