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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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abschließen, Libby», sagte Ellis zu der Arzthelferin.
    «Das mache ich, Vater.»
    Ellis sah über Merrily hinweg, hielt ihr die Tür auf und sagte: «Nach Ihnen.» Sie bewegte sich nicht von der Stelle. «Bringen Sie mich nicht dazu, die Polizei hereinzurufen», sagte Ellis.
    «Nick, könnten Sie mir ein paar Dinge erklären?»
    «Gute
Nacht

    «‹Ich bin ein Bruder der Drachen›», sagte Merrily.
    «Gehen Sie», sagte er, ohne sie anzusehen.
    «Das Buch Hiob.»
    «Ich
kenne
das Buch Hiob.»
    Der Lärm von der Straße drang ins Haus, ungewöhnliche Klänge für Old Hindwell.
    «Ich glaube, Ihr richtiger Name ist Simon Wesson», sagte Merrily. «Sie sind mit Ihrer Mutter und Ihrer Schwester Mitte der siebziger Jahre in die Staaten ausgewandert, nachdem Ihr Stiefvater gestorben war. Dort hat Ihre Mutter einen evangelikalen Prediger geheiratet, der Marshall McAllman hieß. Später sind Sie sein persönlicher Assistent geworden. Er hat ziemlich viel Geld gemacht, bevor er entlarvt wurde und in Ungnade gefallen ist. Damals hat sich Ihre Mutter von ihm scheiden lassen – das war eine ziemlich ertragreiche Trennung, nehme ich an.»
    Sie konnte ihn nicht ansehen, während sie all das sagte. Was war, wenn das alles doch nicht stimmte? Wenn Jane und Eirion die falsche Person gefunden hatten und der Journalist, dessen Stimme Sophie aufgenommen hatte, über jemanden sprach, der gar nichts mit Nicholas Ellis zu tun hatte?
    «McAllman hat sich auf kleine Dorfgemeinschaften konzentriert, und er hat ausgiebig recherchiert, bevor er seine Show abgezogen hat. Für die Informationsbeschaffung hat er sogar Leute bezahlt. Wenn er in den Dörfern ankam, hat er sich anfänglich immer sehr reserviert gegeben   …»
    «Marshall war cool, überhaupt nicht so, wie man sich einen Geistlichen vorstellt
»
, hatte der Journalist Sophie erzählt,
«er hat sich Dörfer ausgesucht, die sozusagen darbten, und hat ihnen den Tisch reich gedeckt, und dann hat er sich ein Hotel gesucht, sich gemütlich zurückgelehnt und gewartet, bis sie schnuppernd und lechzend zu ihm gekommen sind   …»
    «…   aber diese Reserviertheit hat seine Aura sogar noch verstärkt. Sie sind zu ihm gekommen – die Würdenträger, die Geschäftsleute, die, die was zu sagen hatten   –, und er hat verraten, fast widerstrebend, was der Heilige Geist ihm über sie eingegeben hatte, über ihr Leben, über ihre Vergangenheit und über ihre Zukunft   … und hat sie davon überzeugt, dass sie und ihr Dorf von allen möglichen Dämonen besessen sind.»
    Merrilys Blick war auf ein Poster gerichtet, das die Symptome von Meningitis darstellte. Sie sprach mit leiser Stimme, und aus dem Augenwinkel sah sie, dass Libby, die Arzthelferin, angestrengt versuchte zuzuhören, während sie vorgab, hinter ihrer kleinen Luke Papiere zu sortieren.
    «Immer nahmen die Einheimischen Marshall in ihre Gemeinschaft auf und flehten ihn an, ihre Dämonen und die ihrer Kinder auszutreiben, vor allem die ihrer Töchter, dieser eigensinnigen Geschöpfe. Das ist schließlich immer noch besser als eine Abtreibung. Wo er hinkam, wurde er als Prophet und Held gefeiert, aber er ist nur an ausgewählte Orte gegangen, an kleine, abgelegene, hoffnungslose Orte.»
    Die Schrift auf dem Meningitis-Poster verschwamm vor ihren Augen. Dann drehte sie sich um und sah Ellis an, der nur verächtlichdie Nase rümpfte. Aber Merrily sah, dass seine Hand, die den Türgriff umklammerte, weiß geworden war.
    «Er hat Ihnen eine Menge über die Psychologie dörflicher Gemeinschaften beigebracht, Nick. Und über Manipulation. Und er hat Ihnen die innere Stärke gegeben, in dieses Land zurückzukommen und es mit Ihrem verhassten, immer noch rachsüchtigen Stiefbruder aufzunehmen.»
    Sie wartete.
    Ellis drückte die Tür wieder ins Schloss.
     
    Jane sah Gomer an der Bar des
Black Lion
mit einem dicken Mann von ungefähr dreißig Jahren reden. Der Typ trug ein Karohemd, das ihm bis zu den Knien reichte. Sie saßen an dem Tisch neben der Tür, und Sophie raffte ihren teuren, eleganten Kamelhaarmantel auf ihren Knien zusammen, vermutlich, um ihn vor der Zugluft zu schützen.
    «Ich würde euch zwei ja mit zurück nach Hereford nehmen, wenn ich davon ausgehen könnte, dass ihr dann auch im Büro bleibt.»
    «Auf keinen Fall.» Jane riss eine Tüte Chips auf und streckte die Beine aus.
    «Hier
verpasst
ihr nichts, Jane», sagte Sophie. «Letztlich geht es doch nur um zwei besessene Männer und die Feindseligkeit, die

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