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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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trug.
    Die Schaufel des kleinen Baggers tauchte in die weiche Erde ein wie ein Löffel in Schokoladenpudding.
    «Das ist doch lächerlich.» Sophie stapfte über das Feld heran, ihr Kamelhaarmantel hatte schon die ersten Schlammspritzerabbekommen. «Wie konnte ich mich nur einverstanden erklären, mit euch   …»
    «Sie haben sich ja gar nicht einverstanden erklärt. Wir haben Sie ja praktisch mit Gewalt hierhergezerrt. Tut mir leid, Sophie. Sie waren heute wirklich   … brillant.»
    «Halt lieber den Mund, Jane.»
    «Wir hätten es ja der Polizei erzählen können, aber die hätte vor morgen doch nichts gemacht, weil sie sich erst mal eine Befugnis hätte besorgen müssen.»
    «Aufpassen», rief Gomer. Der Arm des Baggers schwang herum, und die Schaufel tauchte erneut mit einem schmatzenden Geräusch in die Erde. Jane fragte sich, ob Minnies ärgerlicher Geist Gomer jetzt sehen konnte.
    Die Schaufel erzitterte mit einem Dröhnen. Gomer fluchte. Die ganze Maschine bockte, und Gomer schwang sich aus dem Sitz wie ein Cowboy vom Pferd. Er drehte sich um und spuckte seine Zigarettenkippe aus. «Eirion! Hol ma die Fackel, damit wir sehn, was da is.»
    Aber es war nur ein großer Stein, zu groß, als dass der Bagger ihn hätte heben können. Gomer und Eirion mussten ihn mit eigener Kraft wegräumen. Es dauerte eine Ewigkeit; und sie wurden von oben bis unten schmutzig.
     
    Ungefähr eine halbe Stunde später war ein neuer, über einen Meter hoher Erdwall rechtwinklig zu dem entstanden, den sie abtrugen. Die Szenerie erinnerte an Schützengräben aus dem Ersten Weltkrieg. Jane ging zum Bagger hinüber.
    «Gomer, wie wäre es, wenn Sophie und ich versuchen festzustellen, was mit Mom ist? Wär das o.   k.?»
    «Sicher.» Im Licht der Scheinwerfer konnte man auf Gomers Brillengläsern einen bräunlichen Staubfilm sehen. «Wir komm hier nich schnell voran. War wahrscheinlich sowieso ’ne blödeIdee, un dann müssen wir das ganze Zeug ja noch wieder zurückschaufeln, bevor wir gehen.»
    «Es war einen Versuch wert, Gomer. Wir kommen wieder, sobald wir   –»
    «Mr.   Parry!» Eirion wandte das Gesicht von der ausgehobenen Grube ab.
    «Wasn?»
    «Oh verflucht, Mr.   Parry.» Eirion stapfte eilig über den lehmigen Boden. Er stellte die Lampe ab und hielt sich die schmierigen Hände vor den Mund. Jane hörte, wie er sich erbrach, wie das Erbrochene auf den Boden klatschte.
    Gomer war aufgesprungen und griff nach der Lampe. «Bleib, wo du bist, Jane. Bleib
da

     
    Jane erstarrte. Nach ihren krassen Bemerkungen nach Mumfords Besuch und den Radiomeldungen wäre es ihr recht geschehen, diesen Horroranblick aushalten zu müssen. Stattdessen hatte es Eirion getroffen.
    Sophie kam zu ihr. «Was ist denn?»
    «Sie haben was gefunden.»
    «Dann sollten wir die Polizei rufen.»
    «Er muss erst sichergehen, Sophie.»
    Aber Gomer war gar nicht in der Lage, sicherzugehen. Das war nur
sie
. Ein kaltes Gefühl stieg in Jane auf.
    Also würde sie den Anblick doch aushalten müssen.
    «’tschuldigung.» Eirion kam zurück. Seine Baseballkappe war weg. In seinem Gesicht glänzten Lehmspuren und Schweiß. Um seinen Mund waren rührend kindliche Matschstreifen, wo er sich mit dem Handrücken abgewischt hatte.
    «Das war unverzeihlich.»
    «Irene   …?»
    «Ich glaube, es lag am Geruch.» Er schüttelte sich. «Ich habemeine Hand in diesen Erdspalt gesteckt, und dann ist die Seitenwand der Grube eingebrochen, und   … oh Gott.» Er wandte sich ab und fuhr sich mit seinen schmierigen Fingern durchs Haar.
    Gomer kam zurück, um den Spaten zu holen.
    «Und?», fragte Jane und erschrak darüber, wie dünn ihre Stimme klang.
    «Wart’s ab», sagte Gomer.
    Sophie sagte klar und deutlich: «Und, Mr.   Parry? Ist es das, was wir befürchten?»
    «Hmhm   … kann sein.»
    «Oh, geht es vielleicht ein bisschen genauer? Geben Sie mir die Lampe!» Sophie griff nach der Lampe und stapfte durch den Matsch.
    Gomer folgte ihr mit dem Spaten und rief über seine Schulter: «Du bleibst, wo du bist, Mädchen, ’s gibt nichts, was du tun kannst.»
    «Ich glaube doch», sagte Jane kläglich. Sie schlitterte hinter Gomer her. Eirion machte einen Satz in den Matsch und packte sie am Arm.
    «Nein   …»
    «Irene, ich bin die Einzige von uns, die sie selbst gesehen hat.»
    «Jane, glaub mir   … das nützt auch nichts.»
    «Was?»
    Selbst über das Dröhnen der drei Motoren hinweg hörte Jane Sophies Stöhnen. In den sich kreuzenden

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