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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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zeigen.»
    Merrily lächelte. «Und mittendrin ist es dann plötzlich   … echt geworden.»
    «Wie auf Wolke sieben. Wie nach ’ner halben Flasche Wodka. Nein, stimmt gar nicht. Ich mein, ich hab mich so geschämt. Gefreut, aber auch geschämt. Ich hab mich vor mir selbst geekelt – vor dem, was ich war und was ich bin. Ich wollte   … wie heißt das nochmal   …?»
    «Vergebung?»
    «Das ist ’n großes Wort.»
    «Ist auch ’ne große Sache.»
    «Wissen Sie, danach bin ich rausgegangen und hab mich übergeben, gleich am Zaun. Hab mich hundeelend gefühlt bei dem ganzen Selbsthass, der da aus mir rauskam. Danach hab ich mich irgendwie   … leichter gefühlt. Und dann kam diese Dame rüber, ich weiß nicht, wie sie heißt, aber wir sind dann in ihr Haus gegangen. Ein paar andere Frauen sind auch noch mitgekommen,die waren alle wirklich nett. Ich hab fast die ganze Zeit geweint.»
    Merrily nickte und blies den Zigarettenrauch aus. Sie wusste, wie schwer vorstellbar es war, dass es so schnell passieren konnte, wenn man es nicht selbst erlebte hatte, aber es kam vor. Und es passierte vor allem Menschen, die in einer Krise steckten, Menschen mit Depressionen und – überraschenderweise – wütenden, zynischen Menschen.
    «Ich hab gemerkt, dass ich mit denen reden kann. Ich hab denen Sachen erzählt, über die ich seit London nich mehr geredet hab. Persönliche Sachen. Eine von ihnen hat gesagt: ‹Ich wusste, dass Sie in Schwierigkeiten sind, als ich Sie mit diesem Mann gesehen hab.›»
    «Robin Thorogood.»
    Marianne schüttelte sich. «Ich dachte,
ich
hätte
ihn
angemacht. Aber er hat mit mir gespielt. Das ist ein böser Mensch, Merrily. Er hat das Schlechte und Lüsterne in mir zum Vorschein gebracht.»
    «Wer hat das gesagt, dass er böse ist?»
    «Stand doch in der Zeitung. Sie haben mir die Zeitung gebracht   … gestern.»
    «Wer?»
    «Eleri, von der Post. Und Judy Prosser. Ich war Sonntag in der Kirche – in der Halle   –, und es war ganz toll, ich war wieder wie durchgepustet, echt. Und danach bin ich Vater Ellis vorgestellt worden, und der hat gesagt: ‹Ich sehe, dass Sie in großen Schwierigkeiten sind. Ich fühle, dass Sie dem Bösen ausgesetzt waren.› Und da hab ich wieder geheult, und da hat er meine Hand genommen und mit dieser freundlichen, weichen Stimme gesagt: ‹Kommen Sie wieder zu mir, wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie bereit sind, sich von dieser Krankheit befreien zu lassen.› Und am nächsten Tag ist Eleri mit der Zeitung vorbeigekommen, und da war er,dieser Robin, man konnte das Böse in seinem Gesicht richtig sehen. Ich bin ein bisschen hysterisch geworden, als ich das Foto gesehen hab. Er war genau, wie sie gesagt haben.»
    «Und was ist dann passiert?»
    «Sie haben mich mit in die Dorfhalle genommen. Und da war Vater Ellis.»
    «Haben sie Ihnen gesagt,
wozu
Sie in die Halle gehen sollten?»
    «Was?»
    «Ist unwichtig. Vater Ellis   …?»
    «Er war ganz in Weiß. Er sah aus wie ein Heiliger, ich hab mich so getröstet gefühlt. Ich hab genau gemerkt, dass ich in guten Händen bin, in den Händen eines lebenden Heiligen. Wir haben uns hingesetzt, und Vater Ellis hat das mit dem Dämon erklärt, den Robin in mich hat hineinfahren lassen.»
    «Das waren seine Worte?»
    «Als er den Dämon erst mal in mir drin hatte, wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben, er hat mich einfach weggestoßen.»
    «Robin?»
    «Er hat mich weggestoßen, und ich bin auf die Straße gefallen. Das hat der Dämon gemacht. Als der Pub dann zu war, hatten Greg und ich Sex, das war ein ganz schreckliches Gehoppel. Ich hab ihn beleidigt, ich hab ihn richtig erniedrigt. Ich hab geschrien: ‹Los, gib’s mir, du geile Sau. Los, das schaffst du schon.› Armer Greg. Da ist bei ihm gleich zappenduster, wenn man schmutzige Dinge sagt. Aber das war auch gar nicht
ich
. Ich weiß, dass das nicht ich war. Das war der
Dämon

    «Hat Vater Ellis das gesagt?»
    «Er hat gesagt, er könnte mich von ihm befreien, aber es würde nicht einfach sein, und ich müsste verstehen, dass ich mich dafür dem Heiligen Geist hingeben muss. Er hat gesagt, das ist ein verdorbenes Wesen und es muss raus   … wie ein fauler Zahn.»
    «Sie meinen   … aus Ihrem Mund?», fragte Merrily.
    Marianne senkte die Augen. Dann sah sie Merrily vorwurfsvoll an. «Judy hat gesagt, Sie sind gekommen, um hinter Vater Ellis herzuspionieren.»
    «Ich bin geschickt worden, um ihn zu unterstützen», sagte Merrily. «Vom Bischof. Der

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