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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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der in der Nähe von St.   Michael lebte und dessen Frau gerade gestorben war.
    «Wie kam es denn, dass Mr.   Weal Ihr Anwalt geworden ist?»
    «Er war einfach da. Früher oder später ist er der Anwalt von jedem hier. Er ist zuverlässig, führt eine alte Familienkanzlei, und seine Rechnungen sind niedrig. Ein Testament setzt er auf, ohne überhaupt was in Rechnung zu stellen.»
    «Ja, das habe ich mir schon gedacht.»
    «Aber das betrifft Sie ja alles nicht. Sie sind zu jung: Sie werden alle beide überleben. Major Wilshire hätte es normalerweise auch nicht betroffen. Er war bei der Armee, ein gesunder Mann, der seine Sinne beieinanderhatte.»
    Lizzie Wilshire:
«Bryan hatte es nicht so mit der Schulmedizin. Wenn es sich nicht gerade um einen schweren Notfall handelte, hat er sich immer geweigert, einen Arzt zu rufen. Aber an die Naturmedizin hat er geglaubt.»
    Der seine Sinne beieinanderhatte.
    «…   es war leider typisch für Bryan, so was allein zu machen. Er hat sich für unverwundbar gehalten.»
    Betty fuhr zusammen, als es leicht an die Scheibe klopfte. Sie war wieder nervös und unsicher. Das Ganze machte sie noch völlig verrückt. Eilig kurbelte sie das Fenster herunter.
    «Mrs.   Thorogood?»
    Betty konnte ein Aufkeuchen nicht unterdrücken.
    In seinem gepflegten Bart unter dem zerfurchten Gesicht glitzerten Regentropfen.
    «Mrs.   Wilshire möchte ganz bestimmt nicht, dass Sie hier draußen im Regen herumsitzen. Wollen Sie nicht ins Haus kommen?»
    «Ich wollte nicht stören», sagte Betty. «Ich wollte warten, bis Sie fertig sind.»
    «Unsinn», sagte Dr.   Collard Banks-Morgan. «Ich möchte ohnehin gerne mit Ihnen über die Kräutermedizin sprechen, die Sie freundlicherweise für Mrs.   Wilshire zubereitet haben.»
    Er hielt ihr die Autotür auf. Er trug wieder den hellen Tweed-Anzug, dazu eine senfgelbe Krawatte und auf dem Kopf einen Tweed-Hut. Er hielt seinen Regenschirm über sie und geleitete sie eilig an seinem grünen Range Rover vorbei bis zum Haus.
    Einen Moment lang war es fast wie eine außerkörperliche Erfahrung – sie hatte das schon zwei Mal erlebt und kannte das Gefühl. Sie sah sich und Dr.   Coll gemeinsam die Veranda betreten. Als wäre das die natürliche Folge einer Reihe von Ereignissen, die sie in Gang gesetzt hatte, als sie beschlossen hatte, Robin der Gnade der Medien zu überlassen und Juliet Pottinger zu besuchen.
    Und jetzt musste sie sich mit Dr.   Collard Banks-Morgan auseinandersetzen, in Gegenwart von Mrs.   Wilshire. Sie war in heller Panik, sie war noch nicht bereit! Sie wusste nicht genug!
    Betty konnte kaum atmen.
    «Ich komme gleich», sagte Dr.   Coll und schüttelte seinen Regenschirm aus. «Gehen Sie nur schon hinein. Mrs.   Wilshire ist im Wohnzimmer, wie gewöhnlich.»
    Betty nickte und ging vor. Es war noch nicht einmal drei Uhr, doch das Regenwetter tauchte das Zimmer in dämmriges Licht, sodass der normalerweise schwache Schimmer der Flammen in dem Ölkamin viel heller wirkte und Mrs.   Wilshire in flackernde Schatten hüllte. Sie drehte sich nicht um, als Betty hereinkam.
    «Es tut mir leid, Mrs.   Wilshire», sagte Betty. «Ich wollte eigentlich erst kommen, wenn der Doktor fertig ist.»
    Mrs.   Wilshire drehte sich immer noch nicht zu ihr um.
    Die Schatten tanzten.
    Betty atmete scharf ein und prallte rückwärts gegen die Tür.
    «Um Gottes willen!»
    Nicht,
oh Mutter!
Das sagte sie, immer noch befangen, nur, wenn es nicht so schlimm war.
    Sie schlug die Hand vor den Mund. «Oh nein   …»
    Sie hörte ein Klicken und die Wandlampen gingen an, kalt und milchig blau.
    «Sehen Sie sie an», sagte Dr.   Coll. «Ich denke, das sollten Sie.»
    Er ging zum Kamin und stützte sich mit einem Ellbogen auf dem Sims ab.
    «Sie haben doch keine Angst vor dem Tod, nicht wahr, Mrs.   Thorogood? Ist ja nur ein Vorspiel zur Wiedergeburt, das glauben Sie und Ihre Leute doch.»
    Betty zitterte. «Was ist mit ihr passiert?»
    Dr.   Coll hob eine Augenbraue. «Unter anderem sind
Sie
ihr passiert, würde ich sagen.»
    Betty schob sich am Sofa entlang, darauf bedacht, Abstand zu Dr.   Coll zu halten. Als sie zum Fenster kam, nahm sie draußen eine Bewegung war und sah hinaus. Neben dem Range Rover stand jetzt ein weiteres Auto. Ein Polizist und eine Polizistin kamen den Weg herauf.
    Betty wirbelte herum und sah Lizzie Wilshire leicht verdreht in ihrem Sessel sitzen, mit Bläschen vor ihren bläulichen Lippen und riesigen hervorstehenden Augen.
    Dr.

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