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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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oder nachdem Eirion zu mir gesagt hat: ‹Oh Gott, es tut mir so leid, es ist alles meine Schuld, was, wenn ihr Gehirn was abgekriegt hat›?, worauf ich gesagt habe: ‹Nein, es ist alles
meine
Schuld, ich hätte nie bei dieser verdammten Sendung mitmachen sollen›? Du meinst
da
nach?»
    Jane sagte nichts.
    «Weißt du», sagte Merrily, «nach dem ersten schrecklichen Schock, als ich dich da mitten auf der Autobahn gesehen habe, war nicht mehr so viel Einfallsreichtum nötig, um sich zusammenzureimen, was ihr in der Nähe von Birmingham gemacht habt. Das war mir klar genug, da musste ich keine langwierigen Nachforschungen anstellen. Du findest mich vielleicht spießig oder selbstgefällig, aber weißt du, wenn du mal genau überlegst, dann bin ich auch nicht
so
viel älter als du, Spatz.»
    Stille.
    «Shit», sagte Jane schließlich. «O.   k. Es tut mir leid.»
    «Ich weiß.»
    «Äh   … war das jetzt vielleicht schon das ernsthafte Gespräch?»
    «Könnte sein, ja.»
    «Puh. Wann kommst du denn wieder?»
    «Schwer zu sagen.»
    «Es ist nur, weil diese Krankenschwester angerufen hat.»
    «Eileen?»
    «Sie hat gesagt, egal, wann du wiederkommst, du sollst sie anrufen. Sie klang irgendwie komisch.»
    «Wie, komisch?»
    «Na ja, sie hatte einfach nicht diese ‹Komm mir nicht blöd, sonst nehm ich dir die Bettpfanne weg›-Stimme wie sonst. War irgendwie zögerlich, unsicher.»
    «Ich rufe sie an.»
    «Ja», sagte Jane, «das würde ich auch machen, wenn ich du wär.»
     
    Als die Prozession am Hof der Prossers vorbeikam, sah Merrily zwei Leute, die sich unauffällig und wortlos dem Zug anschlossen: Judith Prosser und ein untersetzter Mann mit fleischigem Gesicht.
    «Ist das Landrat Prosser, Gomer?»
    «Beeindruckend, was? Warten Sie erst mal ab, bis er den Mund aufmacht.»
    Als der Zug sich St.   Michael näherte, folgte ihm ein Polizeiwagen. Sie gingen langsam weiter.
    «Da fällt mir ein», sagte Gomer, «als ich im
Lion
war, hab ich was über die Prossers und diesen Ellis gehört. Also Greg hat’s gehört. Einer der Jungs   – Stephen? – ist in ’nem gestohlenen Auto angehalten worden. ‹Unbefugte Ingebrauchnahme›, heißt das. War ungefähr vor ’nem Jahr. Hätte ziemlich schlecht ausgesehen bei ’nem Landratssohn.»
    «Kommt vor.»
    «Hier nich. War seine erste Straftat, also hat Gareth mit Big Weal geredet, und die beiden ham das mit der Polizei geklärt. Gareth und Judy ham versprochen, dass er so was nie wieder macht, aber um sicherzugehen, hamse ihn zu Pfarrer Ellis gebracht, damit der ’n Exorzismus macht.»
    Merrily blieb stehen. «Das glaub ich nicht.»
    In ihrer Tasche piepte das Handy. Sie nahm es heraus, während ihr Judith Prossers Worte durch den Kopf gingen:
«Es gab ja mal eine Zeit, in der sich die Kirche mit den Sündern befasst hat.»
    «Merrily?»
    «Sophie!» Sie suchte sich schnell ein ruhigeres Plätzchen.
    «Passt es Ihnen gerade? Ich habe einen Kanonikus Tommy Long ausfindig gemacht, er war früher Pfarrer in St.   Michael, Cascob. Er war mehr als froh, etwas besprechen zu können, das ihn seit vielen Jahren beschäftigt. Soll ich weiterreden?»
    «Bitte.»
    «Im Spätsommer 1965 hat ihn Pfarrer Penney aufgesucht. Ein sehr seltsamer junger Mann, sagt Long – langhaarig, Typ Halbstarker und mit höchst irrationalen Vorstellungen   –, und der hat vorgeschlagen, da Cascob so ein abgelegener Ort ist, in dem man nur mit einer immer weitergehenden Schrumpfung der Kirchengemeinde rechnen könne, dass Hochwürden Long bei der Diözese die Stilllegung der Kirche beantragt.»
    «Das gibt’s doch nicht!»
    «Als Hochwürden Long klar wurde, dass es sich keineswegs um einen Scherz handelte, hat er Mr.   Penney gebeten, sich genauer zu erklären. Darauf hat Mr.   Penney wohl ziemlich viel sinnloses Zeug über die Anordnung der Kirchen rund um Radnor Forest von sich gegeben.»
    «Die St.-Michael-Kirchen?»
    «Hochwürden Long hat dann, um abzulenken, von einer Volkssageerzählt, der zufolge der Drache entkommt, wenn eine der Kirchen zerstört wird. Aber darauf sagte Mr.   Penney, dass   … das Gegenteil der Fall sei.»
    «Warum?»
    «Mr.   Long hat ihn damals nicht ausreden lassen, inzwischen wünscht er, er hätte es getan.»
    «Was ist dann passiert?»
    «Nichts. Mr.   Long hat darauf hingewiesen, dass sich die Kirche in Wales wohl kaum von einem so historischen und malerischen Kirchengebäude wie dem von Cascob trennen würde, vor allem, da in ihr ein Denkmal für

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