Die fünfte Kirche
William Jenkins Rees steht, der im neunzehnten Jahrhundert entscheidend dazu beigetragen hat, die walisische Sprache wiederaufleben zu lassen. Hochwürden Penney hat sich darauf ziemlich mürrisch verabschiedet und einige Monate später diesen bizarren Anschlag auf St. Michael in Old Hindwell verübt.»
«Wusste Mr. Long, wo Pfarrer Penney hingegangen ist?»
«Die Geschichte hat leider kein gutes Ende, Merrily. Mr. Long sagt, dass ihm ein paar Jahre später jemand erzählt hat, Terry Penney wäre in einem Obdachlosenasyl in Edinburgh oder Glasgow gestorben, er weiß nicht mehr genau, welche von den Städten es war. Der arme Mann war inzwischen heroinabhängig. Ich denke, ich gehe jetzt nach Hause, Merrily.»
Robin sah Lichter aufblitzen, aber es waren nicht die richtigen.
Er sah sie zwischen den kahlen Bäumen. Es waren keine Scheinwerfer.
George stellte sich zu ihm ans Fenster.
«Was willst du machen, Robin? Sollen wir alle zusammen rausgehen und mit ihnen reden – auf zivilisierte Art?»
Vivvie stellte ihr Glas Rotwein ab und kam aufgeregt zu ihnen. «Sind sie das?» Sie trug ein langes Samtkleid und die Seepferdchen-Ohrringe,die Robin hasste. Das Miststück war offenbar bereit, wieder im Fernsehen aufzutreten.
«Ich würde vorschlagen, wir –»
«
Ich
würde vorschlagen», sagte Robin laut, «wir machen über
haupt
nichts. Das ist immer noch mein Haus … meins und … Bettys.»
Alle im Raum waren still geworden, nur die feuchten Äste im Kamin knackten vor sich hin.
«
Ich
werde mit ihnen reden», sagte Robin.
George lächelte und schüttelte den Kopf. «Dafür bist du nicht der Richtige, Robin. Du redest, bevor du nachdenkst, wenn du erlaubst, dass ich das mal so offen sage.»
«Ich erlaube es
nicht
, George, ich erlaube
über haupt
nichts.»
«Du bist müde», sagte Alexandra freundlich. «Du bist müde und aufgeregt.»
«Ja, allerdings, da hast du verdammt recht, ich
bin
aufgeregt. Der Arsch da draußen behauptet, ich sei das heimtückische Böse in Menschengestalt. Da darf man sich doch wohl aufregen, oder?»
«Das meinte ich nicht.»
Robin stand mit dem Rücken zum Fenster und hielt sich mit beiden Händen am Fensterbrett fest. «Und deshalb gehe ich jetzt allein da raus.»
«Das ist wirklich unklug», sagte Vivvie, an alle gerichtet.
Max räusperte sich. «Ich würde vorschlagen –»
«
Du
…» Robin machte ein paar Schritte auf ihn zu. «Du hast mir nicht zu sagen, was unklug ist und was nicht. Und du …» Er zeigte mit dem Finger auf Vivvie. «Wenn du und dein verdammtes loses Mundwerk nicht wären –»
«Robin …» George nahm ihn am Arm, Robin schüttelte ihn ab.
Vivvie sagte: «Robin, ich danke dir, dass du nicht den Ausdruck
gott
verdammtes …»
«Halt deinen verdammten Mund!»
Robin sah, dass es wieder angefangen hatte zu regnen. Die Rinnsale liefen an der Fensterscheibe herunter.
Er zog seinen Pullover aus.
Das Gatter zum Hof von St. Michael war verschlossen. Zwischen den kahlen Bäumen konnte man im Haus Lichter sehen, man konnte auch den Umriss einer Scheune erkennen. Aber die Kirche war nicht zu sehen. Die Gemeinde formte einen Halbkreis um Ellis. Die zwei Männer mit den Fackeln standen zu beiden Seiten des Gatters.
Ein weißes, hölzernes Kreuz wurde emporgehalten – es war beinahe mannshoch wie das in dem Garten an der Straße nach Walton.
Merrily bekam einen einzelnen Tropfen ab. Regenschirme wurden aufgespannt: große, gestreifte Golfschirme. Ein Kameramann ließ sich auf ein Knie nieder, als hätte er Gott gefunden, aber er wollte nur einen günstigen Winkel finden, damit Ellis mehr wie ein Prophet aus dem Alten Testament aussah.
Perfide, wie Ellis darauf reagierte. Eine Art Zittern schien ihn zu durchlaufen, wie ein unsichtbarer Blitz, dann erstarrten seine breiten Lippen wieder zu einer angespannten Grimasse.
«Freunde, spürt ihr das
Böse
? Spürt ihr das Böse an diesem Ort?» Und dann schrie er in den Nachthimmel: «Oh Herr, unser Gott, wir bitten Dich, hilf uns, diese Krankheit auszumerzen. Du, der Du Deinen glorreichsten Krieger geschickt hast, Michael, um den Drachen zu bezwingen, den Teufel, den Feind. Oh Herr, jetzt, da das teuflische Böse erneut zurückgekehrt ist, bitten wir Dich, uns dabei zu helfen, diese Verehrer der Sonne und des Mondes und der gehörnten Götter der Finsternis zu vertreiben. Oh Herr,
hilf uns
, wir bitten Dich,
hilf uns
!»
Der Ruf wurde aufgenommen. «Hilf uns!
Hilf uns,
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