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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Ellis. Hier und da wurde geklatscht. «Aber unsere Arbeit ist noch nicht getan.»
    Er sagte ihnen, sie müssten darum beten, dass der heilige Michael sich einschaltete, um seine Kirche aus den Händen des Satans zu befreien, aus den Händen des roten Drachen. Wenn sie beteten, wenn ihr Glaube stark genug wäre, würde der Teufel heute Abend keinen Erfolg haben. Dann werde der Herr eingreifen.
    Ein Schaudern lief durch die Halle, man hörte zaghafte Seufzer.
    «Gott», Ellis stand plötzlich mit steif ausgebreiteten Armen da, «erhebt sich.»
    Ein Mann stand auf, ebenfalls mit ausgebreiteten Armen, ein Spiegelbild des Pfarrers. Andere folgten seinem Beispiel.
    Dann streckten sich Hunderte von Armen zur Decke.
    Eine Frau begann «Gott, Gott, Gott, Gott, Gott!» zu murmeln, es klang beinahe orgiastisch.
    Merrily bemerkte, dass sie die Einzige war, die noch saß, und stand ebenfalls auf. Ellis – der wissen musste, dass es so gut wie vorbei war, dass es keine Paranoia, keinen Exorzismus mehr geben würde – schien wieder zu leuchten, seine Augen sahen aus wie Nebelscheinwerfer, und sie waren durch den Wald erhobener Arme   … direkt auf sie gerichtet.
    «Gott erhebt sich!»
, knurrte Ellis.
     
    Merrily verließ die Dorfhalle. Er wollte ihr demonstrieren, dass seine Macht auch in der Niederlage ungebrochen war. Dass der Heilige Geist auf
seiner
Seite war.
    «Ein bemerkenswerter Mann, Mrs.   Watkins», sagte Judith Prosser.
    Sie stand in ihrem langen schwarzen Mantel vor der Halle.
    «Ja», gab Merrily zu.
    Judith schloss vorsichtig die Tür. Sie lächelte Merrily mit schief gelegtem Kopf an. «Ich vermute, Sie haben Ihre Entscheidung getroffen?»
    «Wie bitte?»
    «Ihren ‹umgekehrten Exorzismus›», sagte Judith, «die Motte im Glas.»
    «Oh. Ja.»
    «Jeffery wird jetzt auf dem Weg zu seiner Jagdhütte sein. Aber vielleicht war das doch keine gute Idee.»
    In der Dorfhalle wurde jetzt gesungen. Es würde mit dem Singen in Zungen enden. Ellis und seine Anhängerschaft waren für eine Weile unter Kontrolle. Jane ebenfalls, bei Gomer und Sophie. Merrily hatte noch ein paar Stunden, bevor sie in St.   Michael erwartet wurde. Sie ging hinaus in die Kälte und blickte auf den schwachen Schein des Dorfes hinunter. Sie fror in Janes Dufflecoat.
    «Gut», sagte sie. «Gehen wir.»

49
Kaschmir und Tweed
    Jane hatte Gomer noch nie so gesehen, allerdings hatte sie die Geschichten gehört. Die Legende.
    Die Zigarette glühte drohend zwischen seinen Zähnen wie ein Rubin im Gesicht eines indianischen Götzen, als er den Minibagger in die Mitte des Feldes fuhr, wo die Erde aufgeschüttet worden war. Der Bagger hatte die Größe eines Aufsitz-Rasenmähers. Er sah aus wie ein großes gelbes Spielzeug. Nevs Lastwagen parkte ein paar Meter weiter hinten, mit laufendem Motor und ausgeschalteten Scheinwerfern. Daneben stand Gomers Landrover, in dem Sophie saß.
    In jeder anderen Situation hätte Jane das alles äußerst spannend gefunden, aber heute wollte sie nur, dass es vorbei war und Mom wiederauftauchte.
    Das Grundstück gehörte den Prossers. Die Archäologen hatten überall Gräben ausgehoben, und dann war der dicke Nev beauftragt worden, Tonnen von ausgehobener Erde wieder an ihren alten Platz zu bringen. Gomer hatte hier gestern mit Mom eine Stelle gefunden, an der die Arbeit nicht ordentlich zu Ende gebracht worden war. Jedenfalls nicht so, wie Gomer es Nev beigebracht hatte. Nicht nach den Standards von Gomer Parry, Landwirtschaftsdienste.
    Gomer hatte sich deshalb mit Nev angelegt. Nev hatte darauf ziemlich beleidigt gesagt, er hätte einen verdammt guten Job gemacht und alles perfekt aufgeschüttet und geglättet hinterlassen.
    Jetzt konnte es zwar sein, dass Gareth Prosser an dieser Stelle ein paar Schafe vergraben hatte, aber diese Felder waren eigentlich keine Schafweiden.
    «Eirion!», schrie Gomer. «Tu mir einen Gefallen, Junge, fahr den Landrover ein paar Meter zurück, damit wir die Aufschüttung sehen können.»
    «O.   k.» Eirion rannte durch den Matsch.
    «Jane!», rief Sophie aus dem Landrover. «Entweder kommst du jetzt her, oder ich komme dich holen.» Sie wusste genau, dass Jane sich gern weggeschlichen hätte, um festzustellen, ob bei der Kirchenruine auf der anderen Seite des Flusses alles hell erleuchtet war.
    «Oh, Sophie, Gomer braucht doch meine Hilfe.»
    «Wie du willst.» Die Beifahrertür öffnete sich, und ein Patschen war zu hören.
    Jane grinste. Sophie war nicht der Typ, der Gummistiefel

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