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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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war die Sache erledigt. Jetzt stehen sie gleich vor Gericht und bekommen lächerliche Strafen oder gleich nur eine Strafe auf Bewährung, und wenn’s ganz dick kommt, müssen sie ein paar Stunden gemeinnützige Arbeit machen. Es gab sogar eine Zeit, in der sich die Kirche mit den Sündern befasst hat. Damals haben sie es sich dreimal überlegt, bevor sie wieder ein Gebot übertreten haben.»
    «Und Vater Ellis weiß also, wie man mit den Sündern umzugehen hat?»
    Judith lächelte schmallippig. «Gott weiß es, so würde es Vater Ellis sagen. Entschuldigen Sie mich, ich muss mich um Mrs.   Starkey kümmern.»
     
    Als sie halb die Stufen hinunter war, traf Merrily Gomer, der gerade heraufkam. Es gab einiges, was sie ihn fragen wollte. Aber Gomer rief aufgeregt:
    «Es geht los, Frau Pfarrer!»
    «Der Marsch?»
    «Ja, ja. Heute Abend. Der is nich zu stoppen. ’s war jemand drüben in St.   Michael, der sagt, Thorogood is wieder da, und er is nich allein.»
    Merrily fühlte sich entmutigt. Sie wollte nur noch nach Hause und nachdenken, den Bischof anrufen und die ganze Sache mitihm besprechen. Sie wollte Nicholas Ellis abends nicht noch einmal sehen müssen.
    «Seit ’ner halben Stunde kommen ’ne ganze Menge Autos in St.   Michael an. Eins von denen hatte so ’nen großen Aufkleber drauf, sagt Eleri Cobbold. Wie ein Stern in einem Kreis.»
    «Ein Pentagramm», sagte Merrily matt.
    «Ah», sagte Gomer, «wir dachten uns schon, dass es nichts mit Rechtsrock zu tun hat.»
    «Wie hat Ellis reagiert?»
    «Todernst, grimmig – für die Kameras. Behauptet, dass er sich berufen fühlt, Gottes heilige Sache zu vertreten, so in der Art.»
    «Hm, kann ich mir vorstellen. Aber dahinter   …»
    «Dahinter – ’tschuldigung, Frau Pfarrer – isser wie ’n Hund mit zwei Pimmeln.»
    «Ich brauch das alles nicht», sagte Merrily.

32
Der Kräutertrunk
    Betty verließ das Haus von Mrs.   Pottinger bei schwachem Sonnenschein. Am liebsten wollte sie sich jetzt vor den altertümlichen Küchenofen auf den Boden setzen und Robin alles erzählen.
    Aber Robin würde verrückt werden.
    Sie aß schnell einen Salat in einem Supermarkt-Café in der Nähe von Leominster. Als sie die walisische Grenze erreichte, war es schon fast dunkel, es regnete, und in Gedanken war Betty wieder bei Mrs.   Cobbold und dem schlanken Mann mit dem eleganten Bart.
    «Oh, guten Morgen, Doktor.»
    «Was für ein klarer Tag, Eleri.»
    Dr.   Coll.
    Sie musste jemandem von Dr.   Coll und dem Hindwell Trusterzählen. Sie wünschte, es könnte Robin sein. Sie wünschte, sie könnte sich darauf verlassen, dass er nicht überall seine Ansichten herausposaunen würde, sodass sie zu allem Überfluss demnächst auch noch eine Klage am Hals hätten.
    Der Hindwell Trust war, wie Juliet Pottinger ihr erklärt hatte, eine Wohltätigkeitsorganisation, die ursprünglich ins Leben gerufen worden war, um Jugendlichen aus finanziell bedürftigen Bauernfamilien eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Sinn der Sache war, dass diese Jugendlichen – zum Beispiel als Ärzte oder Anwälte – wieder zurück in die Gegend kamen.
    Es war eine Wohltätigkeitsorganisation der
Einheimischen
.
    Juliet Pottinger war wegen ihres Mannes nach Old Hindwell gekommen. Stanley war viel älter gewesen, ein Archäologe bei der Clwyd-Powys-Institution, der in Teilzeit noch weitergearbeitet hatte, nachdem er offiziell im Ruhestand war. Er war einer der Ersten gewesen, die vermuteten, dass das Radnor-Tal eine bedeutende prähistorische Vergangenheit hatte. Aus seiner Altersteilzeit war ein Vollzeitfimmel geworden. Er hatte sich überarbeitet. Er war zusammengebrochen.
    «Dr.   Collard Banks-Morgan hat sich wie ein kleiner, bärtiger Engel aufgeführt», hatte Mrs.   Pottinger ironisch gesagt. «Hat den armen Stanley beinahe ins Krankenhaus geprügelt. Damals konnte man die Betten noch so lange belegen, wie man wollte. Stanley musste sich praktisch selbst entlassen, um jemals wieder zu seiner geliebten Ausgrabung zu kommen.»
    Und während Stanley mit seiner Archäologenkelle an seiner Lieblingsstelle saß und im Boden herumkratzte, bekam Mrs.   Pottinger Besuch von Dr.   Coll, der ihr anvertraute, dass er sich große Sorgen um Stanleys Herz machte; dass Stanley gerade nochmal davongekommen sei und es nun sehr leicht übertreiben könnte.
    «Aber bitte
erzählen
Sie ihm das nicht. Sie müssen verhindern, dass er sein Herz herumträgt wie eine Bombe, die jeden Momentexplodieren kann», hatte

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